Hartmann; Bech, Fedor [Hrsg.]: Hartmann von Aue (3. Theil): Iwein, oder der Ritter mit dem Löwen (Leipzig: F.A. Brockhaus, 1873)

60 II. ABENTEUER, IWEIN’s SIEG ÜBER ASKALON.

der ich nie niht sach gelich?
ich’n weiz waz si zwäre
an ir goltvarwen häre
und an ir selber riebet,
daz si den lip zebrichet.
da ist si selbe unschuldec an:
ouwe ja sluoc ich den man.
disiu zuht unt dirre gerich
gienge billicher über mich:
ouch tast’ si got erkennen daz
mir an min selbes übe baz.

1670

1675

1680

Ouwe daz diu guote
in selbem unmuote
ist so rehte wünneclich!
nü wem wsere si gelich,
enhete si dehein leit? 1685
zwäre got der hat geleit
sine kunst und sine kraft,
sinen vli'z und sine meisterschaft,
an disen löblichen lip:
ez ist ein engel und niht ein wip.» 1690

1670 der ist Dativ, auf lieh bezogen: die alles übertraf, was ich je gesehen
habe. — 1671 zwäre ist mit ich’n weiz zu verbinden: ich weiß in der That
nicht. — 1673 richet von rechen, rächen. — 1675 da — an, daran. — 1677 zuht
fern., Züchtigung, Strafe. — gerich masc., Rache, Strafe. — 1678 über einen
gän, einem zu Theil werden, widerfahren. — 1679 teste hier: ließe. — einem
etwas erkennen, «es ihm ertheilen, zuerkennen». B.
1685 wenn sie kein Leid hätte? — 1687 sine kunst und, sine kraft legen
an, all seine Kunst und Kraft verwenden auf.