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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (6) — 1854

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Nro. 27 - Nro. 34 (2. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42485#0117

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preis 30 kr. ohne Pofſtaufſchlag. :

Der t! .
Bergsträßer Bote.

.

. . Cinrückfungsgebühr für die
, Spa zeile 3 kn..

. Ants- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weitheim.

Sechster Jahrgang.



R'! 29.

Weinheim , den 9. April

1 s 54.



îHOrientaliſche Angelegenheiten.

Der „Wand. bringt nach Privatbriefen eine
Mittheilung über den Donauübergang der Ruſſen,
der wir Folgendes entnehmen. Der Uebergang
wurde bei Braila schon am 22. v. M. versucht;

der Kampf und insbesondere die gegenseitige Kano-
nade hat den ganzen Tag gedauert, und fünf
oder sechs Verſuche der Ruſſen , am jenseitigen
Ufer Poſto zu faſsen, sind mit großem Verluste
für dieselben zurückgeschlagen worden. Diese Ver-

suche wurden am 23. mit Tagesanbruch fortgee.

setzt und wieder ſind mehrere Abtheilungen mit
blutigen Köpfen zurückgeworfen. Dies dauerte so
bis Mittag zwischen 12 und 1 Uhr. Um diese
Zeit fingen die Türken an , sich zu vermindernz
es war nicht ein Rückzug vor dem Feinde, wie

es im erſten Augenblicke angegeben wurde, son-

dern offenbar eine anbefohlene Bewegungz denn
Ö wäbrend einige Abtheilungen ſich in guter Ord-
nung und langsam zurückzogen, blieben andere
an ihren Stellen und kämpften fort, als wäre

. Nichts geschehen. Nach und nach verschwanden
die Türken und sie leiſteten Widerſtand nur mehr

in der Nähe der Festung Matſchin; somit lan-
deten die Ruſſen zwiſchen 4 und 7 Uhr Abends,
wenig beläſtigt ; selbſt bei dem Kampfe um 6
Uhr in der Nähe von Matſsſchin verloren ſie kaum
25 Todte. Die Ursache der rückgängigen Bewe-
gung der Türken iſt nicht bekannt. Auf einen so
wohlfeilen Uebergang gerade bei Galacz und Braila
haben die Ruſſen nicht gerechnet; denn die Zahl

ihrer Todten, deren mehr als die Hälfte von,
. den Wellen der Donau verſchlungen wurden,
beträgt am 22. über den ganzen Tag und am

%23. bis 1. Uhr Nachmittags nicht viel über 400.
Um so blutiger war der Uebergang (oder richtiger
der Verſuch, denn noch heute iſt es nicht gewiß,



ob er gelungen sei) oberhalb Tultscha zwischen
dieser Feſtung und JZsaktſcha. Die Unternehmung

leitete General Ucziakoff, ungefähr eine Stunde

weit von Tultscha donauaufroärts. Es galt, drei
türkische, vortheilhaft poſtirte Batterien entweder
verſtummen zu machen oder mit dem Bajonette
zu nehmen und da das Erſte bis Miltag nicht
gelang, so wurde Nachmittags das Zweite ver-
sucht. Das erſte mit der gefährlichen Unternehe

mung beauftragte Bataillon wurde in weniger als
34 Minuten über die Hälfte vernichtetz einm

zweiten Bataillon erging es um 3 Uhr nicht
beſſcer und erſt dem dritten Bataillon gelang es,
feſten Fuß am jenseitigen Ufer zu setzen. Inzwi-
schen waren oberhalb und unterhalb des Kampf-
platzes andere Abtheilungen ruſſiſcher Infanterie
und Kavallerie über den Strom gegangen, und

. nun entstand ein verzweifelter Kampf um die drei

Batterien. Endlich mußten die Türken der Ueber-
macht weichen und es gelang ihnen, zwei Batte-
rien , blos mit Verluſt von einer Kanone, zu
rettenz dagegen wurden drei türkische Kompagnien,

welche die dritte Batterie vertheidigten, von den

Ruſsſen umzingelt und nach einem mörderischen

halbſtündigen Kampfe zur Hälfte niedergemacht,

zur Hälfte gefangen genommen, und die ganze
Batterie erobert. Der Verluſt der Ruſſen bet

. diesem Kampfe wird in zwei Privathriefen auf

wenigstens 1500 Todte angegeben. t :
Eine telegraphiſche Privatdepeſche aus Mar- .
seile vom 3. April meldet das Einlaufen des

verbündeten Geſchwaders in das Schwarze Mer.
und zwar die Richtung nach Varna nehmen.

Das Ereigniß fand am 24. März ſtatt und iſt

mit dem engliſchen Dampfboot rCaradtoc. , der

gleichzeitig den General Bourgoyne an Bord hat,
nach Marseille gebracht worden. Dieselbe Depesche -

meldet bt Abgang des engliſchen Dampfboots *
 
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