Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

DOI Heft:
Eine Fahrt und Wanderung durch´s Pfinzthal
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0130
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
116

Markgraf Rudolf I von Baden war's, ein Mann von über-
legten Planen znr Bergroßerung seines Hauses. Er grifs ge-
waltig um sich während der kaiserlosen Zeit, fügte sich aber,
nachdem wieder ein Reichshaupt erkoren war, uud setzte fetzt
durch Verträge und Rechtsgänge in's Werk, was er früher mit
der Faust begonnen.

Dergestalt kam es, daß ihm die Familie von Roßwag ihr
„Schloß.und Dorf Grezingen mit allen Zugehörten" als
stiftweißenburgisches Lehen verkaufsweise abtrat^). Von dem
an wohnte der Markgraf östers auf unserer Burg, deren weite
Aussicht ihm behagen mochte, wne sene auf dem Eberstein!

Er übersah von diesen Höhen den weiten Ufgau, die alte
kalwisch-ebersteinische Heimath, worin sich seine Väter so warm
gebettet, und welche das Herz seines Fürstentumes umschloß.
Unter den Fensterbogen von Grezingen und Eberstein
mochten sich die Entwürfe der Ergänzung und Abrundulrg am
besten zum Beschlusse dcr Ausführung gestalten.

Die kleine Herrschaft Grezingen war also der Mark-
grafschaft einverleibt und konnte dabei rmr gewinnen; denn die
Markgrafen wußten dasjellige, was andere Herren daselbst
besaßen, allmälig an sich zu bringen, wodurch sich die Verhält-
nisse der.Gemeinde immer mehr vcreinfachten und ordlleten, was
den jeweiligen Zuwachs neuer Steuern wohl etwa aufwiegen
mochte. Werfen wir einen Blick auf das damalige Dors.

Grezingen war eine alte Pfarrgemeine mit wohlbewid-
meter Kirche, deren Patronatsrecht der Deutschordens-Commende
zu Heimbach gehörte. Es bestnnden dabei zwei Kaplanei'en
mit cigenen Wohnungen, wovou sich aber nur das s. g. Frühmeß-
oder St. Barbara-Pfründhaus erhielt. Diese Verhältnisse währteli
bis zur Reformation, wo Markgraf Ph ilipp 1526 den Kirchensatz
an sich kauste und Markgraf K arl 1556 jene Pfrüuden aus-
hob und die Pfarrei mit eincm Prädicanten besetzte.

4) Dieses Alles ist urkundlich dargelegt iu meiner Schrift über den
Ursprung des Hauses Baden (Karlsruhe 1849) rmd in der oberrhei-
nischen Zeilschrifi V, 249.
 
Annotationen