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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Lais, Robert; Schmid, Elisabeth: Das Alter der paläolithischen Fundstelle am Ölberg bei Ehrenstetten, Landkreis Freiburg i. Br.
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0019

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Das Alter der paläolithischen Fundstelle am Ölberg bei Ehrenstetten, Ldkrs. Freiburg

13

Von der Tatsache ausgehend, daß die Höhlen, Nischen und Felsdächer am Ölberg alle in un-
gefähr der gleichen Flöhe liegen, hat Zotz8) die Ansicht ausgesprochen, daß ihre Entstehung
mit einer diluvialen Möhlin Zusammenhänge, die in einem um etwa 30m höheren Niveau
floß als die heutige. Ich teile durchaus die Meinung, möchte aber weniger an eine unmittel-
bare Auskolkung und Unterhöhlung der Felsen durch den Anprall des Wassers denken,
als an eine mit dem damaligen Grundwasserstand zusammenhängende Wirkung. Es bedarf
wohl keiner weiteren Begründung, daß die Karsterscheinungen unmittelbar über dem all-
gemeinen Grundwasserstau am stärksten ausgeprägt sind, nämlich da, wo alles im Gebirge
versinkende Wasser zum Wiederaustreten gezwungen ist. In diesem Zusammenhang sei
ausdrücklich vermerkt, daß unterhalb des Niveaus der Höhlen bis zum Fuß des Ölbergs
eine für das Wasser schwerer durchlässige Schicht, die als Grundwasserstauer wirken
könnte, nicht vorhanden ist (Sindowski). Heute kann das in den Klüften des Haupt-
rogensteins verschwindende Niederschlagswasser bis in das Niveau der Möhlin absinken;
es tritt daher am Hang des Ölbergs eine Quelle zutage. Das Auftreten der Höhlen fordert
demnach die Annahme, daß das Grundwasser in früherer Zeit um etwa 30 m höher stand
als heute. Dies war nur möglich, wenn die anstoßende Talaue, also die damalige Erosions-
basis, um denselben Betrag höher lag als heute. Ein unmittelbarer Beweis dafür fehlte
allerdings zu der Zeit, als Zotz seine Ansicht aussprach. Denn die alten Schwarzwald-
schotter bei Gütighofen, auf die Zotz hinweist, liegen zwar höher als die heutige Aue,
aber doch erheblich tiefer als die Höhlen und Felsvorsprünge am Ölberg. Eine mehrfach
durchgeführte barometrische Messung hat ergeben, daß unsere Höhle 30 m über dem unten
vorbeiführenden Fahrweg liegt. Dieser läuft hier nach der Topographischen Karte
(1 : 25 000) auf etwa 295 m Höhe, so daß sich für unsere Höhle eine Höhe von 325 m
ergibt. Die Geologische Karte, Blatt Hartheim'—Ehrenstetten9), verzeichnet die alten
Schotter in 285 bis 297 m Höhe. Bei meinen Grabungen hat sich ergeben — es wird später
noch ausführlich davon die Rede sein —, daß der von Zotz in der Höhle als tiefste Schicht
gefundene rotbraune Lehm kein tertiärer Bohnerzton, sondern ein diluvialer Lehm ist, der
nach unten in einen gut geschichteten, sehr glimmerreichen lehmigen Sand übergeht. Es ist
also in dieser Höhle die aus Schwarzwaldmaterial, offenbar Gneis, hervorgegangene Ein-
schwemmung vorhanden, die Zotz bei seiner Grabung noch vermißt hatte. Offenbar ist
in dieser Nische am Ufer der diluvialen Möhlin aus örtlichen Gründen nur feiner Sand,
aber kein grober Schotter abgelagert worden. Es kann also heute nicht mehr daran gezwei-
felt werden, daß unsere und die übrigen Höhlen zu einer Zeit des Diluviums entstanden
sind, als der Talboden zwischen dem Ölberg und dem gegenüberliegenden Sporn des
Schlierbergs noch auf etwa 325 m Höhe lag.
Etwas später, aber ganz unabhängig von meinen Feststellungen ist L. Erb10) zu ähnlichen Ergeb-
nissen gekommen. Erb weist im Anschluß an die Untersuchungen von Schnarrenberger11),

8) Zotz, L. F., 1928, a. a. O., S. 10 und 11.
9) Steinmann und Graeff, 1897, a. a. O.
10) Erb, L., Zur Stratigraphie des mittleren und jüngeren Diluviums in Südwestdeutschland und
dem schweizerischen Grenzgebiet. Mitt. Bad. Geol. Landesanstalt, 11, 1936.
u) Schnarrenberger, C., Sattel- und Muldenbau im Oberrheintalgraben. Steinmann-Festschrift,
Sonderband d. Geol. Rundschau, 25 a, Berlin 1926.
 
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