Vierteljähriger Abonnements-
preis 30 kr. ohne Poſtaufſchlag.
Bergsträßer cle:
_Einrücungsgebühr für die ,
h: §rsltzzite ß 3 kr. .;;
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim
Sechster Jahrgang. -
R' 30.
Weinheim, den 12. April-/
_1858.
Orientalische Angelegenheiten.
Es beſtätigt sich, daß die Türken auch bei
Simnitza nach mehrtägigen erbitterten Kämpfen
wieder über die Donau zurückgegangen ſind. Bei
einem neulichen Rencontre bei Kalafat sollen die
Türken einen Verluſt von 100 Mann gehabt
haben. Die Ruſſen haben in der Dobrudscha
ziemlich s ss onen, Munition, Lebensmittel tc.
""Ñprerbeutet. c Schlüſſel der befeſtizten Punkte
wurden t. "St Petersburg geschickt. Bei der
Schleifung der erſteren muß auch die Bevölkerung
mitbelfen. Außerdem ſind Tausende von ruſſiſchen
Sappeuren und Pionnieren damit beschäftigt.
Oesterreich hat jetzt ungefähr 400,000 Mann
kampfgerüſtet. daſtcehen; nur seine vier érfien Armee-
korps ſind nicht mobil. Diese Truppenmassen
ſind meiſtens in Italien (4 Armeekorps) und um-
spannen das türtiſche Gebiet von der montene-
grinisch- dalmatischen Grenze bis nach Kronstadt
in Siebenbürgen. Es dürfte feſtſtehen, daß auf-
ständische Bewegungen oder Betheiligung am Kampf
zu Gunsten Rußlands ein sofortiges Einrücken
dieser Truppen in Montenegro, Bosnien und
Serbien zur Folge haben würde. Dazu ſcheint
Alles bis in's Kleinste vorbereitetz sſo wurden,
um nur ein Beispiel anzuführen, dem Feld-
marschall-Leutnant Mamula 6500 Packpferde zur
Verfügung geſtellt, weil in den nordweſtlichen
Grenzprovinzen der Türkei Wagen nicht nach Bez '
dürfniß brauchbar ſind.
Vom Kriegsschauplatz an der Donau.
Ueber den Donauübergang der Ruſſen und andere
Kriegsereigniſſe ältern Datums auf dem walachiſch-
bulgarischen Kriegsschauplatz laufen nachträglich
Brrichte ein, welche die früheren in vielen Dingen
ergänzen und berichtigen. Ueber den Donauüber-
gang entnehmen wir dem |Soldatenfreund-1 (der
indeſſen meiſtens aus ruſſi iſchen Quellen chöpft)
f Pascha erhielt die Botschaft ' von
den Vorbereitungen der Ruſſen zum Donauüber-
gange bereits schon am 22. v. M.z és wurde
ihm aber auch gemeldet, daß die ruſſiſche Haupt-
_ armee in der Stärke von 90,000 Mann diesen
Ucbergang auf drei Punkten ~ wie es auch ge-
schah zu bewerkstelligen gedenke, und zwar
aus JIbraila, Galatz und Jsmail, und daß die
Besatzungen von Matſchin, Isaktscha und Tultscha
das operative Vorgehen der Ruſſen kaum hindern
“ dürften. Der Kommandant der türkischen Streit-
kräſte hätte allerdings noch die materielle Zeit ge-
habt, die aus 2500 Mann beſtehende Garnison
von Babadagh durch , auf der Straße von Karasu
über Kaſimtſchi entſendete Truppen zu verſtärkenz
ſtrategiſche Rückſichten aber geboten das Gegentheil.
Muſtapha Paſcha brachte nämlich in Erfahrung,
daß die Ruſſen gleichzeitig Vorbereitungen treffen,
aus der Malachei an der Furth bei Kiſerdſchi 2
Stunden unterhalb Hirſova über die Donau zu
gehen, und daß ste nur auf den Befehl hierzu
warten. Da die Ruſſen nordöſtlich von Kalaraſh
in der Stärke von 60,000 Mann lagern, so
mußte Muſtapha Paſcha dieser ihm überbrachten
Nachricht vollen Glauben ſchenken, und hiernach
seine Dispositionen treffen.
Er mußte zuvörderſt die Vertheidigung der
Anhöhe bei Babadagh aufgeben und die dortige
Beſatzungsmannſchaft auf der Straße längs der
Meeresküſte nach Küſtendſchi an sich ziehen. (Wir
fügen bei, daß Muſtapha Paſcha die ſtrategisch
äußerſt wichtige Poſition Babadagh höchſt wahre
scheinlich auch deßhalb räumte, weil in deren
Nähe 5000 Ruſſen landeten.) Die Halbinsel
Dobrudscha wurde von den Türken aus ſtrategiſchen
Gründen ziemlich rasch geräumt und der Aufmarsch
preis 30 kr. ohne Poſtaufſchlag.
