Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

DOI issue:
Eine Schwarzwald=Wanderung, 1858
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0366
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Neben dem Grafen von Habsburg tbat sich aber auch der
Freiherr von Klingen, welcher ebenfalls in der Gegend begü-
tert war, als Wohlthäter der neuen Kirche hervor. Derselbe
übergab ihr den ganzen Waldbezirk vom Urfprunge der
Werrach bis zum Fetzenbach, an der Gesbacher Gemarkung^).
Diese Schenkung hatte keinen geringen Werth, indem sich der
bezeichnete Grund und Boden zimlich in die Breite und eine
volle Meile in die Länge erstreckte.

Aus den gleichzeitigen Nachrichteu über diese Vorgänge er-
gibt sich nun, dast im Todtmooser Walde (in nomol-s 'loä-
MU086) bis über die Mitte des 13ten Jahrhunderts fast nur arme
Holzarbeiter wohnten, welche etwa ein Kühlein oder etliche
Ziegen besaßen und ihre gedrechselte und geschnitzte Waare auf
dem Rücken in die Flecken und Städte des Rheinthales
hinabtrugen, um sie daselbst auf den Märkten oder von Haus
zu Hause zu verkaufen.

Nachdem aber die Pfarrkirche auf dem Schönenbühl ge-
gründet und mit dem umliegenden Waldboden bewidmet war,
kamen allmählig auch Feldarbeiter herbei, um den Bau von
Neubrüchen zu übernehmen. Und also denn bildete sich in die-
sem abgelegensten und wildesten Winkel des Schwarzwaldes
langsam eine kleine Gemeine, deren Genossen theils von der
Viehzucht und einigem Feldbau, theils von der Fertigung
hölzerner Geschirrc und Werkzeugc lebten^).

Die Todtmoser Pfarrkirche blieb Eigentum des habsburgi-
lchen Hauies bis 1319, wo Herzog Leupwld der Glorreiche
dieselbe, unter Vorbehalt des Schirmvogteirechtes, dem Stifte
S. Blasien übergab^), aus Erkenntlichkeit für geleistete
treue Dienste, wie „zum ewigen Heile feines Hauses." Der

52) Schmkungsbries, ncden dein Stiflnngsbrief der Pfnrrci bei Neu-
gari, oolt. .^tom. ctipl. !I, 265.

53) Außer dein Flechtwerke (Korbe, Zainen, Schiner), verfertigten
sie auf der Schnitzbank und am Drehstnhle mancherlei Schapfen, Blat-
ten, Löffel, Schüsseln, Becher, Drucken (Truben), Schaufeln,
Kübel, Standen, Gelten, Brenten u. dergl.

54) Gerbert, t-rpliotzr. sustr. >k, 185.
 
Annotationen