Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bałus, Wojciech
Krakau zwischen Traditionen und Wegen in die Moderne: zur Geschichte der Architektur und der öffentlichen Grünanlagen im 19. Jahrhundert — Stuttgart: Steiner, 2003

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57161#0122
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
118

Krakaus Grünanlagen

Malecki - diesmal auf dem Gelände der ehemaligen Landwirtschaftsausstellung,
wodurch die Komposition zwangsläufig geometrisch strenger ausfiel. Malecki
hatte dabei bewußt den sogenannten gemischeten Styl verwandt: Er ergänzte die
Hauptachse durch eine barocke etoile, während der Rest des Parks einen rein land-
schaftlichen Charakter erhielt. Im Dr.-Jordan-Park kann man Einflüsse der deut-
schen Schule Lennes und Meyers erkennen (Abb. 84). Karol Bauer, Lemberger
Gartenarchitekt, der mit Eduard Petzold1 * 3 bekannt war, baute dagegen in den sieb-
ziger Jahren des 19. Jahrhunderts den Garten des Schützenvereins im englischen
Stil um, wobei er sich deutlich am Werk Rudolf Siebecks orientierte (Abb. 69).
Malerischen Charakter besitzt auch der 1896/97 angelegte Stadtpark von Pod-
gorze, der nach seinem Gründer Bednarski-Park genannt wurde4 5. Dieser Garten
entstand auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs, was ihm den Charakter
eines Gebirgsparks verlieh (abb. 89). In diesem Fall sind Einflüsse des Pariser
Parks Buttes-Chaumont (1864-1867)3 wie auch des Wiener Türkenschanzparkes
(1883/85-1888)6 offensichtlich.
Von den achtziger Jahren an begann der Landschaftsstil jedoch immer mehr
Widerspruch hervorzurufen. Diesen Einwänden gab Pater Juliusz Drohojowski
1896 in seiner Broschüre über den Garten des Schützenvereins deutlich Aus-
druck7. In einem englischen Garten, schrieb er, finde eine Person, die sich von
ihrer Gesellschaft abgesondert habe, „die verlorene Begleitung in den Kurven der
Pfade nicht leicht wieder“8. Dieses Argument war schon Christian Cay Lorenz
Hirschfeld bekannt gewesen und hatte den Kieler Professor zu der Auffassung
geführt, daß ein Volksgarten in gemischten Formen anzulegen sei9. Drohojowskis
Anschauungen waren unter dem Einfluß von Gesinnungen Lothar Abels entstan-
den: „Die Bedürfnisse der öffentlichen Stadtgärten hat Dr. Lothar Abel, der Wie-

1 ROHDE, Michael: Von Muskau bis Konstantinopel. Eduard Petzold ein europäischer Garten-
künstler 1815-1891. Dresden 1998 (Muskauer Schriften 2), 28.
4 SWARYCZEWSKA, Magdalena u.a.: Krakdw-Podgörze. Park im. Wojciecha Bednarskiego.
Studium historyczno-kompozycyjne [Kraköw-Podgörze. Wojciech-Bednarski-Park. Eine histori-
sche und gestalterische Studie], Manuskript, Krakow 1989, 45-47.
5 JOEST, Thomas von: Grüne Metropole Paris? Die Politik Hausmanns. In: Die Gartenkunst
des Abendlandes. Von der Renaissance bis zur Gegenwart. Hg. v. Monique MOSSER und Georges
TEYSSOT, Stuttgart 1993, 383-394, hier 388. - ZACHARIASZ, Agata: Park Krakowski znany i
nieznany [Der bekannte und der unbekannte Krakauer Park], In: Teka Komisji Urbanistyki i Ar-
chitektury 28 (1996) 203-228, hier 203, Anm. 4.
6 LOIDL-REISCH, Cordula: Der Türkenschanzpark. In: Historische Gärten in Österreich. Ver-
gessene Gesamtkunstwerke. Hg. v. Geza HAJOS. Wien-Köln-Weimar 1993, 296-300. - DERS.:
Wiener Stadtparks um 1900. Am Beispiel von Türkenschanzpark und Elisabeth-Denkmal (Volks-
garten). In: Die Gartenkunst 7 (1995), 298-308, hier 298-303.
7 Abgedruckt in: LICHONCZAK, Grazyna: Ksicdza Juliusza Drohojowskiego „Uwagi o
Ogrodzie Towarzystwa Strzeleckiego w Krakowie“ [Pater Juliusz Drohojowskis „Bemerkungen
über den Garten des Schützenvereins in Krakau“]. In: Krzysztofory 12 (1985) 47-55. - Zu Droho-
jowski BALUS, Wojciech: Pater Juliusz Drohojowski (1836-1916) und das Wesen des Stadtparks.
In: Stadt und Grün 47 (1998) 129-132.
8 LICHONCZAK/DROHOJOWSKI (wie Anm. 7) 51.
9 HIRSCHFELD, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartentkunst, Bd. 5. Leipzig 1785, 69.
 
Annotationen