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Bałus, Wojciech
Krakau zwischen Traditionen und Wegen in die Moderne: zur Geschichte der Architektur und der öffentlichen Grünanlagen im 19. Jahrhundert — Stuttgart: Steiner, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.57161#0061
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„Fecit Theodorus Talowski Architectus'

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„Fecit Theodorus Talowski Architectus“

Unter den Krakauer Wohnbauten aus der Zeit des Historismus fallen einige Häu-
ser auf, die an der Neige der Epoche, gegen Ende der achtziger und zu Beginn der
neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts, von dem jungen Teodor Talowski errichtet
wurden1. Diese Bauwerke lassen nicht nur durch ihre Form aufmerken, von der es
schon damals hieß, daß sie aus dem „Rahmen von Schulen und Schablonen“
falle2, sondern auch durch ihre Ausstrahlung und die ungewöhnliche Atmosphäre,
die sie schaffen. Obgleich der Architekt fast keinerlei nationale bzw. einheimische
Elemente des gotischen und des Renaissancestils verwendet, sucht er doch das
Wesen des Krakauer genius loci zum Ausdruck zu bringen
Teodor Talowski und seine Krakauer Häuser
Teodor Talowski gehört zu den wichtigsten polnischen Architekten der Jahrhun-
dertwende. 1857 geboren, studierte er Architektur zunächst bei Karl König in
Wien, anschließend bei Julian Zachariewicz in Lemberg. Zwischen 1885 und 1901
war er in Krakau tätig. Im Wintersemester 1901 übernahm er den Lehrstuhl für
Handzeichnungen an der Polytechnischen Hochschule in Lemberg. Er entwarf
mehr als zehn Wohnhäuser und Villen, etwa siebzig Kirchen sowie einige Herren-
häuser und Schlösser. Seine leicht erkennbaren Werke sind im gesamten Gebiet
des ehemaligen Galizien zu finden. Talowski starb 1910 nach langer, schwerer
Krankheit in Lemberg3.
In den Krakauer Wohnhäusern Teodor Talowskis findet man ein der Vergan-
genheit entnommenes Formenrepertoire (Abb. 45, 51). Der Architekt hatte seine
Karriere als Anhänger der deutschen Renaissance begonnen (Abb. 46), was ihm
von Anfang an eine lockere, malerische und von klassischem Rigorismus weit

1 Allgemein zum Thema Wohnungsarchitektur in Krakau PURCHLA, Jacek: Das bürgerliche
Wohnhaus in Krakau während des 19. Jahrhunderts - Raum, Stil, Architektur. In: Bürgerliche
Selbstdarstellung. Städtebau, Architektur, Denkmäler. Hg. v. Hanns HAAS und Hannes STEKL,
Wien-Köln-Weimar 1995 (Bürgertum in der Habsburgermonarchie 4), 71-84.
2 RADOST [Zbigniew SARNECKI]: Teodor Talowski. In: Swiat 3 (1890) 260.
3 BEIERSDORF, Zbigniew: Architekt Teodor M. Talowski. Charakterystyka twörczosci [Der
Architekt Teodor M. Talowski. Charakterisierung seines Schaffens], In: Sztuka 2 polowy XIX
wieku [Die Kunst der 2. Hälfte des 19. Jh.]. Warszawa 1973, 199-214, hier 199-201. - BALUS,
Wojciech: Historyzm, analogicznosc, malowniczosc. Rozwazania o centralnych kategoriach
twörczosci Teodora Talowskiego (1857-1910) [Das Historische, das Analogische, das Malerische.
Untersuchungen zu zentralen Kategorien des Schaffens von Teodor Talowski], In: Folia Historiae
Artium 24 (1988) 117-138, hier 117 (mit weiteren Literaturangaben) . - PURCHLA, Jacek: Kra-
kauer Architekten an der Wiener Technischen Hochschule im 19. Jahrhundert. In: Studia Austro-
Polonica 3 (1989) 217-230, hier 229. - Zuletzt: POPLAWSKI, Zbyslaw: Dzieje Politechniki
Lwowskiej 1844-1945 [Geschichte des Lemberger Politechnikums, 1844-1945], Wroclaw-War-
szawa-Kraköw 1992, 123, 129, 135, 307.
 
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