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Bałus, Wojciech
Krakau zwischen Traditionen und Wegen in die Moderne: zur Geschichte der Architektur und der öffentlichen Grünanlagen im 19. Jahrhundert — Stuttgart: Steiner, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.57161#0022
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Krakaus städtebauliche Geschichte - ein Überblick (1796-1918)

Krakau auszubauen. Der Stadtrat bestätigte noch im gleichen Jahr (1907) den Plan
zur Erweiterung der Stadtgrenzen. Das Vorhaben durchlief noch einige Jahre lang
den Weg durch verschiedene Ämter, um schließlich mittels eines von Kaiser
Franz Joseph I. am 13. November 1909 unterzeichneten und am 1. April 1910 in
Kraft getretenen Gesetzes zum Abschluß gebracht zu werden. An diesem Tag
wuchs das Krakauer Territorium von 5,77 km2 auf 29,62 km2 an. Aus den neu
hinzugekommenen Gebieten wurden zehn neue Stadtteile geschaffen. Weitere
Vororte erfuhren in den Folgejahren ihre Eingemeindung. Am längsten dauerten
die Verhandlungen mit der noch für geraume Zeit unabhängigen Stadt Podgörze,
die Krakau erst 1915 endgültig einverleibt wurde. Von da an besaß die Stadt eine
Fläche von 46,90 km2, die sich demnach im Vergleich zur Situation vor 1910 um
das Achtfache23 vergrößert hatte!
Gleichzeitig mit der Bestätigung des Gesetzes über die Erweiterung der Gren-
zen Krakaus durch den Kaiser schrieb die Gemeinde einen „Wettbewerb zum Plan
der Regulierung Groß-Krakaus“ aus. Dieser Wettbewerb wurde im April 1910
entschieden24. Er sah die „Ausweitung der bestehenden Stadt auf die anliegenden
Nachbargemeinden, mit Berücksichtigung der neuesten Anforderungen an den
Verkehr, die öffentliche Gesundheit, Ästhetik und Stadtwirtschaft“25 vor. Im Vor-
dergrund stand die Notwendigkeit, die neuen Gebiete funktionell zu differenzieren
(nach dem sogenannten Zonierungsprinzip), wobei ein Unterschied gemacht wer-
den sollte zwischen „Wohnviertel, Villenviertel, Handels- und Industrieviertel,
Handwerksviertel, Stadtteilen mit größeren Fabriken, billigen Wohnungen,
schließlich Stadtteilen mit ländlichem Charakter“26. Die Projekte mußten auch die
Anlage neuer Parks, Sportplätze, Kinderspielplätze, Plätze von „öffentlichem
Nutzen“ (Marktplätze) und „Zierplätze“ berücksichtigen, sie mußten Raum schaf-
fen für öffentliche Architektur und für Kirchen27.
Den Wettbewerb gewann das mit dem Emblem „5“ gekennzeichnete Projekt
unter der Autorenschaft von Jozef Czajkowski, Wladyslaw Ekielski, Tadeusz
Stryjcnski, Ludwik Wojtyczko und Kazimierz Wyczyriski (Abb. 3)28. Es basierte
auf der bis dahin bestehenden Anlage der Stadt, indem es die radial-ringförmige
Struktur auch in den neuen Gebieten beibehielt. Geplant waren zwei neue Grün-
gürtel - Planty - von denen der eine auf dem Gelände der ehemaligen österreichi-
schen Wälle angelegt wurde. Man bemühte sich auch, die Abschlüsse der wichtig-

23 BIENIARZÖWNA/MALECKI (wie Anm. 5) 359-362. - KOZINSKA-WITT (wie Anm. 12)
300-304.
24 PURCHLA, Jacek: Cracow 1910. Greater Cracow Competition. In: Mastering the City II.
North-European City Planning 1900-2000. Hg. v. Koos BOOSMA und Helma HELLINGA, The
Hague 1997, 168-175. - PURCHLA: Local Government and the Civilizational Space of Cracow in
the 19th Century. In: DERS (Hg.) (wie Anm. 11), 253-273, hier 269-272.
25 Program i warunki konkursu na plan regulacji Wielkiego Krakowa [Programm und
Bedingungen des Wettbewerbs um den Regulierungsplan für Groß-Krakau], In: Architekt 11
(1910) 88-90, hier 88.
26 Ebd.
27 Ebd., 88f.
28 RozstrzygnRcie konkursu [Die Auswertung des Wettbewerbs], In: Architekt (wie Anm. 25)

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