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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (6) — 1854

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Nro. 95 - Nro. 102 (3. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42485#0409

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I §

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Bergsträßer Bote.

Amts- und Verkündigungsbl att für das Bezirksamt Weinheim.
Sechster Jahrgang.



v'~ 102.

Weinheim, den 31. Dezember 1 8 % 4.



MS Des Neujahrsfestes wegen

erſcheint bis nächſten Mittwoch kein

Blatt.



Eröffnung der franzöſischen ..4
Kammern.

Paris, 26. Dez.... Folgendes iſt die Rede,
womit der Kaiser heute in den Tuilerien die dies-

jährige Kammerseſſion eröffnete:

„Meine Herren Senatoren, meine Herren
U L: ii

Seit Ihrer letzten Zuſqcrattnke ſind grolße

Ereigniſse geschehen. Der Ruf, den ich zur Deckung
der Kriegskoſten an das Land richtete, iſt so voll-
kommen gehört worden, daß der Erfolg meine
Hoffnungen ſogar noch übertroffen hat. Unsere

Waffen sind in der Oſtſee wie im Schwarzen

Meer siegreich geweſen. Zwei große Schlachten
haben unsere Fahne verherrlicht. Ein glänzendes Zeug-
niß hat die Innigkeit unserer Beziehungen mit
England dargethan:! das Parlament hat unsern
Generalen und Soldaten Glückwünſche votirt.
Ein durch die ritterlichen Geſsinnungen seines Sou-
veräns verjüngtes großes Veich hat ſich von der
Macht, die seit 40 Jahren Curopa’'s Unabhängigkeit
bedrohte, losgesagt. Der Kaiser von Öeſterreich
hat einen heute noch defensiven, bald vielleicht

offensiven Vertrag geschloſſen, der seine Sache mit

der Frankreichs und Englands vereinigt. :
Also, meine Herren, je mehr der Krieg ſich
verlängert, deſto mehr ſteigt die Zahl unserer
Bundesgenoſſen, und deſto mehr befestigen sich die
schon geschloſſenen Bande. Was für Bande können
in der That feſter sein, als Siegesnamen, die
beiden Armeen angehören und an gemeinsamen
Ruhm erinnern, als dieselben Beſorgniſſe und



dieselben Hoffnungen, die beide Länder bewegen,

als dieselben Ideen und Absichten, die beide Re-

gierungen auf allen Punkten des Erdballs leiten.
Auch iſt das Bündniß mit England nicht die
Wirkung eines vorübergehenden Intereſſes und
einer Gelegenheitspolitikz es ist die Vereinigung

zweier mächtigen Nationen; die ſich zum Triumph

einer Sache zuſsammengesellt haben, in die seit

länger als einem Jahrhundert ihre Größe, dic
Intereſſen der Zivilisation gleichzeitig mit der Frienn.

heit Europa’s verflochten sind. VBereinigen Sie
sich daher bei dieser feierlichen Gelegenheit mit mir,
um hier im Namen Frankreichs dem Parlament
für seine herzliche und warme Kundgebung, der
engliſchen Armee und ihrem würdigen Führer für
ihre tapfere Mitwirkung zu danken.

Im nächſten Jahre, wenn der Frieden noch

nicht wiederhergeſtellt iſt, boffe ich denselben Dank
an Osterreich und an jenes Deuiſchland, desen

Einheit und Wohlfahrt wir wünſchen, zu richten
j! s glücklich, der Armee und der Flotte,
die durch ihre Hingebung und Manneszucht in
Frankreich wie in Algerien, im Norden wie im

Süden, meiner Erwartung würdig entsprochen.

haben, den gerechten Zoll von Lobeserhebungen
darzubringen.

Die orientalische Armer hat bis auf den heu-
tigen Tag Alles erduldet und Alles überwunden;
Krankheit, Brand, Sturm, Entbehrungen, eine
unabläsſig verproviantirte, von einer furchtbaren
Land- und Seeartillerie vertheidigte Feſtung, zwei
an Zahl überlegene feindliche Armeen, Nichts hat
ihren Muth schwächen oder ihren Cifer lähmen
können. Jeder hat auf edle Weise seine Pflicht
gethan, vom Marschall an, der den Tod zum
Zuwarten gezwungen zu haben ſcheint, bis er
geſiegt, bis auf den Soldaten und Matrosen, deren
 
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