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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Juden in Konstanz. Nach den Urkunden des dortigen Stadtarchives
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0038
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was ihnen zum Aufbewahren gegeben worden, beim Rathe zu
hinterlegen. Als dies aber kanm die Hälfte der geforderten
Summe ausmachte, wollte man sie verbrennen. Da erschie-
nen Juden von Zürich und Schafhausen, unter Begleitung des
Grafen Hans von Lupfen, und machten einen Vergleich mit der
Stadt, wonach die Juden den Venediger Wechsel behalten, da-
gegen in die kaiserliche Kanzlei 2000 Gulden baar, und an den
Pfändern des Kaisers bis Martini 1431 in zwei Zielern 8000
Gulden abtragen sollten. Hicrauf wurden die Gefangenen ihrer
Haft wieder entlassen.

Diese Vorgänge stellt die alte Stadtchronik viel aus-
sührlicher dar, als die vorigen Judenverfolgungen. Wir theilen
ihre lakonische Erzählung in Folgendem auszugsweise mit.

„Desselbigen Jares (1430), umb unser Frouen Tag im
Ougsten, do wurdent zu Kostenz gar wunderlich Löuf. Es
warent daselbs die Juden gefangen by 83, und hatt' man sie
ze Rafensburg, ze Lindow und ze Ueberlingen verbrennt. Und
hatte unser Herr der Künig den Stätten geboten, sie zu bren-
nen und ihr Guet ihm ze bebalten, von des Mords wegen an
dem Knaben zu Rafensburg. Also zeigten die von Kostenz ouch
Muet, ihre Juden ze brennen. Das verzoch sich aber so lang,
daß man sie wieder ließ gohn in der Statt und-einen Teil dar-
von loufen. Und doch hatten sie einem Nat geschworen, Lib
und Guet nit ze verändern."

„Nun wollll es die Gemeinde dunken, wie ein Rat die
Sach' unredlich verhandlete, daß sie groß' Zwifel hatt' und das
Ding sie gar sehr verdroß. Und uf eine Nacht sammletent sich
die von Stadelhofen uf der Schnezbruck. Des wurdent etlich'
der Gewaltigen gewahr und hättent sie gern gestilltz aber die
Ledergerber luffent zue etlicken Zunftmeistern umb Hilf."

„Do sprachent die Rät' zue ihn'n: Lieben Fründ, was
gebricht üch? Sie entwurtent, man gienge nit recht mit den
Sachen umb und lasse die Zuden hinweg gegen des Künigs
Gebott. Do kament ander' Zünft' zue ihn'n und ward ein groß
Gelöuf in der Statt nnd giengent über die Juden, fielent
in ihr' Hüser mit Gewalt und fiengent sie."
 
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