des heiligen Andreas oder der Sankt-Aunenorden
ſchmücken wird. —
Nachdem er mit ſtrengem Blick die chineſiſchen
Köche gemuſtert, die eben in großen Körben die
Töpfe und Blechſchüſſeln von der Menage des letzten
Zuges aus der langen Eßbaracke übex die Geleiſe
tragen, blickt der Major prüfend nach dem ſüdlichen
Horizont, aus deſſen drohend emporgeſtiegener Wolken-
wand nach kurzer Zwiſchenzeit ein grelles Wetter-
leuchten hervorbrichk, während das erſte dumpfe
Grollen des fernen Donners an das Ohr dringt.
Dann wendet er ſich auf das Geräuſch nahender
Schritte zu dem Stationsvorſteher um, der eben von
dem in ſeinem Dienſtzimmer ſtehenden Telegraphen-
apparat aufgeſtanden iſt, nachdem er nach Tepla-
Woda, der Nachbarſtation in der Richtung auf Chai-
lar, das Signal „Strecke frei“ gegeben hat.
„Gott ſei Dank,“ ſtöhnt Herr Gontſchaxow, der
in Hemdsärmeln und ohne Kragen auf den Bahn-
ſteig getreten iſt, „jetzt haben wir doch füx zwei
Stunden Ruhe. Der letzte Zug von Charbin kommt
ſicher nicht vor neun Uhr. Mein Telegraphiſt fühlt
ſich heute auch wieder ſoweit wohl, um mich für die
kommende Nacht ablöſen zu können. Hoffentlich geht
alles ohne Störung ab, und ich kann endlich wieder
einmal in meinem Bette ſchlafen.“
„Das gönne ich Ihnen von Herzen, Iwan An-
drejitſch,“ erwidert der Major. „Seit Klemenſtewicz
krank geworden, haben Sie ja keine ruhige Minute
mehr gehabt.“ Sein Etui herausziehend, bietet er
dem Stationschef eine Zigarette an, die dieſer im
Vorgefühl der füßen Nachtruhe behaglich ſchmunzelnd
anzündet. Dann ſteckt er ſich ſelber eine zweite an
und fährt nach längerer Pauſe, das Geſicht in ernſte
Falten legend und wieder nach dem näherrückenden
Gewitter ausſchauend, fort: „Ich kann die drückende
Sorge nicht los werden. Es liegt bleiſchwer in der
Luft wie drohendes Unheil. Sie werden ſagen, daß
daran das Gewitter dort drüben und die zerſchundenen
Nerven ſchuld ſind, die mich ſchon oft ſo haben ſprechen
laſſen. Mag ſein! Aber unſere Chineſen gefallen mir
nicht, und mir wird ein Stein vom Herzen fallen,
wenn ich erſt das ganze ſchlitzäugige Geſindel fort-
jagen und durch unſere eigenen Leute erſetzen kann.“
„Wer möchte Ihnen da widerſprechen wollen,
Fedor Iwanitſch?“pflichtet eifrig der Beamte bei.
Auch ich traue den Kerlen nicht über den Weg.
Aber die Strecke iſt gut bewacht. Was in menſch-
lichem Können ſteht, iſt geſchehen und vor den blauen
Bohnen unſerer Magazingewehre haben ſie doch einen
heilloſen Reſpekt, mögen ſie uns auch ſonſt alles
erdenkliche Unheil an den Hals wünſchen.“
„Wollte Gott, Sie behielten recht,“ gibt Sche-
jcherin zurück. „Aber da iſt einer unter ihnen, der
Feine Cho-ting-fu. Ich möchte daxauf ſchwören,
ihn früher ſchon einmal irgendwo geſehen zu haben!
