DOI Heft:
Heft 5
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44256#0103
. — — —
—
Die junge Witwe.
Kriminalroman von Auguſte Groner.
(Fortfegung.)
en
Machdruck verboten.)
m LO Wlr 25 Minnten fuhr Breuner
nach Böhmiſch-Trübau, eine nur kurze
Fahrt.
Der Zug kommt, ein paar Minuten
S bevor ev in Böhmiſch⸗Trübau einfährt,
an dem kleinen Dorfe Rybnik vorüber.
Des Detektivs Augen ſtreiften gedankenvoll
über die wenigen Häufer hin Vielleicht, ja faſt
ganz - gemwiß, wohnte in einem von ihnen das Ver-
brechen.
S Böhmiſch⸗Trüban ſtellte Breuner ſich dem
Stalionschef vor und ſagte ihm, daß die Vorunter-
ſuchung in der Angelegenheit Lansky ihm übertragen
worden ſei! Der Chef nahm dies zux Kenntnis,
bemerkte jedoch, daß er von nichts wiſſe Er ließ
jedoch ſogleich den Beamten herbeiholen, der allen-
falls Auskunft geben konnte.
Breuner erführ von dieſem, der die Perſonen-
kaſſe führte, daß ihm gar nichts Abſonderliches in
dem Benehmen oder dem Außeren der beiden Herren
aufgefallen ſei, welche zu dem betreffenden Zuge die
Karten bis Brünn gelöſt hatten.
„Hinterließen ſie den Eindruck, daß ſie zuſammen-
gehörken?“ fragte der Detektiv.
Dieſen Eindruck hatte der Beamte nicht gehabt.
„Und die Herren waren Ihnen völlig fremd?“
„Böllig fremd.“
Sie haben ſie wiſſentlich vorher nie geſehen?“
„Ich kann mich nicht erinnern, ſie jemals geſehen
zu haben.“
„Hatte der Herr mit dem Gummimantel nicht
auffallend viel Schmuck an ſich? Ich meine Ringe
und viele Berlocken an der Uhrkette.“
„Mir iſt es, falls es ſo war, jedenfalls nicht auf-
gefallen. Vielleicht trug der Herr Handſchuhe. Viel-
leicht war ſein Regenmantel ganz geſchloſſen. Wie
geſagt, ich kann mich daran nicht erinnern. Es hat
mich nur befremdet, daß er die Kapuze gar ſo weit
vorgezogen trug. Man hat von ſeinem Geſicht ge-
rade nur die untere Partie ſehen können.“
„Und dieſe war größtenteils von einem Bart
verhüllt?“
Ich glaube. Und noch etwas. Der Herr hatte
es ſehr eilig. Er muß in der letzten Minute erſt
gekommen ſein. Ich habe mich mit der Ausfolgung
der Karte ſehr beeilen müſſen.“
„Hat ihn niemand von dem Bahnperſonal an-
langen ſehen?“
„Niemand. Das iſt ſchon feſtgeſtellt. Der andere
Herr dagegen hat reichlich eine Viertelſtunde früher
ſeine Karte gelöſt und iſt auf dem Bahnſteig hin
und her gegangen.“
„Auch dieſer war keinem von Ihren Leuten be-
kannt?“ ;
„Keinem Hier iſt Ja ein ſo lebhafter Verkehr.
Wer merkt ſich da Reifende, wenn ſie nicht etwa
VE 1904
uine Cambi. (S. 107)
—
Die junge Witwe.
Kriminalroman von Auguſte Groner.
(Fortfegung.)
en
Machdruck verboten.)
m LO Wlr 25 Minnten fuhr Breuner
nach Böhmiſch-Trübau, eine nur kurze
Fahrt.
Der Zug kommt, ein paar Minuten
S bevor ev in Böhmiſch⸗Trübau einfährt,
an dem kleinen Dorfe Rybnik vorüber.
Des Detektivs Augen ſtreiften gedankenvoll
über die wenigen Häufer hin Vielleicht, ja faſt
ganz - gemwiß, wohnte in einem von ihnen das Ver-
brechen.
S Böhmiſch⸗Trüban ſtellte Breuner ſich dem
Stalionschef vor und ſagte ihm, daß die Vorunter-
ſuchung in der Angelegenheit Lansky ihm übertragen
worden ſei! Der Chef nahm dies zux Kenntnis,
bemerkte jedoch, daß er von nichts wiſſe Er ließ
jedoch ſogleich den Beamten herbeiholen, der allen-
falls Auskunft geben konnte.
Breuner erführ von dieſem, der die Perſonen-
kaſſe führte, daß ihm gar nichts Abſonderliches in
dem Benehmen oder dem Außeren der beiden Herren
aufgefallen ſei, welche zu dem betreffenden Zuge die
Karten bis Brünn gelöſt hatten.
„Hinterließen ſie den Eindruck, daß ſie zuſammen-
gehörken?“ fragte der Detektiv.
Dieſen Eindruck hatte der Beamte nicht gehabt.
„Und die Herren waren Ihnen völlig fremd?“
„Böllig fremd.“
Sie haben ſie wiſſentlich vorher nie geſehen?“
„Ich kann mich nicht erinnern, ſie jemals geſehen
zu haben.“
„Hatte der Herr mit dem Gummimantel nicht
auffallend viel Schmuck an ſich? Ich meine Ringe
und viele Berlocken an der Uhrkette.“
„Mir iſt es, falls es ſo war, jedenfalls nicht auf-
gefallen. Vielleicht trug der Herr Handſchuhe. Viel-
leicht war ſein Regenmantel ganz geſchloſſen. Wie
geſagt, ich kann mich daran nicht erinnern. Es hat
mich nur befremdet, daß er die Kapuze gar ſo weit
vorgezogen trug. Man hat von ſeinem Geſicht ge-
rade nur die untere Partie ſehen können.“
„Und dieſe war größtenteils von einem Bart
verhüllt?“
Ich glaube. Und noch etwas. Der Herr hatte
es ſehr eilig. Er muß in der letzten Minute erſt
gekommen ſein. Ich habe mich mit der Ausfolgung
der Karte ſehr beeilen müſſen.“
„Hat ihn niemand von dem Bahnperſonal an-
langen ſehen?“
„Niemand. Das iſt ſchon feſtgeſtellt. Der andere
Herr dagegen hat reichlich eine Viertelſtunde früher
ſeine Karte gelöſt und iſt auf dem Bahnſteig hin
und her gegangen.“
„Auch dieſer war keinem von Ihren Leuten be-
kannt?“ ;
„Keinem Hier iſt Ja ein ſo lebhafter Verkehr.
Wer merkt ſich da Reifende, wenn ſie nicht etwa
VE 1904
uine Cambi. (S. 107)