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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Heidelbergs Anfänge und städtische Entwickelung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0494
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wärtigen Einwohnerzahl betrug. Dieses Verhaltniß kann nicht
befremden, dagegen bleibt der Unterschied zwischen dem sezigen
. und damaligen Steuercapitale ein immerhin auffallender,
wie hoch man etwa das steuerfreie Besiztum der Klöfter und
adeligen Familien auch in Anschlag bringen mag.

Den Mittelpunct für den Verkehr der Heidelberger Be-
wohnerschaft bildete der Marktplatz beim heiligen Geist. Dort
befanden sich zwischen den Pfeilern der Stiftskirche die Laden
und Buden der Bäcker und Krämer, wie ihnen gegenüber die
Fleischschrannen dcr MetzgeW"). Auf den Markt selber
verwendete die Stadtobrigkeit alle Sorgfalt, und sein Besuch
war so bedeutend, daß die Abfälle desfelben, welche auf dem
Platze zurück blieben, der s. g. Marktmist, eine Streitfrage
zwischen Bürgermeister und Gemeinde wurden"^).

Heidclberg besaß schon damals und von srüher her ver-
schiedene gesellschaftliche, wohlthätige und heilsame Anstalten,
ein Spital und Pfründnerhaus, ein Siechenhaus (in der Au,
exllu inul-08), cine Apotheke und drei Badestuben, wie ver-
schiedene Wirtshäuser und Weinschänken, ein Tanzhaus und auch
ein „gemeines Frauenhaus" "^).

Das städtische Spital war zugleich eine Kranken-, Ar-
men- und Pfründneranstalt. Es hatte seine Vormünder
und Pfleger, wozu man neben dem fürstlichen Haushofmeister
drei Männer und eine Frau aus den Rathsherren und guten
Geschlechtern wählte, unter denen der Sp italmeister stund.
Ein Pfründner erhielt von diesem täglich die gewöhnliche „Küchen-
sheise" mit zwei Weißbroten und einer halben Maß Weines,

111) Eiu Ziilsbuch der Deutschherren von 1407 nenut die „Fleisch-
schraunen geu dem hl. Geist über", und uach einer Urkunde von 1487
verkaufte das Stift die Pläze zwischen dcn Pfeileru der Stiftstirche zu
Kramlädeu an die Stadt. Copeib. XVIII, 156.

112) Die P o liz eio rd n ung vou 1471 sagt: „Vou des Mists wegen
off dem Markt setzen wir, wann dersetbe Miste in der Statt Costen offge-
slagen wirt, solle er auch der Statt sin, wenne jne aber die Bur g er m eister
offstahen lasseu, soll er auch jnen sin."

113) Nach Urkuudeu von 1407, 1409, 1422. 1424 und 1430.
 
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