Als ich vor fünf Jahren zu unſexer Botſchaft nach
Berlin kommandiert war, um auf der Hochſchule in
Charlottenburg einige techniſche Kurſe zu nehmen,
war ich eines Tages auch auf einem Empfang in
der japaniſchen Geſandſchaft, und an dieſem Abend
lernte ich einen jungen Ingenieur kennen, an deſſen
Geſicht mich Cho-ting-fu auffallend erinnert, ſo oft
ich mir auch ſagen mag, daß dies Hirngeſpinſte
meiner exregten Phantaſie ſind.“
Mittlerweile waren die Sprechenden am Ende
des Bahnſteigs angekommen und gingen nun läſfigen
Schrittes zurück. „Sehen Sie, Iwan Andrejitſch,“
nahm Scheſcherin den Faden der Unterhaltung wieder
auf, „ich habe das Gefühl, daß er jedes Wort ver-
ſteht, das wir reden. In der Ahülichkeit kann ich
mich ja täuſchen; denn bei dieſer verwünſchten gelben
Raſſe verſchwinden die phyſiognomiſchen Unterfchiede
für unſer Auge wie in einer großen Herde. Aber
er ſchleicht an Orten herum, wo er nichts zu ſuchen
hat Schon mehrfach habe ich ihm befohlen, ſich um
nichts als um ſeine Arbeit zu kümmern, ünd doch
ſcheint er immer wieder zu ſpionieren Und mwenn
ich ihm dann ſage, daß er ſich fortſcheren ſoll, ſo
duckt er zuſammen wie ein geſchoͤltener Hund Er
zuckt nicht mit den Wimpern, und doch lefe ich in
ſeinen Augen eine Trohung! Sr ſieht viel zu in-
telligent aus, als daß man glauben könnte, ev habe
zeitlebens mur Suppe gekocht und Fleiſch gefolten.
Am beſten iſt es, wir lohuen ihn morgẽn ab und
jpedieren ihn mit dem erſten Frühzuge näch Zizickar.
Die Ausweiſungsorder werde ich nachher ausfertigen.“
Mit ſteigender Aufregung hatte der Major die
Letzten Sätze geſprochen. Auf dem Bahnhof über
den ſich ſchwexer die Schatten des Abends zu legen
beginnen, werden die Lichter angezündet. Auch an
der Berglokomotive hat der Heizer hinten am Tender
— graße weiße Laterne angehängt, die wie ein
weitgeöffnetes Rieſenauge in das von Minute zu
Minute zunehmende Dunkel glotzt. Emſig reibt der
Führer an den Meſſingteilen der Dampfzylinder
herum und küllt die Olflaͤſchchen mit neuem Schmier-
material. Der Heizer ſchütket noch einmal Kohlen
— 579 —
auf und wirft einen Blick auf den Zeiger des Ma-
nometers, das elf Atmoſphären Druck anzeigt. Dann
ſetzen ſich beide, der Maſchine den Rücken zuwendend,
auf der linken Dammböſchung nieder.
Der Mann aus dem Waͤrterhauſe an dex Ein-
fahrtsweiche geſellt ſich zu ihnen. Sie ſtopfen die
kurzen Pfeifen und naͤchdem der Tabak, tüchtig in
Brand geſetzt, beginnen ſie ein melancholiſches ſüd-
ruſſiſches Lied, deffen getragene Töne faſt feierlich
durch den ſinkenden Abend dringen.
Gontſcharows ſcharfem Augé iſt das Verhalten
der Männer, das jeder Vorſchrift zuwidexläuft,
nicht entgangen. Niemals ſollen bei ſtrenger Strafe
Führer und Heizer gleichzeitig die unter Dampf
Fefindliche Maſchine verlaſſen; denn die von un-
befugter Hand durch einen Hebelgriff in Gang ge-
ſehte Lokomotive wird zu einem entfeſſelten Dämon,
zu einer mit feurigem Atem dahinraſenden Beſtie,
die Tod und Verderben bringt. Aber mit der in
ſeinem ſchwerfälligen Temperament liegenden Ruhe,
die bald den Arger, bald den Neid des Majors
erregt, findet er nur die gleichmütig geſprochenen
Worte: „Sehen Sie nur, Fedor Iwanitſch, unſere
Leute bleiben ſich doch in allen Lagen gleich.. Jetzt
ſingen die drei dort oben in den Abend hinein, als
an einem Flußufer in der Ukraine ſäßen.!
Ganz anders wirkt ver Anblick auf. Scheſcherin,
dem in einer Sekunde alle möglichen Folgen dieſer
Nachläſſigkeit durch den Kopf bligen. „Kommen Sie,“
ruft er mit keuchender Stimme, ſeinen Gefährten
krämpfhaft am Arme mit ſich fortziehend. „Ich werde
ein Exempel ſtatuieren — — es iſt unerhört!“
Mit langen Schritten eilen beide auf die wohl
zweihundert Meter von ihnen Entfernten zu.
