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Wärm sie treu zum National^rin cip gestanden, sie hätten
ruhig sein mögen jedem Wechsetsall gegenüber. Sie thaten es
nicht; darum mußten sie auch beben vor dem verleugneten Prin-
cip, mußten Jakobinismusgespenster sehen, wo es sich regte, muß-
ten schimpflich durch's Joch kriechen, einer nach dem an-
dern, und endlich doch an ihr Volk appellieren.
Sie glaubten sich erlöst, als der Jakobinismus siel, als
die neue französische Regierung so ganz auf die gewöhnlichen
Gelüste und Gebräuche der Cab inets kriege sich einließ. Ihre
kurzsichtige Staatskunst ahnte nicht, daß ihre tiefste Demüthiguug
erst von jetzt an beginne. Im Augenblick, wo Frankreich im
Westen zugriff, im Augenblick, wo Rußland sich Polen zueig-
nete, fanden die deutschen Cabinete keine bessere Politik, als
Separatfrieden mit Frankreich, Neutralitätserklärun-
gen, Bündniß mit Rußland!
Das Regiment der Mäßigung in Frankreich erwies sich sehr
bald angrisfsfähiger und angriffslustiger, als das gefürchtete
Jakobinertum. Bald (1795) standen seine neugeschaffenen Heere
auf deutschem Reichsboden, seine Alliirten saßen auf den Stühlen
der deutschen Cabinete.
Längst schon hatte gegenseitiges Mißtrauen alle Kraft des
p r e u ß if ch - ö st err e ich i s che n H eercs gelähmt; im Jahre 1795
kam es zum Aeußersten, zur Lossage Preußens vom Reichs-
krieg, zum Baseler Frieden. Der Norden von Deutschland er-
klärte sich für unbetheiligt am Schicksal des Südens, hielt seine
Heerstraßen den französischen Angrifsscolonnen offen, ver-
stattete ihnen freien Bezug der Kriegsbedürfniffe, während dem
Reichs Heer der Boden jenseits der Demarkationslinie verboten
sein sollte! Für diese „Neutralität" warb Preußen emsig Bundes-
genossen unter den deutschen Fürsten und fand sie. Kurfürsten
und Fürsten nahmen seine „guten Dienste" an.
In dieser Stunde gieng das deutsche Reich in Stücke, in
dieser Stunde schon wurde der Rheinbund geboren. Welcher
Halt blieb denn noch den kleineren Reichsgliedern, seitdem der
Verrath an der Nation von den größten offen bekannt war?
Von den größten; denn schlug sich auch das Haus Habsburg
Wärm sie treu zum National^rin cip gestanden, sie hätten
ruhig sein mögen jedem Wechsetsall gegenüber. Sie thaten es
nicht; darum mußten sie auch beben vor dem verleugneten Prin-
cip, mußten Jakobinismusgespenster sehen, wo es sich regte, muß-
ten schimpflich durch's Joch kriechen, einer nach dem an-
dern, und endlich doch an ihr Volk appellieren.
Sie glaubten sich erlöst, als der Jakobinismus siel, als
die neue französische Regierung so ganz auf die gewöhnlichen
Gelüste und Gebräuche der Cab inets kriege sich einließ. Ihre
kurzsichtige Staatskunst ahnte nicht, daß ihre tiefste Demüthiguug
erst von jetzt an beginne. Im Augenblick, wo Frankreich im
Westen zugriff, im Augenblick, wo Rußland sich Polen zueig-
nete, fanden die deutschen Cabinete keine bessere Politik, als
Separatfrieden mit Frankreich, Neutralitätserklärun-
gen, Bündniß mit Rußland!
Das Regiment der Mäßigung in Frankreich erwies sich sehr
bald angrisfsfähiger und angriffslustiger, als das gefürchtete
Jakobinertum. Bald (1795) standen seine neugeschaffenen Heere
auf deutschem Reichsboden, seine Alliirten saßen auf den Stühlen
der deutschen Cabinete.
Längst schon hatte gegenseitiges Mißtrauen alle Kraft des
p r e u ß if ch - ö st err e ich i s che n H eercs gelähmt; im Jahre 1795
kam es zum Aeußersten, zur Lossage Preußens vom Reichs-
krieg, zum Baseler Frieden. Der Norden von Deutschland er-
klärte sich für unbetheiligt am Schicksal des Südens, hielt seine
Heerstraßen den französischen Angrifsscolonnen offen, ver-
stattete ihnen freien Bezug der Kriegsbedürfniffe, während dem
Reichs Heer der Boden jenseits der Demarkationslinie verboten
sein sollte! Für diese „Neutralität" warb Preußen emsig Bundes-
genossen unter den deutschen Fürsten und fand sie. Kurfürsten
und Fürsten nahmen seine „guten Dienste" an.
In dieser Stunde gieng das deutsche Reich in Stücke, in
dieser Stunde schon wurde der Rheinbund geboren. Welcher
Halt blieb denn noch den kleineren Reichsgliedern, seitdem der
Verrath an der Nation von den größten offen bekannt war?
Von den größten; denn schlug sich auch das Haus Habsburg