DOI Heft:
Waldkirch im Elzthale. Eine culturhistorische Skizze
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0621
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man aber nur noch 5 bis 6 Gulden dafür, während die rohen
Steine beinahe auf's Doppelte gestiegen waren, und da überdies
auch die Werkzeuge und Hilfsmittel des heikeln Gewerbes im-
mer theuerer wurden, fo verringerte sich die Zal der Granaten-
Arbeiter und ihr Verdieust immer mehr.
Schon in den 80er Jahren giengeu 6 Schleifmülcn ciu,
und nun verursachte ndie Folgen der französischen Revo-
lution bcinahe eineu Zerfall des Gewerbes, wie er ehedem
durch den Schwedenkrieg eingetreten. Jm Anfange unferes Jahr-
hunderts iwrren von jenen 350 Arbeitern der srüheren Zeit nur
noch 44 Schleifer, 40 B o h r e r und 50 Polierer, wie
von den 28 Schleifmülen nur noch 12 überig.
Jn Summa waren früher von einer Arbciterfamilie jähr-
lich 200,000 Stück roher Granaten, welche 140 Gulden kosteten,
geschliffen, gebohrt und poliert worden, was ciuen Gewinn von
wenigstens 4000, im Ganzen also 432,000 Gnlden abgeworfen,
fo trug die Waldkircher Granatenfabrication jezt im Jahre
kaum noch 47,000 Gulden ein^h.
Das Geheimniß des Bohrens und Polierens der Granat-
steine hatte natürlich für Freiburg uud Waldkir ch njcht auf
immer bewahrt bleiben können; es war in die Umgegend und
nach Böhmen felber verrathen worden. Bei uns verpflauztc
sich das Geschäft aus den beiden Städteu in die Gegcnd von
Offenburg, namentlich aber nlls Harmersbacher Thal,
wo es heutzutage über 100 Familien betreiben
Jn Waldkirch felber wird die Granaten-Jndustrie gegen-
wärtig noch von 3 bis 4 felbstständigen Schleifer n mit ihren
Gehilfen und Lehrlingen, und von 50 bis 60 Bohrern be-
trieben, welche Abnahme hauptsächlich eine Folge der Harmers-
bacher Concurrenz ist.
35) Acten. und Urkunden über das Granatengewerbe zn Waldkirch
von 1581 bis 1660 und von 1793 bis 1800.
36) Eine interessante Darstellung der Granatenindustrie überhaupt,
wie in Beziehung aus Waldkirch und deu Harmersbach, gaben Amtmauri
Betz ini bad. Centralbl. 1859, S. 85, und Bergrath Walchner in den
wcstermannischen Monatsheft. l.XIII, 336.
man aber nur noch 5 bis 6 Gulden dafür, während die rohen
Steine beinahe auf's Doppelte gestiegen waren, und da überdies
auch die Werkzeuge und Hilfsmittel des heikeln Gewerbes im-
mer theuerer wurden, fo verringerte sich die Zal der Granaten-
Arbeiter und ihr Verdieust immer mehr.
Schon in den 80er Jahren giengeu 6 Schleifmülcn ciu,
und nun verursachte ndie Folgen der französischen Revo-
lution bcinahe eineu Zerfall des Gewerbes, wie er ehedem
durch den Schwedenkrieg eingetreten. Jm Anfange unferes Jahr-
hunderts iwrren von jenen 350 Arbeitern der srüheren Zeit nur
noch 44 Schleifer, 40 B o h r e r und 50 Polierer, wie
von den 28 Schleifmülen nur noch 12 überig.
Jn Summa waren früher von einer Arbciterfamilie jähr-
lich 200,000 Stück roher Granaten, welche 140 Gulden kosteten,
geschliffen, gebohrt und poliert worden, was ciuen Gewinn von
wenigstens 4000, im Ganzen also 432,000 Gnlden abgeworfen,
fo trug die Waldkircher Granatenfabrication jezt im Jahre
kaum noch 47,000 Gulden ein^h.
Das Geheimniß des Bohrens und Polierens der Granat-
steine hatte natürlich für Freiburg uud Waldkir ch njcht auf
immer bewahrt bleiben können; es war in die Umgegend und
nach Böhmen felber verrathen worden. Bei uns verpflauztc
sich das Geschäft aus den beiden Städteu in die Gegcnd von
Offenburg, namentlich aber nlls Harmersbacher Thal,
wo es heutzutage über 100 Familien betreiben
Jn Waldkirch felber wird die Granaten-Jndustrie gegen-
wärtig noch von 3 bis 4 felbstständigen Schleifer n mit ihren
Gehilfen und Lehrlingen, und von 50 bis 60 Bohrern be-
trieben, welche Abnahme hauptsächlich eine Folge der Harmers-
bacher Concurrenz ist.
35) Acten. und Urkunden über das Granatengewerbe zn Waldkirch
von 1581 bis 1660 und von 1793 bis 1800.
36) Eine interessante Darstellung der Granatenindustrie überhaupt,
wie in Beziehung aus Waldkirch und deu Harmersbach, gaben Amtmauri
Betz ini bad. Centralbl. 1859, S. 85, und Bergrath Walchner in den
wcstermannischen Monatsheft. l.XIII, 336.