Noch haben ſie aber nicht die Hälfte des Weges
zurückgelegt, als ſich etwas Unerhörtes, Unfaßbares
begibt! Von rechts her, mo auf dem Sackgeleiſe ein
die Ausſicht über den Talboden verſperrender Leex-
zug ſteht, kaucht unter den Wagen eine kleine ſchmäch-
tige Geſtalt auf. Blitzſchnell ſchwingt ſie ſich auf
die Lokomotive, wo ſie den Hebel des Regulators
herumreißt, um ebenſo geſchwind wieder abzuſpringen
und unter den Leerwagen zu verſchwinden.
Aus allen Ventilen ſchnaubend und Dampf gebend
ſetzt ſich die Maſchine mit fürchterlicher Eile in Be-
wegung, bevor Führer und Heizer ſich noch über das
„Cho-ting-fu!“ kommt es als heiſerer Schrei
gleichzeitig aus dem Munde Scheſcherins und Gon-
tſcharows! Während die Schuldigen kopflos ſchreiend
den nutzloſen Verſuch machen, der ein ſchnelles Tempo
einſchlagenden Lokomotive nachzulaufen, reißt Sche-
ſcherin den Armeerevolver aus dem Gürtel. Schaxrf
fnallt durch den Abend der Schuß, der die Scheibe
der Tenderlaterne zertrümmert und im Augenblick den
ganzen Bahnhof alarmiert. Und während man von
allen Seiten „Aufhalten! — Aufhalten!“ ruft, ſtürzt der
Major an den Telegraphenapparat, um den Strecken-
wächtern das Signal „Alles aufhalten!“ zu geben.
Zitternd drückt er den Taſter nieder Drei Schläge,
zwei Schläge — drei Schläge, zwei Schläge, das
bekannte Glockenaviſo, das dem Eiſenbahner auf der
Strecke in alle Glieder fährt, weil es das furcht-
bar tönende Eingeſtändnis iſt, daß der Verkehrs-
beamte nicht mehr Herr der Sitnation iſt.
Vergebens horcht er, ob das Schreckensſignal
vom nächſten Wächterhaus der Strecke herüberklingt.
Dann läutet er die Nachbarſtation auf. „Klick a
Klick, Klick a Klick,“ klappert es durch das Zimmer,
und nachdem er annehmen kann, daß der Beamte
dort am Apparat iſt, beginnt er mit fieberhafter
Haſt zu telegraphieren. Dann macht er eine Pauſe,
um auf das Signal, daß man ihn verſtanden hat,
zu warten Aufs neue beginnt er, den Taſter zu
drücken. Aber vergeblich, kein Zeichen kommt zurück.
Es iſt kein Zweifel möglich, daß die Leitung
unterbrochen iſt, und in dem Augenblick, wo ihm dieſe
Erkenntnis aufgeht, ſtürzen auch ſchon die Beamten
herein, um zu melden, daß ſämtliche Drähte dicht
außerhalb des Bahnhofs durchſchnitten ſind.
In grauenhaften Bildern malt ſich das Kom-
mende in den Köpfen der Ratloſen. Der Keſſel
ſtand unter vollem Dampfdruck. Das Waſſerreſervoir
war gefüllt, Kohlen überreich aufgeſchüttet. Wußte
Cho-ting-fu mit der Maſchine Beſcheid, dann hatte er
ſicher auch den Hahn zu dem Baſſin geöffnet, aus
dem das Maſut, das flüſſige, aus Petroleum ge-
wonnene Heizmaterial der ruſſiſchen Lokomotiven in
den Feuerungsraum ſtrömt. Das Feuer wird alſo
nicht ausgehen; die Lokomotive wird unaufhaltſam
weiter ſtürmen. Hat ſie aber die Paßhöhe erreicht,
dann wehe dem von der anderen Seite heraufkeuchen-
den, mit Menſchen vollgeſtopften Zuge. Durch ihre
eigene Schwere wird ihr Lauf auf dem ſtarken Ge-
fälle noch mehr beſchleunigt werden. Über die langen
Rampen, durch tiefe Einſchnitte, über hohe Viaduͤkte
wird die Raſende weiter ſtürmen, bis plötzlich aus
der Nacht die Lichter des Gegenzuges aufblitzen und
beide Maſchinen in tödlicher Umarmung zerſchellen
werden. Und dann wird die Strecke auf Wochen
vernichlet ſein, über zerriſſenen Leibern werden ſich
die Wagen zu einem Trümmerberge auftürmen, aus
dem das Jammern der Vexwundeten, das letzte Röcheln
der Sterbenden ſchaurig in die finſtere Nacht dringt.
