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Bałus, Wojciech
Krakau zwischen Traditionen und Wegen in die Moderne: zur Geschichte der Architektur und der öffentlichen Grünanlagen im 19. Jahrhundert — Stuttgart: Steiner, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.57161#0108
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Der Dr.-Jordan-Stadtpark: Raum für die Jugend

Eine neue Idee für den Park und dessen Nutzung
1887 wurde in Krakau eine Landwirtschaftsausstellung für Galizien veranstaltet
(Abb. 83)'. Sie fand im Bereich der alten Stadtwiese in einem provisorischen Gar-
ten statt, östlich vom Zentrum und bereits außerhalb der damaligen Stadtgrenze.
Das Zentrum bildete eine gerade Allee (Hauptachse), die zum Hauptpavillon
führte, und einen Hippodrom, den die Allee durchkreuzte. Links und rechts befan-
den sich krumme Pfade, die den Besucher zu den verschiedenen hölzernen Pavil-
lons leiteten, sowie ein künstlicher Teich mit einer kleinen Insel.
Nach dem Ende der Ausstellung blieben einige Pavillons an Ort und Stelle. Ihre
Besitzer übergaben sie der Stadt. Zuerst wollte der Krakauer Magistrat das Grund-
stück rekultivieren, nach einigen heftigen Diskussionen stimmte der Stadtrat je-
doch für den Antrag von Dr. Henryk Jordan, hier einen Park für Kinder und
Jugendliche anzulegen1 2. Dieser Park entstand in den Jahren 1888/89. Von 1891 an
gehörte er der Stadt Krakau und wurde schon damals Städtischer Dr.-Jordan-Park
genannt3. Die Pläne stammten aus der Hand des Stadtgärtners Boleslaw Malecki4.
Dieser veränderte den Ausstellungsgarten nicht wesentlich, sondern verbreiterte
und ergänzte ihn lediglich (Abb. 84). Die Hauptachse wurde verlängert und durch
eine etoile abgeschlossen. Diese etoile von der Form eines Rades mit acht Spei-
chen wurde mit regelmäßig beschnittenen Hainbuschhecken bepflanzt und erhielt
als Zierde Büsten polnischer Nationalhelden (Abb. 85, 86). Links und rechts der
Hauptallee schlängelten sich Pfade, die zu offenen Plätzen führten, an denen nun
Sport- und Spielstätten eingerichtet wurden - geeignet für Fußball, Wettlauf,
Bogenschießen und Turnübungen. Es entstand jeweils ein Platz für Mädchen, ei-
ner für Knaben und einer für kleine Kinder. In den ehemaligen Ausstellungs-
pavillons (Abb. 87) fanden die Parkverwaltung, Umkleideräume und Brausebäder,
eine Milchhalle zu sehr mäßigen Preisen Platz, und eine große Halle diente zur
Nutzung bei ungünstigem Wetter5.

1 WL. PR.: Z wystawy krakowskiej [Aus der Krakauer Ausstellung], In: Tygodnik Ilustrowany
10/244 (1887) 147f.
2 LOPUSZANSKI, Tadeusz/HOMINSKI, Kazimierz/GUZDEK, Wojciech: Miejski Park dra
Jordana w Krakowie [Der Dr.-Jordan-Stadtpark in Krakau], Krakow 1894, 1.
3 LOPUSZANSKI/HOMINSKI/GUZDEK (wie Anm. 2) 1.
4 MALECKI, Boleslaw: Plantacje, ogrody i urz^dzenia ogrodowe miejskie w Krakowie [Grün-
wallanlagen, Gärten und städtische Gartenentwürfe in Krakau]. Krakow 1907, 7. - STIjPNIEW-
SKA, Barbara: Ogrody Krakowa [Krakaus Gärten], Krakow 1977, 171-177. - KUCIEL, Joanna:
100 lat Parku Jordana [100 Jahre Jordan-Park], In: Krzysztofory 19 (1992) 71-89, hier 71.
5 LOPUSZANSKI/HOMINSKI/GUZDEK (wie Anm. 2) 3f.
 
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