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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0194
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Ihre Haartracht. 181

kräuseltes Stirn- und Seitenhaar bei hinten auf den Nacken fallendem
Zopf), welche so, wenigstens auf den Münzen, weder in augusteischer
noch in nach-claudischer Zeit vorkommt. Wir sind daher befugt,
auch die statuarischen Bildnisse mit dieser Frisur dem claudischen
Zeitalter zuzuweisen; wie sich denn kaum eines finden wird, wo be-
gründete Einwendungen gegen eine solche Datierung zu machen
wären, während in manchen Fällen Fundort und Inschriften die-
selbe ausdrücklich bestätigen (Baibustöchter in Neapel, Agrippina
von Cervetri im Lateran u. a). Und zwar nicht bloss die statuarischen
Bildnisse, welche genau die Haartracht der Münzen wiedergeben,
sondern alle von ungefähr dem gleichen Schema. Denn bei den
Büsten und Statuen sind die Frisuren im Detail natürlich mannig-
faltiger und werden auch, dem Leben entsprechend, bei einer und
derselben Person je nach ihrem Alter verschieden dargestellt worden
sein. Da nun die in unserer Aufgabe liegende Untersuchung, was
für historische Persönlichkeiten sich noch unter den hieher gehörigen
Bildnissen nachweisen lassen, unmöglich nur auf der Basis der je-
weiligen Münzen geführt werden kann, vielmehr, zumal bei den beiden
Agrippinen, eine fortwährende Vergleichung der bedeutenderen Sta-
tuen und Büsten stattfinden muss, so schicken wir, wie bei den
männlichen Claudiern, eine Uebersicht derjenigen Monumente, welche
mit einigem Recht in Betracht kommen, voraus; nicht zwar sämmt-
licher Frauenbildnisse mit claudischer Haartracht — dies würde
wegen der grossen Anzahl derselben die Untersuchung nur er-
schweren —, wohl aber aller, die durch ihren physiognomischen
Charakter, durch Beigaben von Schmuck etc., durch Vortrefflichkeit
der Arbeit oder durch mehrfaches Vorkommen, endlich durch die
Bedeutung ihres Fundorts über das Niveau des Gewöhnlichen und
Privaten sich zu erheben scheinen. Ein paar vereinzelte Typen, welche
durch die Künstlichkeit ihrer Frisur sich gar zu sehr von den Münzen
entfernen, aber vielleicht doch claudisch sind, sowie ein paar zweifel-
hafte, dem Anschein nach auf der Grenze des Zeitalters stehende,
können, wenn es nötig ist, nachträglich immer noch zur Vergleichung
gezogen werden.

1. Statuen und Büsten.

Nr. 1. Büste im capitolinischen Museum, Kaiserzimmer
Nr. 10 (abg. Taf. XV)1, zusammen mit der folgenden Nr. 14 als
ältere und jüngere Agrippina gefasst, früher mit umgekehrter Ver-
teilung der Namen. Schöner Frauenkopf von mittlerem Alter. Die

' Bottari Mus. Cap. IL 15; Righetti Camp. I. HS.
 
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