Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Jahrg. 1904.


Drei Geſchwiſter.

Roman von Renriette v. Heerheimb.
(Fortfegung.)

7 Machdruck verboten.)
on Hilmar ſprach Ilſe zu ihrer Schweſtex
faſt gar nicht Er ſei am Rhein und
wolle ungeſtört arbeiten, ſeine Rückkehr
wäre noch unbeſtimmt, darum wolle ſie
Berlin nicht verlaſſen, da er ja, un-

berechenbar in ſeinen Entſchlüſſen, auch plötzlich nach
Hauſe kommen könne.

Dagegen ließ ſich nichts einwenden. Hilde mochte
auch um keinen Preis die Schweſter gegen ihren
Mann aufhetzen. Darum unterdrückte ſie jedes harte
Urteil über den Schwager, deſſen rückſichtsloſen
Egoismus ſie freilich ebenſo unbegreiflich wie unent-
ſchuldbar fand.

Die Schweſtern lebten ſehr ſtill und zurückgezogen,
ganz aufeinander angewieſen.

Im September iſt ſogar in Berlin eine Abnahme
von Menſchen bemerklich. Das Militär iſt ins
Manöver gerückt, wer irgend kann, entflieht Berlin
in dieſem Monat, in dem jedes bißchen friſche Luft
von tauſend bedürftigen Lungen weggeatmet zu ſein
ſcheint, alle Bäume im Tiergarten grau verftaubt,
die Häuſer der beſſeren Stadtviertel mit herabgelaſſe-

nen Jalouſien, tot und ausgeſtorben, die Zurück-
gebliebenen müde und verdrofſen ausſehen.

Auch Ilſes nähere Bekannte trieben ſich noch in
der Schweiz oder in Seebädern herum, ſehr zu der
jungen Frau Exleichterung, denn ſie ſcheute nichts
mehr wie indiskrete Fragen.

Darum ließ ſie ſich auch, als im Oktober einer
nach dem anderen wieder eintraf und manche den
Verſuch machten, Ilſe zu ſehen, beharrlich ver-
leugnen.

Eine Ausnahme machte Ilſe aber doch. Mitte
Oktober, die Blätter fielen ſchon von den Bäumen
ließ Fritz Meringer ſich melden.

„Wer iſt das?“ fragte Hilde.
dert in Ilſes glühendes Geſicht.

Sie ſah verwun-


— —
 
Annotationen