Latenezeitliche Brandgräber von Bettingen, Ldkrs. Tauberbischofsheim
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Was den spärlichen Ringschmuck in Bettingen anbelangt, so setzt der eiserne Stöpsel-
hohlring aus Grab 4 (Taf. 25, B 3) die Tradition der Frühlatenezeit fort92). Bronzene
und eiserne Formen scheinen sich die ganze Latenezeit über zu halten93). Zu feinerer
Chronologie scheinen sie ungeeignet. Ein offenbar recht seltener Typus ist der eiserne
Spiralarmring mit geperltem Mittelstück aus Bettingen, Grab 3 (Taf. 24, 4), zu dem
es immerhin drei genaue Gegenstücke aus der Wetterau gibt94). In zwei Fällen sind die
Ringe auch hier dem späten Mittellatene zuzuweisen. Vermutlich wird es sich um eine
Variante jener Ringe aus vierkantigem oder bandförmigem Bronzedraht handeln, die
schon Fischer als kennzeichnend für sein „älteres Spätlatene“ beschrieben hat95 96). Die
rundstabigen bzw. rhombischen Eisenringe aus Grab 3 von Bettingen (Taf. 24, 1. 8)
stammen vermutlich vom Schwertgehänge. Die Funktion der beiden flachen Eisen-
scheibchen aus Bettingen, Grab 4 (Taf. 25, B 1—2) ist unbekannt.
Bedauerlich ist es, daß sowohl die Bruchstücke eines blauen Glasarmreifs wie die 27
kleinen Ringperlen aus ebenfalls blauem Glas verloren gegangen sind, die in Bettingen,
Grab 5, gefunden wurden. Wenn sie sich somit einer genaueren Bestimmung ent-
ziehen, so kann gleichwohl gesagt werden, daß sie einer Zuweisung in unseren Mittel-
latenehorizont in keiner Weise entgegenstehen06).
Überblicken wir abschließend noch einmal den bisher besprochenen Bettinger Bestand,
so gab es in ihm nichts, was sich nicht mühelos in jenen kulturellen Komplex hätte
einfügen lassen, den Reinecke als mittleres Latene (Latene C) bezeichnet hat. Freilich
mit der Einschränkung, daß sich einer feineren Chronologisierung im Sinne eines älte-
ren oder jüngeren Mittellatene bisher erhebliche Schwierigkeiten entgegenstellten. Wir
haben nun zunächst zu fragen, ob uns die in Bettingen vertretene Keramik einen
Schritt weiterführen kann.
Die beiden schlichten Schalen aus Grab 2 und 3 (Taf. 21, C 4; 24, 11) mit oben ein-
gebogenem, aber nicht verdicktem Rand sind von graubrauner Farbe, außen sorgfältig
geglättet und aus freier Hand geformt. Der Boden der Schalen ist zwar innen leicht
aufgewölbt, doch kann in keinem Fall von einem Omphalos gesprochen werden. Da
die besten Vergleichsstücke zu unseren Schalen nicht etwa in Rheinhessen, auch nicht
92) R. Giessler —■ G. Kraft in: Ber. RGK. 32, 1942, 82.
°3) Früh-Mittellatene z. B. D. Viollier, Sepultures a. a. O., Taf. 25/26. — Bechtheim/Elsheim
(G. Behrens, Bodenurkunden a. a. O. 51 Abb. 181, 2 und 183, 7 = Frühlatene). — Wallert-
heim (Mainz. Zeitschr. 44/45, 1949/50, 21 Abb. 13, 5 = Mittellatene). —- Manching, Grab 9
(BAUB 16, 1905, 40 Abb. 11, 4 = Mittellatene). — La Tene (P. Vouga, La Tene, Taf. 21,
4. 6 = Mittellatene?). —• Basel-Gasfabrik, Gräberfeld (E. Major a. a. O. 152 Abb. 70, 18—20
= Spätlatene). — Essenheim (G. Behrens, Bodenurkunden a. a. O. 71 Abb. 250, 7. 15 -
Spätlatene). — Mehrfach in der Wetterau (H. Schönberger in: Saalburgjahrb. a. a. O. 47
Abb. 7, 1—4 und Taf. 6, 67 = Spätlatene). — Hradischt (I. L- Pie, Le Hradischt a. a. O.,
Taf. 15, 2. 3 — Spätlatene?) usw.
94) H. Schönberger in: Saalburgjahrb. a. a. O., Taf. 1, 12; 2, 19; 8, 29 (Bruchköbel und Gronau).
95) Goesslerfestschrift (1954) 38.
96) P. Reinecke in: Alt. heidn. Vorz. 5, 51, Taf. 14. — Ob dunkel gefärbte Glasarmringe gene-
rell ins Spätlatene bzw. ins späte Mittellatene gestellt werden dürfen, wie J. Haberl in:
Germania 33, 1955, 179 Anm. 37 andeutet, muß abgewartet werden. Bedauerlich, daß die
Arbeit über die Glasarmringe der Latenezeit von Th. E. Hävernick noch immer nicht
gedruckt ist.
