Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 1.1866

DOI Heft:
Heft 3
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49709#0073
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Buch für Alle.

Aleran-er Ypsilanti.

Eine Episode des Wiener Cong ress es.

Von

Louise Mühlbach.

(Fortsetzung.)



MM? Möglichkeit zu erwägen, ob nicht die Wiederher-
/ stellung Griechenlands mehr sein könne, als nur
l ein phantastisches Traumbild. Hatte nicht schon
? seine erhabene Vorgängerin, die große Katha-
> rina, es als eine erhabene herrliche Aufgabe
erachtet, das alte Hellas wiederherzustellen in
seiner Schönheit und Größe? War es nicht der
glühende Wunsch ihres ganzen Lebens gewesen,
daß ihr Enkel Alexander neben der russischen
Kaiserkrone auch die Krone von Griechenland
auf seinem Haupte trüge? Hatte sie deshalb
A nicht von seiner frühesten Jugend an ihn um-
Ws'' geben mit griechischen Knaben, damit er von
llRU Us ihnen ihre Sprache erlerne; war er nicht als
Kind schon griechisch gekleidet worden, und
hatte nicht Katharina sogar mit eigenen Hän-
den eine Karte von dem „russischen Reiche der
Zukunft" gezeichnet, auf welcher sich das Kö-
D- nigreich Polen und das Königreich Griechen-
land als Provinzen Rußlands miteingeschlossen
fanden?*) War's nicht ein schöner Gedanke,
diesen erhabenen Plan der großen Katharina zu verwirk-
lichen, und das Haupt sich zu schmücken mit der dreifachen
Krone? „König von Griechenland," welche Poesie, welche
Hoheit in diesem Titel! Schöner noch war dies, als König
von Polen zu werden!
Vielleicht war's möglich, diesen Plan zu verwirklichen!
Npsilanti war ganz dazu geeignet, ihn in Ausführung zu
bringen. Er hatte in dem geknechteten Griechenland so viele
Freunde und Anhänger, er war so begeistert für die Be-
freiung seines Vaterlandes aus den Türkenketten! Möchte
man ihn doch gewähren lassen! Möchte man es ihn ver-
suchen lassen, die Griechen zur Erhebung aufzustacheln. Wenn
dann die Revolution ausgebrochen, dann war die Gelegen-
heit da, sie zu unterstützen und sich die Krone des befrei-
ten Griechenlands auf das Haupt zu setzen!
Das dachte Kaiser Alexander, und diese Gedanken las
Graf Kapodistria vnt seinen scharfen und klugen Augen auf
dem strahlenden Angesichte des Kaisers, und er lächelte dazu.
Arbeitet nur, Ihr Schwärmer, sagte er leise zu sich selber,
arbeitet nur an Epren phantastischen Plänen; merket es nur
nicht, daß ich es bin, der Euch in Bewegung setzt, Eure
Phantasie beschäftigt. Ihr wollt Beide Griechenland wie-
derherstellen, Dpsilanti aus Begeisterung für sein Vaterland,

stria gebeten, sein vis-ü-vis zu sein.
der Mitteltafel, an welcher die Kaiser und Könige und regie-
renden Fürsten als einzige Auszeichnung nebeneinander sich
befanden, und ost schweiften die Blicke des russischen Kai-
sers mit sinnendem gedankenvollen Ausdruck hinüber nach
den beiden griechischen Herren, und er fing an, in sich die

/ c'
WU- '
" "E von dieser so
seltsamen und unge-
wöhnlichen Tafel alle
l All Etikette verbannt hatte,
so durste Jeder seinen
L Platz und seinen Nach-
/ bar nach Belieben wäh-
/ len, und Fürst Metter-
nich hatte seinen jun-
gen Freund Dpsilanti
an seiner Seite be-
x halten, während' er
den Grafen Kapodi-
Sie saßen unfern von

Buch für Alle. ISS«. HI.

9
 
Annotationen