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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 1.1866

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Heft 7
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https://doi.org/10.11588/diglit.49709#0231
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224

Das Buch für Alle.

„Für meine alte Mutter.",
„Ah, sie wird es wahrscheinlich in ihrem besten Zim-
mer aufhängen?"
„In ihrem besten Zimmer? O, sie hat nur ein Zim-
mer, — unser ganzes Haus enthält nur ein einziges
Zimmer."
„Ist sie denn so sehr arm?"
„Das gerade nicht, aber Bauern — nun, Sie wissen
ja, wie Bauern leben. Von Zeit zu Zeit kann sie immer
ein paar Franken schicken, wie sie erst in der vorigen
Woche gethan, wo ich vierzig Sous erhielt, weil die Ernte
gerade vorüber war."

„Hören Sie, mein Sohn!" sagte Vernet, „Sie wüsten
einen hübschen Rahmen zu dem Gemälde machen lasten.
Da, nehmen Sie das! — Still, still — kein Wort! Es
ist Alles so recht. Adieu!"
Der arme Jean Baptiste, so plötzlich von seiner hohen
Stellung als Beschützer der schönen Künste herabgesunken,
fühlte sich sanft zum Atelier hinausgeschoben.
Bestürzt stand er auf der Straße und öffnete die eine
Hand, in der er ein Zehnfrankenstück sand, während er in
der andern das kostbare. Porträt hielt. „Sakristi, das ist
eine gute Seele!" murmelte er, mit einer Regung im
Herzen, und schlich beschämt nach Hause.

Horacc Vcrnct.


Aber er wollte sich rächen, und er that es; denn von
jenem Tage an lag allwöchentlich, so lange sein Regiment
in Versailles blieb, an jedem Samstag eine neue,'fein ge-
flochtene Strohdecke am Fuß von Horace Vernet's elegan-
ter Haustreppe.

Nachtrag zu dem Artikel „Die höchsten Gebirge der
Erde" (Seite 169). Durch eine unrichtige Quelle, welche
dem Gaurisankar eine Höhe von 26,520 Fuß beilegt, sind
wir, da selbst in den neuesten Geographien seiner keine Er-
wähnung geschieht, zu dem Jrrthum verleitet worden, ihn
für einen Kulm der Salpukette zu halten, der fast um

700 Fuß niedriger wäre, als der Mount Everest. Eine
nachträgliche Quellenvergleichung gab uns jedoch die Ueber-
zeugung, daß der höchste Punkt der Erde, welchem die
Engländer, ohne Rücksicht auf dessen einheimische Bezeich-
nung, den Namen eines ihrer Exploratoren beilegten und
den die neueste Stieler'sche Karte in Klammern „Gori-
shanta" nennt, bei den Umwohnern neben vielen andern
Namen (z. B. Tewadhunga, Tschingaparami u. s. w.)
auch den Namen Gaurisankar führt. Unser Bild auf
Seite 169 gibt also wirklich die höchste Erderhebung;
welche Bezeichnung sie aber künftig zu führen hat, das
müssen die Geographen erst entscheiden. I>r. L. L.
 
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