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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Herzog Liutolf von Schwaben. Nach den Quellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0241
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rische Ritterschast, schlug sich die glänzendste Blüthe der deutschen
Jugend in treuester Hingebung bis zum Tod.

Von Ernst nennt die Sage hauptsächlich einem Genossen,
den Grafen W e tz e l. Kein Zweifel, daß dieser Raneen vom
Grasen Werner von Kyburg herübergenommen ist. Aber auch
nur der Namen. Wetzel fällt nicht an der Seite feines Her-
zogs, er gelangt mit ihm nach der Versöhnung wieder zu Ehren.
Es ist gerade, als ob die Sage diesen Namen als Collectivbezeich-
nung für die Genossen Liutolfs gewählt hätte. Sie kamen
ja nach der Suhne dnrch ihn wieder zu Ehre und Gut.

Und die Sühne selber, sie wurde nur Liutolf zu Theil,
Ernst fiel wie ein gehetzter Bär in den Schluchten des Schwarz-
walds. Für letztern wurde kein Schwert gezogen en Baiern,
der ganze von der Sage so lebendig geschilderte Volkskampf da-
selbst trifft nur auf Liutolf zu. Auf ihn aber in solchem
Maße, daß manche Einzelheit für die Geschichte wohl aus dcn
Gedichten genommen werden mag.

Man wird wohl annehmen dürfen, daß das grausige Detail
übcr die Kriegsgräuel nur zn sehr in der Wirklichkeit be-
gründet sei. Findet es doch sein Gegenstück in dem, was die
Geschichte von Heinrichs spätcrer Rache berichtet. Namentlich
aber sind es die genau angegebenen Bedingnngen der Uebergabe
von Regensburg, welche aus dem deutschen Gedicht als Ans-
beute für die Geschichte zu erheben wären.

Regensburg, Baierns große Hauptstadt, erfuhr wohl
wenig vom Leiden und,Ende des historischen Ernst. Für Liu-
tolf und sein Recht oder doch wider Heinrich, seinen Oheim,
hat sich die Stadt gegen Mehrere vom Belagerungsheere unter
König Otto's eigenem Befehle löwenmüthig geschlagen. Die
Uebergabsbedingungen sind in den Qnellen nicht enthal-
ten; sie sagen nur, die Stadt sei milde behandelt worden. Das
oentsche Gedicht dagegen erzält, wie auf der Fürsten Rath der
Kaiscr ihr Frieden verwilligte, in dcr Weise, daß

Wer darinnen bleiben wolte,

Dem Kaiser ^er warten solte,

Nnd solte sine Hulde ban,

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