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Bałus, Wojciech
Krakau zwischen Traditionen und Wegen in die Moderne: zur Geschichte der Architektur und der öffentlichen Grünanlagen im 19. Jahrhundert — Stuttgart: Steiner, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.57161#0079
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Lage, Verwaltung und Finanzierung der städtischen Anlagen

Private und öffentliche Grünflächen in Krakau
Trotz Übervölkerung und Einengung Krakaus auf nicht ganz 6 km2 blieben viele
Grünflächen im 19. Jahrhundert unberührt. 1879 nahmen Straßen 0,74 km2,
Gärten hingegen sogar 2,81 km2 ein, also fast die Hälfte der Fläche der Stadt
(Abb. 61)1! Es waren dies allerdings überwiegend private Gärten. Einen großen
Teil machten - und tun dies noch heute - die Klostergärten aus2. Gärten entstan-
den auch an den Rückseiten der im 19. Jahrhundert erbauten Wohnhäuser. Am
schlechtesten stand es um das öffentliche Grün. Baugrundhunger innerhalb der
Festung ließ ein uneingeschränktes Anlegen von Plätzen in der Stadt nicht zu.
1907 gab es nur zwei städtische Plätze, sogenannte skwery. Zum einen war dies
der kleine Allerheiligen-Platz vor dem Magistrat (Plac Wszystkich Swiqtych) mit
dem Denkmal für den Stadtpräsidenten Mikolaj Zyblikiewicz, zum anderen der
1897 angelegte skwer in der Wolska-Straße (Skwer w ulicy Wolskiej). Die einzige
breite, zweibahnige, von Bäumen gesäumte Allee, deren Mitte ein grüner Gürtel
mit Blumenteppichen einnahm, war die Dietl-Straße (auch Dietl Planty genannt;
Abb. 62). Sie war 1887 von Boleslaw Malecki für das zugeschüttete alte Weich-
selflußbett entworfen worden3.
Platzmangel machte ein großzügiges Anlegen von Stadtparks unmöglich. Lan-
gezeit waren die in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstandenen
Planty der einzige zur Gemeinde gehörende und von ihr instandgehaltene Garten.
Andere der Öffentlichkeit in der ersten Jahrhunderthälfte zugänglich gemachte
Gärten, wie der Garten des Schützenvereins, der Krzyzanowski- und der Kremer-
Garten waren private Anlagen. Erst in den Jahren nach 1880 entstanden außerhalb
des Festungsgürtels neue Grünanlagen, und zwar der Krakauer Park (Park Kra-
kowski) und der Dr.-Jordan-Stadtpark (Park Doktora Jordana), beide überwiegend
dem Sport und der Erholung dienend. Der erstere war allerdings bis 1909 Privat-
eigentum, der letztere wiederum städtisch, aber vor allem für Kinder und Jugend-
liche bestimmt. Der Plan für ein Groß-Krakau sah die Notwendigkeit vor, neue
Stadtparks zu entwerfen, was in dieser Form jedoch nie realisiert worden ist. 1917

1 STEPNIEWSKA, Barbara: Ogrody Krakowa [Die Gärten Krakaus], Krakow 1977, 164.
2 Parki i ogrody Krakowa w obrqbie Plant z Plantami i Wawelem [Parks und Gärten in Krakau
innerhalb der Planty inklusive Planty und Wawel]. Hg. v. Janusz BOGDANOWSKI, Warszawa
1997 (Katalog parköw i ogrodow w Polsce), passim.
3 MALECKI, Boleslaw: Plantacye, ogrody i urz^dzenia ogrodowe miejskie w Krakowie [Grün-
wallanlagen, Gärten und städtische Gartenentwürfe in Krakau], Krakow 1907, 7f. - PURCHLA,
Jacek: Local Government and the Civilizational Space of Cracow in the 19th Century. In: Mayors
and City Halls. Local Government and the Cultural Space in the Late Habsburg Monarchy. Hg. v.
Jacek PURCHLA, Krakow 1998, 253-273, hier 266.
 
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