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heft 9. Alluſtrierte Familien-Zeitung. Jahrg. 1904 -

Die junge witwe.

Kriminalroman von Auguſte Sroner.

(Fortfegung.)
— —
Machdruck verboten)
u Frau Clariſſe gewandt ſagte Herr
Neumann: „Ja, gnädige Frau, mein
Beruf iſt intereſſant, aber er hat
auch ſeine Gefahren und viele, ſehr
— viele Unannehmlichkeiten. Es gibt
wohl nicht viele Leute, die zum Beiſpiel jetzt in
meiner Haut ſtecken möchten.“

De waͤndte Fritzi ſich lebhaft zu 0M So
haben Sie es derzeit mit einem gefährlichen Ver-
brecher zu tun?“

„Ja, gnädiges Fräulein.“

„Was hat er denn getan?“

„Ja, Fritzl, das kannſt du nicht erfahren. Das
iſt einſtweilen noch ein großes Amtsgeheimnis,“
ſcherzte der Doktor.

Aber du weißt es?“

Natürlich!“

„Na, wenn ich deine Frau bin, mußt du mir
alles ſagen.“

„ Da wärſt du vielleicht gar im ſtande, den
Verfolgten zu warnen“

„Unter Umſtänden ſchon Dieſen Rank zum
Beiſpiel hätte ich, wenn ich's gekonnt hätte, ganz
beſtimmt gewarnt.“

„Si, et, Fräuleim! Da ſind Sie ja eine. ganz
gefährliche Staatsbürgerin,“ ſcherzte Weidmann.
Es iſt Ihnen vermutlich recht angenehm ge-
weſen, daß dieſer Menſch entkommen iſt?“

Fritzis Augen blitzten auf. „Natürlich war
es mir recht“ rief ſie aus „Und ich möchte dem,
der ihn freigemacht hat, die Hand drücken — aber
freilich, das war ja ſein Verführer, ſein böſer Geiſt!“

Warum jagen Sie nicht — ſein Spießge-
ſelle?“ warf Weidmann ärgerlich ein.

Da erſt beſann das Mädchen ſich darauf, daß
Rank naturgemäß von Weidmann angefeindet
wurde, und das machte ſie verlegen. „Entſchul-
digen Sie,“ bat ſie herzlich, „ich begreife ja, daß
Sie auf den armen Menſchen nicht gut zu ſprechen
find ich aber und — gelt, Claxiſfe, auch du —
wir können nicht ſo unbedingt daran glauben,
daß er ganz ſo ſchuldig iſt, als es ſcheint. Ich
habe ihn nur einmal geſehen —.

„Auf der Bühne! Womöglich in einer edlen,
ſentimentalen Liebhaberrolle,“ fiel der Fabrikant
ironiſch ein.

Die luſtige Fritzi ſchüttelte aber ſehr ernſt
den KopfNein bei Elariſſe ©0 war gaͤnz
ſtill und eigentlich gar nicht ſo, wie man ſſich
einen Schauſpieler vorftellt.“

„Ko, et ſoll ja guch ein herzlich ſchlechter
Schauſpieler gewefen ſein.“

„Möglich, aber er iſt wenigſtens kein ſchlechter
Sohn. Als er damals davon redete, daß er fürchte,
ſeine Mitttey würde nicht mehr lange leben, traten Der erneuerte Schöne Brunnen in Nürnberg. (S. 190)
ihm die Tränen in die Augen.“ } Nach einer Photographie von Ferd. Schmidt in Nürnberg.

IX. 1904,
 
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