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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0145
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132

deshalb seine Gunst entzog. Ihr Stiefvater Tiberius sah sich in
zweite Linie gesetzt und zog sich schmollend nach Rhodus zurück
(6 v. Chr.).

Cajus, der allgemein als Reichserbe galt, wurde in seinem 18.
Jahre, nachdem er vorher noch mit Livilla, der Schwester des Ger-
manicus. verlobt worden war, unter dem Titel eines Proconsuls für
Asien nach dem Orient geschickt. Hier führte er, geleitet von ein-
sichtigen Ratgebern, glückliche Kriege gegen die Nabatäer, Parther,
Armenier, wurde aber zuletzt verwundet und krank, und begehrte
ins Privatleben zurückzutreten. Auf der Heimreise starb er in Lykien
(4 n. Chr.), erst 23 Jahre alt.

Bereits Vit Jahre früher war auch Lucius, als er eben im Be-
griff war sich nach Spanien zu den Legionen zu begeben, 18 jährig
in Massilia gestorben. Die Colonie Pisa errichtete ihrem jugend-
lichen Patron ein prächtiges Grabdenkmal und gründete ihm ein
jährliches Totenfest, das später auch auf Cajus ausgedehnt ward1.

Was die Menge der ihnen einst errichteten Statuen betrifft,
so darf man als sicher annehmen, dass beide in dieser Beziehung nicht
hinter Marcellus zurückstanden. Sie nahmen als Adoptivsöhne des
Augustus und als zweifellose Reichsnachfolger denselben Platz ein
wie jener, und standen noch um eine Stufe höher in ihrer Eigen-
schaft als leibliche Enkel des Kaisers. So kommen denn auch Münzen
mit ihrem Bildnis vor, was bei Marcellus nicht der Fall ist. Ausser-
dem mochte die ausserordentliche Gewalt, mit der Cajus in Asien
bekleidet war, in den dortigen Ländern mehrfach zu Ehrenbezeu-
gungen Anlass geben. Wenn dem Lucius, der Asien niemals betreten,
schon in seinem 14. Jahre eine Statue in Nikoniedien errichtet wurde2,
welcher gewiss andere in anderen Städten des Orients nachfolgten,
wie viel mehr lassen sich solche von Cajus in eben diesen Ländern,
und wie viel solche von beiden in Rom und in Italien erwarten 3.

Die erwähnten Münzbildnisse sind nun allerdings wenig
zahlreich und von untergeordnetem ikonographischem Wert, meist
in kleinem Massstabe auf ein und derselben Münzseite einander
gegenüber gestellt, oft noch mit dem ihrer Mutter Julia zu-
sammen. Hervorzuheben ist die früher auf Augustus bezogene

1 Vgl. Jvoris Oenotaphia Pisana in Graev. Thes. VIII. 3.

2 S. die jetzt zerstörte Inschrift bei Perrot Explor. arch. de la Galatie et Bi-
thynie I. p. 4.

8 Durch Inschriften sind uns Statuen des Cajus und des Lucius in Athen
bekannt. Der erstere war als neuer Ares dargestellt (C. I. Gr. I. 311). Die Statue
des letzteren stand auf dem Marktthor daselbst (C. I. Gr. I. 312).
 
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