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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Fischerei im Bodensee
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0377
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Nach der Segizeit, gegen den Frühling, nimmt der Fischer
den Laufer oder das Laufergarn zur Hand. Dieses grün-
det im Rhein 30 Ellen tief; man zieht es sedoch nicht aufs
Land, sondern in's Schisf. Sein Zug erfordert gewöhnlich
9 Mann, findet meist zur Nachtzeit statt und bringt als Haupt-
gewinn aus der Tiefe verschiedentlich Forellen, Hechte und
Aeschen, Barben und A l a t e. Man wendet diesen Zug
in den Frühlings-Monaten fast sechsmal an, und auch er sallt
in der Regel reichlich aus.

Jst der Untersee zu, d. h. überfroren, so begibt sich der
Fischer austs Eis, haut ein Loch darein, setzt sich auf einen
Schlitten mit einer Strohwand gegen den scharsen Wind, und
fischt mit Ruthe und Angel.

Jm Februar (Hornung) verlegt sich derselbe vorzüglich
anf's Zocken. Dieses geschieht mit Schnüren, woran sich bis
15 A^igeln besinden, welche an grünen Haaren befestigt nnd
mit der Lockspeise der „Riesen" oder grünen Würmer behangen
sind. Damit werden besonders Aefchen gefangen, eine Fisch-
gattung, welche hauptsächlich fließendes Wasser sucht.

Ueberhaupt bildet das Angelsezen, neben den Haupt-
zügen des Jahrs, eine der gangbarsten Fangarten im See. Je-
der Fischer ist berechtigt, 300 Angeln zu setzen, von denen
15 bis 20 an einer Schnur befestigt sind und durch eine Borke,
Bochel genannt, über dem Wasser erhalten werden. Auf diese
Weise läßt sich der größte Bezirk in Angriff nehmen; denn wcnrr
der Fischer alle seine Angeln sezt, so können sie eine Linie von
anderhalb Stunden einnehmen.

Jm März ist gewöhnlich die Laichzeit der Hasel und der
Aeschc. Erstere rückt nach Josefstag allmählig heran und zieht
sich, um ihre Brut abzulegen, auf die s. g. Müß, das hoch
aufgehcnde Wassermoos. Vom 20sten März aber bis Mitte
April findet der Laich der Aesche statt, welche mit Angel, Netz
und Behren gefangen wird.

Jm April treten sodann der Egli (Kratzer) und der
Hecht in den Laich. Dieser laicht in das vom Rheine über-
fluthete Gras und wird mit Netzen und Behren, jener in Fa-
 
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