Während dieſer Augenblicke maßloſen Schreckens
iſt Scheſcherin vom Apparattiſch aufgeſtanden. Ruhig,
faſt langſam entledigt er ſich des Mantels und
Säbels Er tritt hinaus ins Freie, wo eben die
erſten ſchweren Tropfen fallen und ein greller Blitz
auf Sekundendauer den Bahnhof in blendendes Licht
taucht. Im vollen Lauf ſtuͤrmt er aber nun, gefolgt
von den anderen, zum Heizhauſe, wo die Maſchine
des Leerzuges unter vollem Dampf ſteht. Der pflicht-
getreue Führer und Heizer ſind trotz der ungeheuren
Aufregung nicht von ihrem Platze gewichen. Auf
einen Wink des Majors fährt die Lokomotive auf
die Drehſcheibe, wo ſie zur Fahrt, den Tender vor-
aus, gewendet wird. Die Spitzweiche, mittels der
das von der Drehſcheibe ausgehende Geleis in das
Durchfahrtsgeleis mündet, ſteht richtig und ehe die
Umſtehenden Zeit haben, über den Zweck ſeines Vor-
habens nachzuͤdenken, iſt Scheſcherin auf den Führer-
ſtand geſprungen. Gehorſam wie ein edler Renner ſetzt
ſich die Maſchine in Bewegung und iſt in wenigen Se-
kunden in dem Dunkel der Gewitternacht verſchwunden.
Mit wachſender Schnelligkeit gleitet die Lokomo-
tive über die erſten horizontalen Teile der Strecke.
Nach kurzen Intervallen öffnet der Heizer die Feve-
rungstür, um friſche Kohlen aufzuſchütten.
Raſch ſteigt der Fahrtmeſſer auf 60 Werſt, die
höchſte Geſchwindigkeit, welche das Reglement auf
der Bahn erlaubt. Wie mit ſtummer Frage wendet
ſich der Heizer nach Scheſcherin um, der nur heftig
nickt. Er verſteht die ſtumm gegebene Antwort und
wirft wiederum Schaufel um Schaufel in das Glut-
meer, in das er in gleichmäßigem Strome auch Ma-
ſut einfließen läßt. Schön hat der Zeiger die Zahl
80 erreicht. Bald jedoch beginnt die ſtarke Steigung
und ſchnell ſinkt die Geſchwindigkeit auf 45 herab.
Inzwiſchen iſt das Gewitter mit voller Wut aus-
gebrochen. Auf Momente erhellt ein zuckender Blitz
die Gegend, auf die der Regen in Strömen nieder-
geht. Umſo ſchwärzer erſcheint dann die Nacht,
deren Finſternis nur von dem auf die Schienen
fallenden Schein der Laternen und dem Funkenſtrom
unterbrochen wird, der ſich wie ein leuchtender Ko-
metenſchweif aus dem Schornſtein der Lokomotive
ergießt. Die Taſchenuhr in der Hand und immer
wieder zum Nachlegen antreibend, ſpäht Scheſcherin
in den nächtigen Graus. Ein Blitz läßt erkennen,
daß man ſich der Liaotſchouſchlucht nähert. Sobald
ſie paſſiert iſt, ſetzt die Maſchine wieder zu ſchnellerem
Tempo ein. Stoßweiſe wie ein bergauf galoppieren-
des Pferd bohrt ſie ſich in die Finſternis ein und
höher, immer höher geht die Fahrt auf der Strecke,
die ſich in engen Krümmungen um Felsnaſen, durch
kurze Tunnel und durch Seitenſchluchlen windet, durch
deren Runſen das Waſſer des herniedergehenden Wol-
kenbruchs in ſchäumenden Kaskaden zu Tal donnert.
