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Hest 15. AUustvrvte Famiiien-Dertung. I-hrg. M5.


von
Friedrich Jarobsen.
(Fortsetzung.)

(Nachdruck verboten.)
ans v. Bukow saß, nachdem Beck geendet
E-, hatte, eine lange Zeit regungslos in seinem
Sessel und blickte starr und finster vor sich
nieder. Die Hand, welche das verhängniß-
volle Blatt hielt, hing schlaff über die
Stuhllehne, und ließ es plötzlich wie kraft-
los fallen.
Aber als Franz Beck sich eilfertig bückte,
kam er Jenem zuvor, schob die Urkunde in feine
Brusttasche, und erhob sich in seiner ganzen statt-
lichen Größe.
„Es wäre vielleicht besser gewesen, mein Herr,"
sagte er mühsam nach Worten suchend, „wenn dieses
unselige Schriftstück niemals an das Licht des Tages
gekommen wäre, aber da es einmal geschehen ist —
ich will über das ,wie< hinwegsehen — so haben
Sie wohl richtig gehandelt, indem Sie sich mit dieser
Angelegenheit zunächst an mich wandten. Wenn
irgend Jemand geschädigt sein sollte, dann ist es
lediglich meine jüngste Tochter, deren Rechte ich
vertrete, und ich begehe daher kein Unrecht, wenn
ich das Kodizill meines verstorbenen Bruders an
mich nehme. Was mit demselben geschehen soll, unter-
liegt lediglich meiner persönlichen Erwägung, und ich
muß es ablehnen, mit Ihnen hierüber in Berathung
zu treten, oder meine Ansicht über die von Ihnen
angedeuteten Möglichkeiten mitzutheilen."
Franz Beck war blaß geworden, und Bestürzung
prägte sich deutlich auf seinem Gesicht aus.
„Es versteht sich von selbst," fuhr der Baron
nach einer Paufe mit unverkennbarer Geringschätzung
fort, „es versteht sich von selbst, daß Sie auf jeden
Fall für Ihre Bemühungen eine entsprechende Ent-
schädigung erhalten werden, die ich jedoch nicht als
einen Ausdruck des Dankes ansehen zu wollen bitte.
Da es mir indessen begreiflicherweise widerstrebt,
mit Ihnen über diesen Punkt in mündliche Unter-
handlung zu treten, so ersuche ich Sie, Ihre Liqui-
dation schriftlich einzufenden, und meine Anweisung
auf demselben Wege zu erwarten. Das Wetter hat
sich anscheinend hinreichend aufgeklärt, um Ihrer
Rückkehr kein Hindernis; m den Weg zu legen, im
entgegengesetzten Falle aber wird mein Schloßverwal-
ter Ihnen die erforderliche Unterkunft gewähren."
Der Baroii wandte sich nach diesen langsam
gesprochenen Worten ab , und verließ ohne einen
Gruß das Zimmer. Franz Beck aber blickte ihm
nach wie Einer, dem das Butterbrod auf die fette
Seite gefallen ist.
„Das wäre der Teufel!" sagte er leise. „Und
damit gedenkst Du mich abzuspeisen? Eine Liqui-
dation für meine Bemühungen, so 'ne magere

Der Schalten von Holgersbolnr.
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als die Einsamkeit rings um ihn tiefer wurde, und die
letzte Zinne des Schlosses verschwand, da schien er sich
des eigentlichen Zieles bewußt zu werden und beschleu-
nigte seine Schritte.
Das dumpfe Brausen der See schlug an sein Ohr;
er blieb stehen und blickte nach dem Denkmal seiner
verstorbenen Tochter hinüber.
In diesem Augenblick zerriß der Sturm die am
westlichen Horizont lagernde Wolkenschicht-, das letzte
Leuchten der untergehenden Sonne fuhr blitzartig, und

Sportelrechnung mit einer oder zwei Nullen! Ich bin
ein Narr gewesen, daß ich das Papier aus der Hand
gab, aber ich habe keine Lust, eine zweite Narrheit zu
begehen. Sie wollen mir eine Erpressungsfalle stellen,
mein Herr Baroii, aber Franz Beck hat nicht umsonst
gelernt, mit der Feder umzufpringen, und Sie werden
Ihr blaues Wunder erleben!"

Siebentes Kapitel.
Es regnete nicht mehr, aber der Sturm hatte sich
wieder erhoben und ächzte in den
Bäumen des Parkes.
In die fliegenden Schatten des
hereinbrechenden Abends mischte
sich ein anderer ruheloser; Hans
v Bukow wanderte langsam in das
unfreundliche Wetter hinaus. Er
ging zunächst planlos vorwärts, aber

KastanienverkSufer. Originalzeichnung von L, Stiller. (S. 359)
 
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