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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Fischerei im Bodensee
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0383
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Jst dieser Gangstschsang vorüber, dann werden die Fische
gesalzen, getrocknet und gcdörrt. Zur Dörrung ist von
Alters her nur ^lein in Ermatingen eine Einrichtung, weshalb
dazu auch von Gottlieben und Konstanz die Fische dorthiu ge-
bracht werden. Eine Eigentümlichkeit des Gangstsches ist es da-
bei, daß er keine Unreinigkeit im Leibe hat und dahcr weder
gcpuzt, noch von einer bittern Galle besreit werdcn darf.

Diese Fische sind deshalb, gebacken oder aus dem Roste
gebraten, ohne allen Abgang genießbar; grün wird nur ein
geringer Theil gegessen. Will man den Gangfisch aber zn
einem Leckerbissen zubereiten, so werden die kleinsten in Fäß-
chen von 50 bis 70 Stück mit Gewürzen und Essig einmarinirt;
die meisten jedoch gehen von Ermatingen gedörrt in die Schweiz,
üüs Wirtenbergische, Bayerische, Oesterreichische, Badische, ja
am Rhein hinab bis nach Cöln.

Bezahlt werden sür das Tausend grüner Gangfische 16
bis 20 Gulden, sür den cinzelnen gedörrten in den Wirts-
häuiern der Fangorte 2 bis 4 und in der Ferne 3 bis 6 Kreu-
zer. Der Preis anderer Fische ist: das Pfund Rheinlanke
48 Kreuzcr bis 1 Gulden, Trüschen 24 bis 48, Rheinaale
(größtentheils bei Schafhausen und Rheinau gefangen, auch zu-
weilen bei Gottlieben) 48 Kreuzer bis 1 Gulden, Forellen
24, Hechte 12 bis 20, Sandfelchen 10 bis 16, der etwa
halbyfündige Blaufelchen 10 bis 14, ebenso sür die Aeschen,
deren Fleisch dem der Forelle gleich geschätzt wird, Egli und
und Brachsmen 6 bis 8, Barben 5 bis 7, Alate 3 bis 4
Kreuzer, die Maß Grundeln 36 bis 40 und Groppen
24 bis 30 Kreuzer.

Dieses sind noch immer sehr billige Preise gegen die
Mühen uud Auslagen, welche der Fischer hat; denn manche
Tage muß er sich auf dem Wasser abmühen und fängt nichts.
Auch hat er viele Kosten sür Schisfe, Garne, Neze, Behren
und Schnüre, deren Betrag sich jährlich öfters bis auf 200
Gulden beläuft, wenn er den Fischfang mit Gehilfen betreiben
will, während die Einnahme sür ein ganzes langes Jahr
höchstens 350 bis 400 Gulden beträgt.

Badeilia, II,

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