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Was den spärlichen Ringschmuck in Bettingen anbelangt, so setzt der eiserne Stöpsel-
hohlring aus Grab 4 (Taf. 25, B 3) die Tradition der Frühlatenezeit fort92). Bronzene
und eiserne Formen scheinen sich die ganze Latenezeit über zu halten93). Zu feinerer
Chronologie scheinen sie ungeeignet. Ein offenbar recht seltener Typus ist der eiserne
Spiralarmring mit geperltem Mittelstück aus Bettingen, Grab 3 (Taf. 24, 4), zu dem
es immerhin drei genaue Gegenstücke aus der Wetterau gibt94). In zwei Fällen sind die
Ringe auch hier dem späten Mittellatene zuzuweisen. Vermutlich wird es sich um eine
Variante jener Ringe aus vierkantigem oder bandförmigem Bronzedraht handeln, die
schon Fischer als kennzeichnend für sein „älteres Spätlatene“ beschrieben hat95 96). Die
rundstabigen bzw. rhombischen Eisenringe aus Grab 3 von Bettingen (Taf. 24, 1. 8)
stammen vermutlich vom Schwertgehänge. Die Funktion der beiden flachen Eisen-
scheibchen aus Bettingen, Grab 4 (Taf. 25, B 1—2) ist unbekannt.
Bedauerlich ist es, daß sowohl die Bruchstücke eines blauen Glasarmreifs wie die 27
kleinen Ringperlen aus ebenfalls blauem Glas verloren gegangen sind, die in Bettingen,
Grab 5, gefunden wurden. Wenn sie sich somit einer genaueren Bestimmung ent-
ziehen, so kann gleichwohl gesagt werden, daß sie einer Zuweisung in unseren Mittel-
latenehorizont in keiner Weise entgegenstehen06).
Überblicken wir abschließend noch einmal den bisher besprochenen Bettinger Bestand,
so gab es in ihm nichts, was sich nicht mühelos in jenen kulturellen Komplex hätte
einfügen lassen, den Reinecke als mittleres Latene (Latene C) bezeichnet hat. Freilich
mit der Einschränkung, daß sich einer feineren Chronologisierung im Sinne eines älte-
ren oder jüngeren Mittellatene bisher erhebliche Schwierigkeiten entgegenstellten. Wir
haben nun zunächst zu fragen, ob uns die in Bettingen vertretene Keramik einen
Schritt weiterführen kann.
Die beiden schlichten Schalen aus Grab 2 und 3 (Taf. 21, C 4; 24, 11) mit oben ein-
gebogenem, aber nicht verdicktem Rand sind von graubrauner Farbe, außen sorgfältig
geglättet und aus freier Hand geformt. Der Boden der Schalen ist zwar innen leicht
aufgewölbt, doch kann in keinem Fall von einem Omphalos gesprochen werden. Da
die besten Vergleichsstücke zu unseren Schalen nicht etwa in Rheinhessen, auch nicht
92) R. Giessler —■ G. Kraft in: Ber. RGK. 32, 1942, 82.
°3) Früh-Mittellatene z. B. D. Viollier, Sepultures a. a. O., Taf. 25/26. — Bechtheim/Elsheim
(G. Behrens, Bodenurkunden a. a. O. 51 Abb. 181, 2 und 183, 7 = Frühlatene). — Wallert-
heim (Mainz. Zeitschr. 44/45, 1949/50, 21 Abb. 13, 5 = Mittellatene). —- Manching, Grab 9
(BAUB 16, 1905, 40 Abb. 11, 4 = Mittellatene). — La Tene (P. Vouga, La Tene, Taf. 21,
4. 6 = Mittellatene?). —• Basel-Gasfabrik, Gräberfeld (E. Major a. a. O. 152 Abb. 70, 18—20
= Spätlatene). — Essenheim (G. Behrens, Bodenurkunden a. a. O. 71 Abb. 250, 7. 15 -
Spätlatene). — Mehrfach in der Wetterau (H. Schönberger in: Saalburgjahrb. a. a. O. 47
Abb. 7, 1—4 und Taf. 6, 67 = Spätlatene). — Hradischt (I. L- Pie, Le Hradischt a. a. O.,
Taf. 15, 2. 3 — Spätlatene?) usw.
94) H. Schönberger in: Saalburgjahrb. a. a. O., Taf. 1, 12; 2, 19; 8, 29 (Bruchköbel und Gronau).
95) Goesslerfestschrift (1954) 38.
96) P. Reinecke in: Alt. heidn. Vorz. 5, 51, Taf. 14. — Ob dunkel gefärbte Glasarmringe gene-
rell ins Spätlatene bzw. ins späte Mittellatene gestellt werden dürfen, wie J. Haberl in:
Germania 33, 1955, 179 Anm. 37 andeutet, muß abgewartet werden. Bedauerlich, daß die
Arbeit über die Glasarmringe der Latenezeit von Th. E. Hävernick noch immer nicht
gedruckt ist.