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Eine Art Ahnentafel befindet sich in der Mitte des 1867 auf dem Familienfriedhof
erstellten Gruftgebäudes. Louis’ Witwe Amalie war 1830 - 39 Obersthofmeisterin
der Großherzogin von Baden, allerdings erblindete sie im Alter; sie wurde 86 Jahre
alt und überlebte ihren Mann um 48 Jahre (siehe auch 11.23).
10.42 Karls Aufstieg und Fall als Staatsminister;
vergeblicher Kampf um den Erhalt der Reichsritterschaft
Karl (* 1750) studierte Jura und promovierte in Jena im Jahre 1770. Danach war er
badischer Regierungsrat, trat jedoch 1779 in ansbachische Dienste und wurde 1784
Ansbach-Bayreuthischer Kammerherr und Geheimer Rat sowie Präsident des Sayn-
schen Administrationskollegiums. Als der letzte kinderlose Markgraf Carl Alexan-
der, der seit 1769 auch Bayreuth besaß, auf Betreiben seiner Mätresse Lady Craven
das Fürstentum Ansbach-Bayreuth vor dem Erbfall an Preußen abtrat, verlor Karl
um 1790/91 seine Ämter. Nur bis 1806 stand das Fürstentum unter preußischer
Verwaltung und kam dann an Bayern.16
Als ein kluger Schachzug erwies sich der Verkauf des Bergwerksregals in Röthardt
und Rötenberg an Ellwangen, wozu sich Karl und seine Brüder 1785 entschlossen
und dafür 20.000 Gulden erhielten. Die Fürstpropstei Ellwangen hörte bekannt-
lich Ende 1802 auf zu bestehen, als Württemberg aufgrund des Reichsdeputati-
onshauptschlusses vom 25.2.1803 schon Ende 1802 die geistlichen Fürstentümer
und Reichsstädte säkularisieren und mediatisieren durfte. Außerdem wurde Würt-
temberg Kurfürstentum, 1806 ein Königreich, das in Wasseralfingen unter dem
Braunenberg seine Schwerindustrie aufzubauen begann.
Karl ging 1790/91 wieder nach Baden, wo er Regierungspräsident und bald Staats-
minister wurde. Doch 1794 berief ihn Herzog Friedrich Eugen von Württemberg
als Geheimer Rat und Kammerpräsident nach Stuttgart. Schon 1795 war er Staats-
minister und musste am 7.8.1796 in Paris den Waffenstillstand Württembergs mit
Frankreich unterzeichnen. Der französische General Moreau war über den Schwarz-
wald bis Stuttgart vorgestoßen. Eine Folge war der Verlust von Besitzungen auf dem
linken Rheinufer.8 Dieses Sonderfriedens wegen fiel Karl in Ungnade und wurde am
2.5.1797 von seinen Ämtern suspendiert.
Von dem neuen Herzog Friedrich II. (1797 - 1816), später Kurfürst und König, wur-
de Karl wieder eingesetzt und 1799 als Gesandter Württembergs zum Reichstag nach
Regensburg entsandt. Als Württemberg im Juli 1799 mit Österreich gegen Frankreich
koalierte, wurde Karl erneut entlassen. Herzog Friedrich gab trotz heftigen Einspruchs
der Landstände das Neutralitätsbündnis mit Frankreich auf, doch auch der zweite
Koalitionskrieg wurde ein Misserfolg. Im Frieden von Luneville bestätigten Kaiser
und Reich die Abtretung der linksrheinischen Lande. Herzog Friedrich fühlte sich von
Österreich im Stich gelassen, entschloss sich zu einer grundsätzlichen Wendung seiner
Politik und schloss mit Frankreich wieder einen Sonderfrieden (Paris 1802). Es wurde
ihm von Napoleon der Fortbestand seines Staates zugesichert und eine großzügige

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Das Adelsgeschlecht der Woellwarth
 
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