Bergsträßer cle:
_Einrücungsgebühr für die ,
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Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim
Sechster Jahrgang. -
R' 30.
Weinheim, den 12. April-/
_1858.
Orientalische Angelegenheiten.
Es beſtätigt sich, daß die Türken auch bei
Simnitza nach mehrtägigen erbitterten Kämpfen
wieder über die Donau zurückgegangen ſind. Bei
einem neulichen Rencontre bei Kalafat sollen die
Türken einen Verluſt von 100 Mann gehabt
haben. Die Ruſſen haben in der Dobrudscha
ziemlich s ss onen, Munition, Lebensmittel tc.
""Ñprerbeutet. c Schlüſſel der befeſtizten Punkte
wurden t. "St Petersburg geschickt. Bei der
Schleifung der erſteren muß auch die Bevölkerung
mitbelfen. Außerdem ſind Tausende von ruſſiſchen
Sappeuren und Pionnieren damit beschäftigt.
Oesterreich hat jetzt ungefähr 400,000 Mann
kampfgerüſtet. daſtcehen; nur seine vier érfien Armee-
korps ſind nicht mobil. Diese Truppenmassen
ſind meiſtens in Italien (4 Armeekorps) und um-
spannen das türtiſche Gebiet von der montene-
grinisch- dalmatischen Grenze bis nach Kronstadt
in Siebenbürgen. Es dürfte feſtſtehen, daß auf-
ständische Bewegungen oder Betheiligung am Kampf
zu Gunsten Rußlands ein sofortiges Einrücken
dieser Truppen in Montenegro, Bosnien und
Serbien zur Folge haben würde. Dazu ſcheint
Alles bis in's Kleinste vorbereitetz sſo wurden,
um nur ein Beispiel anzuführen, dem Feld-
marschall-Leutnant Mamula 6500 Packpferde zur
Verfügung geſtellt, weil in den nordweſtlichen
Grenzprovinzen der Türkei Wagen nicht nach Bez '
dürfniß brauchbar ſind.
Vom Kriegsschauplatz an der Donau.
Ueber den Donauübergang der Ruſſen und andere
Kriegsereigniſſe ältern Datums auf dem walachiſch-
bulgarischen Kriegsschauplatz laufen nachträglich
Brrichte ein, welche die früheren in vielen Dingen
ergänzen und berichtigen. Ueber den Donauüber-
gang entnehmen wir dem |Soldatenfreund-1 (der
indeſſen meiſtens aus ruſſi iſchen Quellen chöpft)
f Pascha erhielt die Botschaft ' von
den Vorbereitungen der Ruſſen zum Donauüber-
gange bereits schon am 22. v. M.z és wurde
ihm aber auch gemeldet, daß die ruſſiſche Haupt-
_ armee in der Stärke von 90,000 Mann diesen
Ucbergang auf drei Punkten ~ wie es auch ge-
schah zu bewerkstelligen gedenke, und zwar
aus JIbraila, Galatz und Jsmail, und daß die
Besatzungen von Matſchin, Isaktscha und Tultscha
das operative Vorgehen der Ruſſen kaum hindern
“ dürften. Der Kommandant der türkischen Streit-
kräſte hätte allerdings noch die materielle Zeit ge-
habt, die aus 2500 Mann beſtehende Garnison
von Babadagh durch , auf der Straße von Karasu
über Kaſimtſchi entſendete Truppen zu verſtärkenz
ſtrategiſche Rückſichten aber geboten das Gegentheil.
Muſtapha Paſcha brachte nämlich in Erfahrung,
daß die Ruſſen gleichzeitig Vorbereitungen treffen,
aus der Malachei an der Furth bei Kiſerdſchi 2
Stunden unterhalb Hirſova über die Donau zu
gehen, und daß ste nur auf den Befehl hierzu
warten. Da die Ruſſen nordöſtlich von Kalaraſh
in der Stärke von 60,000 Mann lagern, so
mußte Muſtapha Paſcha dieser ihm überbrachten
Nachricht vollen Glauben ſchenken, und hiernach
seine Dispositionen treffen.
Er mußte zuvörderſt die Vertheidigung der
Anhöhe bei Babadagh aufgeben und die dortige
Beſatzungsmannſchaft auf der Straße längs der
Meeresküſte nach Küſtendſchi an sich ziehen. (Wir
fügen bei, daß Muſtapha Paſcha die ſtrategisch
äußerſt wichtige Poſition Babadagh höchſt wahre
scheinlich auch deßhalb räumte, weil in deren
Nähe 5000 Ruſſen landeten.) Die Halbinsel
Dobrudscha wurde von den Türken aus ſtrategiſchen
Gründen ziemlich rasch geräumt und der Aufmarsch