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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Das neue Durlach und sein alter steinerner Markgraf
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0507
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Zwinger und Gräben, und wenn dieses nicht mehr er-
forderlich wäre, alsdann zu anderen städtischen Bauten und
Nothdürften verwenden solle."

6) Zu gleicher Zeit befreite der Markgraf seine Durlacher
gegen Entrichtung eines billigen Loskaufgeldes von der Leib-
eigenschaft, welche bisher auf ihnen gelastet und „eine nicht
geringe Ursache davon gewesen, daß die Stadt in großen Ab-
gang. an Gebäuden, wie auch iü allerhand Unordnung ihres
bürgerlichen Wesens gerathen." Er ertheilte ihnen diese Frei-
heit in Anbetracht ihrer bisher getreu geleistetcn Dienste, und
in der Hoffnung, daß fortan vermöglichere Auswärtige nach
Durlach ziehen und die dasigen Verhältnisse sich dadurch merk-
lich verbessern würden.

7) Jm Jänner 1570 traf er einen Vergleich mit der Stadt
wegen der Waioe des herrschaftlichen Mastviehes auf Dur-
lacher Gemarkung, wobei die altherkömmlichen städtischen Rechte
in billiger und befriedigender Weise berücksichtigt wurden.

8) Jm Februar 1574 verglich sich der Markgraf mit der
Stadt endlich auch wegen der Pflästerung der Straßen und
wegen des Weggeldes. Dieser Vergleich ordnete eine Ange-
legenheit, welche für Durlach, als einen bedeutenden Marktort,
von doppelter Wichtigkeit war, da ein gutes Straßenpflaster und
ein billiges Straßengeld den Marktbesuch, namentlich in Be-
zug auf die schweren Fruchtwagen, sehr befördern mußte.

Wir sehen also, Markgraf Karl U war nicht etwa ein
bloßer Begünstiger und Förderer der Stadt Durlach, sondern
vielmehr ihr eigentlicher Wiederhersteller aus dem traurigen
Zerfalle, worin sich dieselbe seit dem 15ten Jahrhundert befand,
und welcher eine hauptsächliche Ursache davon war, daß sich
ihre Bürger so eifrig am Bauernkriege betheiligten.

Die Durlacher hätten somit Verpflichtung genug, das
gleichzeitig von ihren Vorfahren errichtete Steinbild des Mark-
grafen in hohen Ehren zu Halten und ihm die Stelle aus dem
Marktplatze zn lassen, zu welcher es geschichtlich berechtigt ist.
Durch eine Versetzung desselben an einen andern Ort würde
dcr wahre Sinn seines historischen Jnteresses verloren gehen,
 
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