DOI Heft:
Martin Haizmann. Ein Bild aus dem neuen Bauernkriege
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0021
7
Es erschien der Herbst, wo der Bauer ruhig sein Feld be-
sorgle, und der Winter, wo er Zeit hatte, über den begon-
nenen Handel nachzudenken. Jn diesen stillen Tagen sprach man
aus dem sanktpeterst'chen Schwarzwalde viel von den
Hauensteinern und Frikthalern, wie muthig sie seien, wie stand-
haft sie ihre Sache verfolgten und sich nicht bewegen ließen, den
bösen Pfenning zu bezahlen. Jn diesen Tagen geschah's denn
auch, daß der Haizmann durch seinen Meister „die Conspi-
ration erfuhr."
Wolf Schwer auf der Spirzen freiburgischer Unter-
than, war ein schlauer, verwegener Mann, der sich ungescheut
eines Todschlages rühmte, daheim und bei seinen Nachbarn auf-
rührerische Reden führte, auf den Abt von St. Peter schimpfte
und sich so gebahrte, daß man ihn mehrfach als „das Haupt
der Unzufriedenen" bezeichnete. Schon seit Längerem hatte er
da und dort davon gesprochen, „wie man's machen müße,
um die Last der Herren abzuschütteln.^
Seine nächsten Nachbarn, die Spirzen-Bauern, waren
ihm meistens zugethan, den eifrigften Förderer der Verschwörung
fand er aber in Martin Haizmann, seinem Knechte, einem
österreichischen Unterthan aus Neukirch im Tribergischen. Er
scheint diesen entschlosfenen Menschen vorangestellt zu haben,
um im Stillen desto sicherer zu wirken, oder im Falle des Miß-
glückens sich leichter aus der Gefahr zu ziehen.
Haizmann, der Sprößling einer angesehenen Familie dor-
tiger Gegend "h, gewann nach und nach vierundvierzig Leute,
welche „ihm zusagten, um einen rechten Bauernkrieg zu
beginnen", und im März 1613 zählte er als Theilnehmer schon
die Bauern von Ror, von Waldau und Buchenbach, wie
ihre Nachbarn im Jbenthale, in der wilden Gutach und
9) Die Spirzenach ist das Bergwasser, welches vom Turner nach der
Wagensteige herabfällt. Man unterscheidet die Gegend „in der Spirzen"
sdas Spirzenthal) und die anstoßende „auf der Spirzen" (die Höhen und
Halden am Spirzenkvpf).
10) Sein Vetter Martin Haizmann 'ar sanktpeter'scher Vogt, „ein
aufrechter, redlicher, wahrhaftiger Mann."
Es erschien der Herbst, wo der Bauer ruhig sein Feld be-
sorgle, und der Winter, wo er Zeit hatte, über den begon-
nenen Handel nachzudenken. Jn diesen stillen Tagen sprach man
aus dem sanktpeterst'chen Schwarzwalde viel von den
Hauensteinern und Frikthalern, wie muthig sie seien, wie stand-
haft sie ihre Sache verfolgten und sich nicht bewegen ließen, den
bösen Pfenning zu bezahlen. Jn diesen Tagen geschah's denn
auch, daß der Haizmann durch seinen Meister „die Conspi-
ration erfuhr."
Wolf Schwer auf der Spirzen freiburgischer Unter-
than, war ein schlauer, verwegener Mann, der sich ungescheut
eines Todschlages rühmte, daheim und bei seinen Nachbarn auf-
rührerische Reden führte, auf den Abt von St. Peter schimpfte
und sich so gebahrte, daß man ihn mehrfach als „das Haupt
der Unzufriedenen" bezeichnete. Schon seit Längerem hatte er
da und dort davon gesprochen, „wie man's machen müße,
um die Last der Herren abzuschütteln.^
Seine nächsten Nachbarn, die Spirzen-Bauern, waren
ihm meistens zugethan, den eifrigften Förderer der Verschwörung
fand er aber in Martin Haizmann, seinem Knechte, einem
österreichischen Unterthan aus Neukirch im Tribergischen. Er
scheint diesen entschlosfenen Menschen vorangestellt zu haben,
um im Stillen desto sicherer zu wirken, oder im Falle des Miß-
glückens sich leichter aus der Gefahr zu ziehen.
Haizmann, der Sprößling einer angesehenen Familie dor-
tiger Gegend "h, gewann nach und nach vierundvierzig Leute,
welche „ihm zusagten, um einen rechten Bauernkrieg zu
beginnen", und im März 1613 zählte er als Theilnehmer schon
die Bauern von Ror, von Waldau und Buchenbach, wie
ihre Nachbarn im Jbenthale, in der wilden Gutach und
9) Die Spirzenach ist das Bergwasser, welches vom Turner nach der
Wagensteige herabfällt. Man unterscheidet die Gegend „in der Spirzen"
sdas Spirzenthal) und die anstoßende „auf der Spirzen" (die Höhen und
Halden am Spirzenkvpf).
10) Sein Vetter Martin Haizmann 'ar sanktpeter'scher Vogt, „ein
aufrechter, redlicher, wahrhaftiger Mann."