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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (6) — 1854

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Nro. 1 - Nro. 9 (1. Januar - 29. Januar)
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Der

y § ; ; Etnriduugsgebühr für die..
.) paltzeile 3 kr. ;

Bergſträßer Bote.
Amts- und Verkündigungshlate für das Bezirksamt Weinheim.

Sechster Jahrgang.



R. .

Weinheim, den 8. Janar

I w .



Katholiken paßt auf.

Eſſet von der verbotenen Frucht, und ihr
werdet wciſe sein wie Gott! Also sprach und
ſpricht der Erzfeind der Menſchheit von Anbeginn.

Dies iſt der Eingang einer mit obiger Ueber-
ſchrift versehenen Flugschrift, die man kürzlich
unter euch verbreitet hat, und worin ihr mit
Lügen und Entſtellungen, wie sie nur der Erz-
feind dem strafbaren Verfasser eingeben konnte,
aufgeſtachelt werdet zu Haß und Auflehnung gegen
euern von. Gottt geſetzten gerechten und wohlwol-
lenden Regenten und seine Regierung.

Allerdings, katholiſche Mitbrüder, habt ihr
Ursache aufzupaſen, aber nicht um deswillen,
weil, wie: jenes Flugblatt und andere Blätter euch
vorsagen ; euerm Glauben und eurer heil. Kirche
von Seiten unserer Regierung Gefahr droht , son-
dern weil man euch von vielen Seiten mit Lug
und Trug bearbeitet, sollt ihr aufpassen, daß euch
die Wahrheit nicht geſtohlen werde, ihr sollt auf-
paſſen, daß die leidenſchaftlichen Parteiſchriften,
welche man aus Anlaß des Streites zwischen
unserm Hrn. Erzbischof und der weltlichen Regie-
rung auf allen Wegen verbreitet, euern Verſtand
nicht benebeln, euer Herz dem wohlwollendſten
und gerechte eſten Fürſten nicht entfremden, und
daß nicht eine gefährliche Irrlehre, in welche
durch Gottes unerforſchliche Zulaſſung unser hoch-
betagter Erzbischof selbſt verfallen zu sein scheint,

euch zu ‘Abtrünnigen an eurem heiligen Glauben

mache. [

Es soll dies keine Anklage und kein Verramne.

mungsurtheil gegen unsern Kirchenfürſten ſein,
welcher durch sein greiſes Alter nicht minder, als
durch seine erhabene kirchliche Stellung unser aller

Ehrfurcht in Anspruch nimmt. Allein troß seine. j

|



hohen Stellung bleibt auch er wie wir Alle ein
dem Irrthum und der Schwäche ausgesctzter

| Menſch, auch er kann fehlen wie schon viele mit

derselben geiſtlichen Weihe versehene katholiſche
Kirchenhirten vor ihm in Fehl und Irrthum ge-
riethen, er kann von denselben Feinden uuſerer
heiligen Religion, welche jetzt durch besagte gott-
loſe Flugblätter eure Unterthanentreue zu erſchüt-
tern und cuer Chriſtenthum zu vergiften suchen,
verlockt und verblendet worden sein, darum paſſet
auf, daß euch nicht das Nämliche geſchehe, und
bittet Gott um Erleuchtung eures Oberhirten und
um Stärkung eurer ſelbſt, daß ihr dem Verſucher
widerſtehen möget.

Erwartet nicht, katholische Mitbrüder, daß
ich euch die Streitfragen auseinandersetze, welche

zwischen unserem Biſchof und unserem Landesherrn

beſtehen; die wenigsten unter euch sind im Stande,

zu beurtheilen, auf welcher Scite das Recht iſt.

und die Wenigen, welche cso im Stande ſind,
haben darüber aus dem Hirtenbriefe unseres . Bi-

. sſchofs und aus den in der Karlsruher Zeitung

und sonst bekannt gemachten G:generttlirungen hin-
reichende Auskunft erhalten.
Möget auch ihr, die ihr nicht im Stande scid,

aus euch ſelber zu beurtheilen, auf welcher Scite

das Recht ſich befindet, vorerſt hierüber denken

wie ihr wollet, so viel seid ihr jedenfalls einzu-
. sehen im Stande, daß nicht um die Reinheit eures

Glaubens, nicht um die freie Ausübung des
Gottesdienſtes , nicht um Spendung der heiligen
Sacramente, sondern allein darum geſtritten wird,

ob gewisse ins kirchliche Regiment einſchlagende

Handlungen, bei welchen das weltliche Regiment
auch ein Intereſſe hat, von den kirchlichen Oberen
 
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