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Bałus, Wojciech
Krakau zwischen Traditionen und Wegen in die Moderne: zur Geschichte der Architektur und der öffentlichen Grünanlagen im 19. Jahrhundert — Stuttgart: Steiner, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.57161#0107
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Planty

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Häuser sollten vom Park her nicht sichtbar sein. „Die Planty“, rekapituliert der
Verfasser, „bilden eine in sich geschlossene Einheit“58 59.
Andererseits griffen dennoch einige neue Gebäude in die Planty ein. 1883-1887
wurde das Hauptgebäude der Jagiellonen-Universität erbaut: das Collegium No-
vum^. Man richtete seine Eingangsfassade auf die Planty aus (Abb. 17), so daß
die Parkanlage hier - gemäß dem Zonierungsprinzip60 — die Rolle eines Vorplat-
zes spielen mußte. Hierfür eine Lösung suchend, entwarf Malecki ein kreisförmi-
ges Beet, das axial mit dem Gebäude verbunden wurde. Walery Rzewuski wollte
dort sogar einen Mickiewicz-Platz schaffen (Abb. 82) - mit einem Denkmal für
den Dichter und dem neuen, neugotischen Teil der Jagiellonen-Bibliothek61. - Das
Kunstpalais (Künstlerhaus) von Franciszek M^czynski (1898-1901) wurde zwar
parallel zu den Planty angelegt und sein Haupteingang befindet sich auf der Stra-
ßenseite (also in gewissem Sinne von den Planty abgesondert), jedoch zierte man
gerade die Parkseite des Gebäudes mit Büsten großer polnischer Künstler62. Zu-
dem hatte man von Anfang an geplant, dem Kunstpalais gegenüber, im Bereich
der Planty, ein Denkmal für Artur Grottger zu errichten. Der Garten zwischen dem
Denkmal und dem Haus sollte als ein halbkreisförmiges Teppichbeet gestaltet
werden. Auf diese Weise sollte eine geschlossene Anlage entstehen, in der die
Denkmäler mit dem Park verbunden sein sollten. Dieser Vorschlag wurde von
Malecki ausgeführt.
Beide Beispiele beweisen, daß die Planty in die Krakauer Ringstraßenzone ak-
tiv einbezogen wurden. Dennoch zerstörte die städtebauliche Entwicklung die
Parkanlage nicht. Die Planty vermochten ihren ursprünglichen Charakter einer die
ganze Stadt umkreisenden Grünwallanlage beizubehalten. Bis heute bilden sie
einen Raum für sich, einen Grüngürtel, der zwar in viele Gärten unterteilt ist, auf
dessen Wegen man jedoch das ganze alte Krakau mühelos zu Fuß umrunden kann.
Anders als in Wien ist die Krakauer Ringstraße vornehmlich durch die Garten-
kunst der Planty geprägt, und diese werden nicht durch die Architektur der öffent-
lichen Gebäude und eine Prachtallee dominiert.

58 KLEIN (wie Anm. 6) 50.
59 Vgl. dazu das Kapitel zur „Krakauer Gartenkunst“ in diesem Band.
60 SCHMIDT (wie Anm. 43) 63-66.
61 RZEWUSKI, Walery: Gdzie postawic pomnik Mickiewiczowi? [Wo soll das Mickiewcz-
Denkmal errichtet werden?] Krakow 1883.
62 SOLEWSKI, Rafal: Franciszek M^czynski i wspolnota sztuk w architekturze miasta. Reali-
zacja idei „Gesamtkunstwerk“ we wczesnej twörczosci krakowskiego architekta [Franciszek M4-
czyhski und die Gemeinsamkeit der Künste in der Architektur der Stadt. Die Verwirklichung der
Idee eines „Gesamtkunstwerks“ in der frühen Schaffensperiode des Krakauer Architekten], In:
Rocznik Krakowski 61 (1995) 97-116, hier lOlf.
 
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