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Bałus, Wojciech
Krakau zwischen Traditionen und Wegen in die Moderne: zur Geschichte der Architektur und der öffentlichen Grünanlagen im 19. Jahrhundert — Stuttgart: Steiner, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.57161#0121
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Vom „Spazierpark“ zum Volkspark des 20. Jahrhunderts
(Zusammenfassung und Ausblick)
Stile und Entwicklung
Die Entwicklung der öffentlichen Grünanlagen in Krakau folgte europäischen
Prinzipien und Schemen. Im 18. Jahrhundert hatte in der Krakauer Gartenkunst
noch der Barockstil vorgeherrscht. Kein Wunder also, daß der Botanische Garten
1783 auf einem regelmäßigen, geometrischen Grundriß angelegt wurde (Abb. 64).
Malerische Tendenzen tauchten jedoch schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts in
den Krakauer Gärten auf. 1797 entstand ein Projekt zur Vergrößerung des Botani-
schen Gartens, das allerdings nicht verwirklicht worden ist. Sein Autor, Feliks
Radwariski (senior), der später die Entwürfe für die Planty schuf, schlug vor, an
den schon bestehenden geometrischen einen im englischen Stil konzipierten Teil
anzuschließen1. Von dieser Zeit an sollte der Trend hin zum Landschaftsgarten in
Krakau immer mehr an Popularität gewinnen, wenngleich er erst in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts seinen endgültigen Sieg feiern konnte. In der ersten
Jahrhunderthälfte war es erstaunlicherweise der alte italienische Gartentyp, wel-
cher noch dominierte. Italienische Gärten waren vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
in Polen außerordentlich populär. Noch Waclaw Sierakowski hatte sie in seinem
Buch „Postac ogrodöw“ („Die Gestalt der Gärten“; Krakow 1792) als die für
Polen am besten geeignete, zur hiesigen Tradition passende Gartenform geprie-
sen2. Daneben sollten nun gemischte Kompositionen auftreten, die geometrische
Elemente mit landschaftlichen verbanden. Einen solchen Charakter erhielten der
Krzyzanowski-Garten, der Garten des Schützenvereins sowie der Botanische
Garten nach den Umgestaltungen der Jahre 1818-1825 und 1854-1866 (Abb. 64).
Der um 1821 entstandene Entwurf der Planty sah das Anlegen regelmäßiger, gera-
der, sich gegenseitig im spitzen Winkel schneidender Alleen vor (Abb. 74).
Der Sieg des Landschaftsstils ist mit zwei Namen verbunden: Boleslaw
Malecki und Karol Bauer. Malecki übernahm 1871 die Stelle des städtischen Gar-
teninspektors. Er leitete den umfassenden Umbau der Planty, indem er ihren Pro-
menadencharakter in einen die ganze Stadt einfassenden englischen Garten mit
unregelmäßig angelegten Fußwegen, Blumenteppichen, Solitärbäumen und exoti-
schen Pflanzen verwandelte (Abb. 75). Auch den Dr.-Jordan-Park entwarf

1ZELENSKA-CHELKOWSKA, Anna: Feliks Radwanski, Senator Rzeczypospolitej Kra-
kowskiej (1756-1826) [Feliks Radwanski, Senator der Krakauer Republik (1756-1826)]. Krakow
1982 (Biblioteka Krakowska 123), 58-61.
2 CIOLEK, Gerard: Ogrody polskie [Polnische Gärten], Hg. und ergänzt v. Janusz BOGDA-
NOWSKI, Warszawa 1978, 178. - BOGDANOWSKI, Janusz: Ogrody sarmackie [Sarmaten-
gärten]. In: Podlug nieba i zwyczaju polskiego. Studia z historii architektury, sztuki i kultury
ofiarowane Adamowi Milobcdzkiemu [Dem polnischen Himmel und der polnischen Gewohnheit
gemäß. Studien zur Architektur-, Kunst- und Kulturgeschichte, Adam MilobQdzki gewidmet].
Warszawa 1988, 391-397.
 
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