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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0006
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VI

Vorwort.

Einmal bedauert er, class er damals noch nicht gewagt hat, die
Berliner Marmorbüste, die auf Tafel XVI des ersten Bandes abgebildet
ist, für das zu nehmen, was sie ohne Zweifel ist, nämlich für ein Werk
der Neuzeit. An ihrer Stelle würde er jetzt, wenn er die Ikonographie
Caesars noch einmal zu schreiben hätte, den ihm damals nur
von einem flüchtigen Besuch der Magazine des Louvre her bekannten
Kopf mit der wulstigen Haarbinde (p. 160, Nr. 32), der seitdem im
Augustussaal aufgestellt und durch Gypsabgüsse verbreitet worden
ist, unter den auf Caesar zu deutenden Bildnissen in den Vordergrund
stellen, noch mehr beinahe als den des britischen Museums, der am
Ende die Probe des Altertums auch noch zu bestehen hat. — Mit
Bezug auf Cicero aber muss er, wie dies soeben auch von anderer
Seite geschieht1, die Behauptung Hühners, dass das Inschriftstück
der Madrider Büste aus gleichem Marmor bestehe wie der Kopf,
die Zugehörigkeit des letzteren also gesichert sei, als eine irrtümliche
bezeichnen. Die Marmorart ist im Gegenteil entschieden ungleich
und der Kopf offenbar erst später zu dem Bruststück mit der In-
schrift hinzugearbeitet. Bei der nahezu völligen Unversehrtheit des
Kopfes ist es nicht denkbar, dass er die Schicksale der in mehrere
Stücke zerbrochenen Büste mit durchgemacht habe. Schreiber dieses
gesteht, gleich Aldenhoven dadurch in dem Glauben an die Autben-
ticität dieses Kopfes wankend gemacht worden zu sein. Und wenn
er ausserdem erwägt, dass die Inschrift der andern scheinbar ver-
bürgten Cicerobüste in Apsley House von Henzen nicht blos als spät
bezeichnet, sondern gradezu in ihrem Altertum angezweifelt wird
(C. I. L. VI. 1. 1326), so muss er sich fragen, ob überhaupt noch
ein fester Anhaltspunkt für das Bildnis Cicero's vorhanden sei. Jeden-
falls kann er nicht mehr zu den früher geäusserten Worten stehen,
gegenwärtig sei uns keines andern Republikaners Bildnis so sicher
bekannt wie das des Cicero.

Im Vorwort zum ersten Band ist die Ikonographie der römischen
Kaiser auf drei Bände von ähnlichem Umfang wie der über die
Bildnisse berühmter Römer veranschlagt worden, wobei für die
julisch-claudische Dynastie ein voller Band, also ein verhältnismässig
grösserer Raum als für die späteren Kaiser, in Aussicht genommen
war. Obgleich diese Zahl, auch wenn im Folgenden eine wesentlich
concisere Behandhing angewendet würde, bei der Fülle des Stoffes
eher zu knapp als zu reichlich bemessen war, gedenkt der Ver-
fasser doch in keinem Fall über das damals festgesetzte Programm
hinauszugehen. Er hat es sich im Gegenteil überlegt, ob es nicht

S. Aldenhoven im 3. Heft der archäologischen Zeitung von 1885 p. ä.'iö.
 
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