Leben und äussere Erscheinung. 387
meist in der Synthesina ausgieng (einem leichten farbigen Kleid, das
man sonst beim Essen trug), mit einem Schweisstuch um den Hals,
ungegürtet und ohne Schuhe."1 — Die Kurzsichtigkeit bestätigt Plinius,
nach welchem er, um die nahen Gegenstände besser zu erkennen, zu
blinzeln pflegte2; das lange Haar Seneca in der allerdings poetischen
Stelle des Ludus de morte Claudü cap. 4 8. Auch die Epitheta, die
ihm Job. Malalas giebt, scheinen auf gute Quellen zurückzugehen und
sind der Hauptsache nach in Uebereinstimmung mit Sueton. Der-
selbe nennt ihn „gross, schmächtig, wohlgestaltet, von schöner Nase,
mit Blüten im Gesicht, grossaugig, von schlichtem, ganz hellem Haar,
dichtem Bart, von gesitteter Haltung" 4. Endlich könnte man noch
herbeiziehen, was Tacitus über die Körperbildung des falschen Nero
sagt, der, gestützt auf seine Aehnlichkeit mit dem Kaiser, im Jahre 69
auf Kythnos sich erhob 5. Doch ist die Beschreibung sehr allgemeiner
Natur, und man sieht nicht recht, worauf eigentlich die verhängnis-
volle Aehnlichkeit beruhte.
Bis zum zweiundzwanzigsten Jahre (59 n. Chr.) liess sich Nero
den sprossenden Bart wachsen. Dann, bald nach der Ermordung
seiner Mutter, veranstaltete er ein Fest und legte denselben zum ersten
Mal ab6. Dass er sich von da an consequent rasierte, wird nicht
gesagt. Im Gegenteil muss er später noch hie und da einen kurzen
Bart getragen haben. Schon auf den kleinen Bronzen des Jahres 60
erscheint er wieder bärtig7.
Münzen. — Vor dem Jahre 63, dem sechsundzwanzigsten Alters-
jahr des Kaisers, wurden nach Kenner8, abgesehen von einzelnen
1 Suet. Nero C. 51: Statura fuit prope justa, corpore maculosa et foetido,
subflavo capillo, vultu pulchro magis quam venusto, oculis caesis et hebe-
tioribus, ceniceobesa, ventreprojecto, graeillimis cnu-ibus, valitudineprospera . . . .;
circa cultmn habitumque adeo pudendus, ut comam semper in gradus for-
ma tarn peregrinatione Achaica etiam pone verticem summiserit, ac plentmque, syn-
thesinam indiitus, ligato circum Collum sudario prodierit in publicum sine cinctu et
discalciatus.
2 Plin. H. N. XI. 144: Neroni, nisi cum conniveret, ad prope admota hebetes (oculi).
3 Talis Caesar adest, talem jam Borna Neronem
. Adpiciat, flagrat nitidus fulgore remisso
Volttts et adfuso cenix formosa capillo.
* I. Malalas p. 250: Maxoös, Xtnrog, tl'/xopcpos, li/gwos, av&rtQOTiQootonos,
(tiyuX6q>9t(Xfios, ä7iX6&Qig, o'AonoXios, dttgvnuiytov, (vTaxtog.
5 Tae. Hist. II. 9: Corpus insigne oculis comaque et torvitate vultus.
6 Dio LXI. 19. Vgl. Suet. Nero/12.
7 Cohen I. p. 282. Nr. 47, deren Abbildung freilieh eher zu Nr. 62 passt.
8 Kenner Die Scheidemünze des Kaisers Nero, in der numismat. Zeitschr.
1878. p. 230 ff.
meist in der Synthesina ausgieng (einem leichten farbigen Kleid, das
man sonst beim Essen trug), mit einem Schweisstuch um den Hals,
ungegürtet und ohne Schuhe."1 — Die Kurzsichtigkeit bestätigt Plinius,
nach welchem er, um die nahen Gegenstände besser zu erkennen, zu
blinzeln pflegte2; das lange Haar Seneca in der allerdings poetischen
Stelle des Ludus de morte Claudü cap. 4 8. Auch die Epitheta, die
ihm Job. Malalas giebt, scheinen auf gute Quellen zurückzugehen und
sind der Hauptsache nach in Uebereinstimmung mit Sueton. Der-
selbe nennt ihn „gross, schmächtig, wohlgestaltet, von schöner Nase,
mit Blüten im Gesicht, grossaugig, von schlichtem, ganz hellem Haar,
dichtem Bart, von gesitteter Haltung" 4. Endlich könnte man noch
herbeiziehen, was Tacitus über die Körperbildung des falschen Nero
sagt, der, gestützt auf seine Aehnlichkeit mit dem Kaiser, im Jahre 69
auf Kythnos sich erhob 5. Doch ist die Beschreibung sehr allgemeiner
Natur, und man sieht nicht recht, worauf eigentlich die verhängnis-
volle Aehnlichkeit beruhte.
Bis zum zweiundzwanzigsten Jahre (59 n. Chr.) liess sich Nero
den sprossenden Bart wachsen. Dann, bald nach der Ermordung
seiner Mutter, veranstaltete er ein Fest und legte denselben zum ersten
Mal ab6. Dass er sich von da an consequent rasierte, wird nicht
gesagt. Im Gegenteil muss er später noch hie und da einen kurzen
Bart getragen haben. Schon auf den kleinen Bronzen des Jahres 60
erscheint er wieder bärtig7.
Münzen. — Vor dem Jahre 63, dem sechsundzwanzigsten Alters-
jahr des Kaisers, wurden nach Kenner8, abgesehen von einzelnen
1 Suet. Nero C. 51: Statura fuit prope justa, corpore maculosa et foetido,
subflavo capillo, vultu pulchro magis quam venusto, oculis caesis et hebe-
tioribus, ceniceobesa, ventreprojecto, graeillimis cnu-ibus, valitudineprospera . . . .;
circa cultmn habitumque adeo pudendus, ut comam semper in gradus for-
ma tarn peregrinatione Achaica etiam pone verticem summiserit, ac plentmque, syn-
thesinam indiitus, ligato circum Collum sudario prodierit in publicum sine cinctu et
discalciatus.
2 Plin. H. N. XI. 144: Neroni, nisi cum conniveret, ad prope admota hebetes (oculi).
3 Talis Caesar adest, talem jam Borna Neronem
. Adpiciat, flagrat nitidus fulgore remisso
Volttts et adfuso cenix formosa capillo.
* I. Malalas p. 250: Maxoös, Xtnrog, tl'/xopcpos, li/gwos, av&rtQOTiQootonos,
(tiyuX6q>9t(Xfios, ä7iX6&Qig, o'AonoXios, dttgvnuiytov, (vTaxtog.
5 Tae. Hist. II. 9: Corpus insigne oculis comaque et torvitate vultus.
6 Dio LXI. 19. Vgl. Suet. Nero/12.
7 Cohen I. p. 282. Nr. 47, deren Abbildung freilieh eher zu Nr. 62 passt.
8 Kenner Die Scheidemünze des Kaisers Nero, in der numismat. Zeitschr.
1878. p. 230 ff.