Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

DOI Heft:
Die Fischerei im Bodensee
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0378
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
364

chen und Reusen gefangen. Auch als Heuerling fängt man
den Egli zu Tausenden im Untersee und zwar mit dem Streif-
oder Kleppergarn, womit zugleich Groppen (Kaulköpfe) und
Grundeln in den Fang kommen.

Jm Mai, um Pfingsten, erscheinen die Brachsmen.
Diese halten sich selten im Rheine, zahlreich aber in der obern
HLlfte des Obersee's und im Untersee auf. Bei Friderichs-
hafen wurden einmal auf einen Zug 100 Zentner gefangen,
und 1852 im Untcrsee mit der Segi, gleichfalls in einem
Zuge 30 Zentner. Ucbrigens gehört dieser Fisch nicht zu den ge-
schätzten; denn er ist zu fett und wildelt im Geschmack. Wird
derselbe aber auf dem Rost gebraten, so mag er wohl für man-
chcn Mund noch schmackhaft sein.

Jm Juni (Brachmonat) und Juli (Heumonat) hat der
Fischer am Rhein und Untersee weniger zu thun; denn was
er da gewinnt, mag sich wöchentlich auf etwa 60 Pfuud belaufen.
Es laichen um diese Zeit die Karpfen und werden anf dem
Sumpfriede gefangen, weil dieselben selten in den Rhein gehen.
Man sticht ste, zwischen den Nohren stehend, gewöhnlich mit dem
Speer. Rcichlicher fällt im Ueberlinger-See zu dieser Zeit der
Fang der Felchen aus, besonders vor nnd nach Gewittern und
auf warmen Regen, morgens und abends, und dauert gewöhn-
lich bis gegen das Ende dcs nächsten Monats?).

2) Fischer und Fischhändler gebcn sich übrigens anch zuweilen mil V er-
edlung der Karpfen ab, indem sie solche Fische aus Teichen kaufen,
dann etwa ein halbeZ Jahr im frischen Seewasser leben lassen nnd dadnrch vom
Beigeschmack des fanligen Wafserö so befreien, daß sie fnr Seekarpfen abgehen.
Ziemlich lohnend ist anch die Zuchl der Forellen; denn wenn der
Fischer im Frühling diesen Fisch von der Länge zwischen drei bis vier
Zoll fängt und den Sommer über nährt, so wächst derselbe bis zu einer
Schwere von anderhalb Pfunden an.

Sonst jedoch findet es der Fischer nicht in seinem Vortheil, gefangene
Fische zum Verkaufe aufzubewahren, weil sie im Fifchkasten abnehmen
und sterben. Man rechnet, daß aufbewahrte Fische binnen acht Tagen wohl
ein Zehntel ihres Gewichtes verlieren, vorzüglich die Naubfische, am
meisten der Hecht, welcher cin unersättlicher Fresser ist nnd in seiner Freß-
gier am Verschlingen anderer Fische znweilen erstickt.
 
Annotationen