Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bałus, Wojciech
Krakau zwischen Traditionen und Wegen in die Moderne: zur Geschichte der Architektur und der öffentlichen Grünanlagen im 19. Jahrhundert — Stuttgart: Steiner, 2003

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57161#0080
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
76

Krakaus Grünanlagen

kaufte die Krakauer Sparkasse den sogenannten Wolski-Wald (Las Wolski) für
die Stadt und erklärte ihn zum Stadtwald4.
Systematisch kümmerte man sich um den Baumbestand in den Straßen (Abb.
63). 1907 wuchsen an fünfzig Straßen 4.500 Bäume, vor allem der gemeine Ahorn
(acer plantoides), die Feldulme (ulmus campestris), der Herbstblattahom (acer
caliphornicum) sowie Linden- und Kastanienbäume (vgl. Tabelle im folgenden).
Für den Bedarf an städtischem Grün wurden in dem 1880 an der Lubicz-Straße
gegründeten sogenannten Stadtgarten (Ogröd miejski) Pflanzen gezüchtet. Dort
befanden sich Gewächshäuser und Treibbeete, aber auch die Büros der Verwal-
tung für Stadverschönerung sowie Gärtnerwohnungen. Im Stadtteil D^bie besaß
die Stadt eine Baum- und Zierstrauchschule5.
Verwaltung und Finanzierung im Überblick
Während Krakaus Zeit als Freistadt sorgte die sogenannte „Pflanzungskommis-
sion“ (Komisja Plantacyjna) für die Pflege der Grünflächen Krakaus, welche die
Entstehung und Verschönerung der Planty, der damals einzigen städtischen Grün-
anlage, beaufsichtigte. Während der galizischen Autonomie gehörte diese Kom-
mission dem Stadtrat. Sie bestand aus dem Stadtpräsidenten als Vorsitzendem,
dem Verwalter der Florian-Straszewski-Stiftung und fünfzehn Mitgliedern aus
dem Stadtrat. Mit der Ausführung war hingegen der „Wirtschaftsausschuß“ (Ko-
mitet Gospodarczy) und der städtische Gärtnereiinspektor beauftragt. Das Amt des
letzteren beschäftigte außer dem Chef zwei Gärtner, drei Hilfsgärtner, fünf festan-
gestellte Wächter, sieben „provisorische“ Wächter sowie einen Fuhrknecht und
„eine gewisse Anzahl Tagesarbeiter“, die je nach aktuellen Bedürfnissen ausgebil-
det bzw. eingestellt wurden. Den Posten des Stadtgärtners, d.h. des Inspektors der
Stadtgärtnerei (Inspektor ogrodnictwa miej skiego), nahmen nacheinander Antoni
Bukowski (um 1822-1853), Ignacy Ihon (1853-1881) und Boleslaw Malecki
(1881 bis zum Ende des Autonomieperiode) wahr6.
Die Ausgaben für die Pflege und Unterhaltung des städtischen Grüns wurden
vor allem aus dem Gemeindehaushalt finanziert. Hinzu kamen Gelder aus privaten
Zuwendungen. Die älteste Stiftung (1830) in Höhe von 3.000 holländischen Du-
katen stammte aus dem Vermächtnis Florian Straszewskis, eines Mitbegründers
der Planty, und hatte zum Ziel, „die Pflanzungen [...] nicht nur gänzlich auszufüh-
ren, sondern auch weiterhin unablässig in gebührender Ordnung [...] zu halten“7.
Aus den Mitteln der Straszewski-Stiftung konnten folgende Leistungen finanziert

4 FRIEDBERG, Witold: Lasy miasta Krakowa (istniej^ce i planowane) [Wälder der Stadt Kra-
kau (vorhandene und geplante)]. In: Zielen Krakowa. Hg. v. Jerzy DOBRZYCKI, Krakow 1955,
41-55, hier 43.
5 MALECKI (wie Anm. 3) 8.
6 Ebd., 1 lf. — DERS.: Plantacye Krakowskie [Die Krakauer Planty], In: Ogrodnictwo 6 (1903)
65-72, hier 68f.
7 KLEIN, Franciszek: Planty Krakowskie [Die Krakauer Planty], Krakow 1911, 29.
 
Annotationen