Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 1.1866

DOI Heft:
Heft 12
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49709#0357
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Buch für Alle.

353

Es ist bestimmt in Gottes Natt).

Novelle von Kugo Aelkermann.
(Schluß.)

East man mm ÜsststeuwaL man

haften Stoicismus entspringe, dem sie sich seit Erlmatten
hingegeben. Und endlich — von Allem das Schlimmste:
war es nicht doch möglich, daß Vandenhardt's Verdacht
begründet, daß sie dem mittelbaren Mörder ihrer eigenen
Mutter die Hand zum Bunde für's Leben reiche? Ein
entsetzlicher Gedanke! Aber was war hier zu thun? Sie
hatte sich so fest, so bestimmt erklärt, sie hatte ihm gesagt,
daß Julius von Henrika geliebt werde, daß diese ihm alles,
sie selbst ihm wenig oder nichts von dem bieten könne,
was er zu beanspruchen habe, was ihn glücklich machen
könne. Henrika elend, — dies edle und stolze Weib, diese
inniggeliebte Freundin elend durch Adelma — nie, nie!
Sie habe Hall geliebt mit aller Gluth ihrer Seele. Ver-
schmäht, verrathen, bleibe ihrem Herzen nur der Tod übrig.
Um so bedürftiger sei. sie des Lebens der Pflicht, welches
ihr einzig die Stütze* zu geben vermöge, die sie brauche,
um ihrem Gram nicht zu erliegen. Sie schätze, achte und
ehre, trotz Allem, was sie nicht zu erwähnen brauche, den
Mann ihrer Vernunstwahl und lebe des festen Vorsatzes,
ihm ein treues Weib zu werden.
Er mußte sich wohl darein finden. Es stand ihm doch
schlecht an, ihr seinen eigenen Sohn förmlich aufzudrängen,
zumal ihre reichen materiellen Mittel einen solchen Versuch
in zweideutigem Lichte erscheinen lassen konnten. Und lieber
noch als an Hall's Seite — doch nein, Hall war leicht-
sinnig, verschwenderisch, genußsüchtig, aber ein braver, ehr-
licher, liebenswürdiger Kerl ohne Falschheit und bösen Wil-
len und ganz gewiß kein so zweideutiger Mensch wie dieser
Dürre, von dem man nie wußte, ob er ein tückischer«

eber den guten
Geheimrath bra-
chen schwere
Stunden herein,
als ihm Adelma
in Kürze und mit
sester Stimme er-
klärte, daß sie
die Braut Daniel
Schallhorns ge-
worden und be-
reits Pfingsten
zu heirathen ge-
denke. Er be-
fand sich in der
That in einer
peinlichen Lage.
Wie genau kann-
te er die tiefe,


durch nichts zu alterirende Neigung seines geliebten Soh-
nes zu diesem thörichten Mädchen! Wie genau wußte
er, daß dieser junge Mann, unfähig eines Wechsels
seiner Gefühle, ihr die innere Treue bewahren würde,
auch wenn sie ihn ausschlug, daß also das Glück eines
befriedigenden häuslichen Lebens, für das er so sehr
geschaffen, ihm für immer geraubt werde. Wie nahe
ging ihm die Nichterfüllung des Wunsches, den Frau Al-
bertine in tiefster Seele getragen — diese Frau, deren
erste Liebe zu ihm, dem Vater, aus Papieren, welche sich
in ihrem Nachlaß gefunden, zu seiner Kenntniß gekommen
und die ihn so schmerzlich bewegt hatte! Wie klar sah er
ein, daß Adelma's Herz nicht billige, was ihr Kops ge-
than, daß dieser verwegene Schritt allein nur jenem krank-

Schleicher, ein Jesuit, eine Schlange, oder ein Tölpel und
Dummerjan sei.
Der Rath ließ die letzte Mine springen. Er deutete
vorsichtig an, daß das Geheimnis; der Verwechselung jener
Medizingläser noch unaufgehellt sei, und daß es Leute
gebe, welche irgend eine vorbedachte Handlung Daniel»
damit in Verbindung brächten. Er glaubte, Adelma werde
erschrecken. Er wußte nicht, daß ihm der schlaue Uebel-
thäter längst zuvorgekommen.
Wenn es noch eines Grundes bedürfte, mich zu be-
stimmen, ihm meine Hand zu reichen, dann wäre es gerade
dieser Verdacht, sagte sie mit gerötheten Wangen. Er trifft
einen völlig Unschuldigen, einen einer solchen That absolut
Unfähigen, dessen Ehre vor der Welt, wenn sie angegriffen

Buch für Alle. 1S6S. XU.

45
 
Annotationen