Beſorgten Blicks ſchaut Scheſcherin auf den
Minutenzeiger ſeiner Uhr. Er kennt dieſes oft be-
fahrene Stück der Bahn ebenſo genau wie der Strecken-
ingenieur ſelber und weiß, daß jede Sekunde koſthar
iſt! In zwölf Minuten wird die Paßhöhe erreicht
ſein. Holt man bis dahin die Durchgängerin nicht
ein, ſo iſt alles verloren, ſo iſt alles umſonſt ge-
weſen und die Kataſtrophe iſt unabwendbar. Der
Dampfdruck hat die dreizehnte Atmoſphäre längſt
überſchritten und mit unerhörter Geſchwindigkeit
wird die Fahrt fortgeſetzt, die in längſtens acht
Minuten zur Waſſerſcheide führen muß.
Aber noch immer kann Scheſcherin nichts er-
ſpähen, und wie ein Eispanzer legt ſich ihm die Ent-
mutigung um das Herz. Ein brennender Schmerz
bohrt im Gehirn, undregenbogenfarbene Ringe tanzen
vor ſeinen Augen, die nichts mehr ſehen.
Dann läßt ihn ein unartikulierter Schrei des
Führers wieder aufblicken, und Freude rötet ihm das
eben noch ſo bleiche Antlitz. Keine fünfhundert Meter
voraus dampft die führerloſe Maſchine Nun gilt es
noch eine letzte Anſtrengung, und jeder Muskel ſpannt
ſich an. Alles an ihm iſt Energie. Während der
Heizer unaufhörlich das Feuer anfacht, ſteigt Sche-
ſcherin auf den hoch aufgeſchichteten Kohlenhaufen
des Tenders. Ein vielſagender Blick auf den Führer
verrät dieſem den unerhört kühnen Plan.
Scheſcherin klettert bis an den Rand des Tenders
weiter Mittlerweile iſt man der Lokomotive ſicht-
lich näher gekommen Sie hat kaum noch hundert
Meter Vorſprung. Eine halbe Minute darauf ſind
es nur noch fünfzig Meter. Fortwährend ändert der
Führer am Fahrtregulator die Geſchwindigkeit.
Schnell ſchrumpft der Abſtand auf zehn Meter zu-
ſammen. ZJetzt ſind es ihrer nur noch drei. Zum
Sprunge ausholend ſpannt Scheſcherin alle Kräfte
ſchmücken wird. —
Nachdem er mit ſtrengem Blick die chineſiſchen
Köche gemuſtert, die eben in großen Körben die
Töpfe und Blechſchüſſeln von der Menage des letzten
Zuges aus der langen Eßbaracke übex die Geleiſe
tragen, blickt der Major prüfend nach dem ſüdlichen
Horizont, aus deſſen drohend emporgeſtiegener Wolken-
wand nach kurzer Zwiſchenzeit ein grelles Wetter-
leuchten hervorbrichk, während das erſte dumpfe
Grollen des fernen Donners an das Ohr dringt.
Dann wendet er ſich auf das Geräuſch nahender
Schritte zu dem Stationsvorſteher um, der eben von
dem in ſeinem Dienſtzimmer ſtehenden Telegraphen-
apparat aufgeſtanden iſt, nachdem er nach Tepla-
Woda, der Nachbarſtation in der Richtung auf Chai-
lar, das Signal „Strecke frei“ gegeben hat.
„Gott ſei Dank,“ ſtöhnt Herr Gontſchaxow, der
in Hemdsärmeln und ohne Kragen auf den Bahn-
ſteig getreten iſt, „jetzt haben wir doch füx zwei
Stunden Ruhe. Der letzte Zug von Charbin kommt
ſicher nicht vor neun Uhr. Mein Telegraphiſt fühlt
ſich heute auch wieder ſoweit wohl, um mich für die
kommende Nacht ablöſen zu können. Hoffentlich geht
alles ohne Störung ab, und ich kann endlich wieder
einmal in meinem Bette ſchlafen.“
„Das gönne ich Ihnen von Herzen, Iwan An-
drejitſch,“ erwidert der Major. „Seit Klemenſtewicz
krank geworden, haben Sie ja keine ruhige Minute
mehr gehabt.“ Sein Etui herausziehend, bietet er
dem Stationschef eine Zigarette an, die dieſer im
Vorgefühl der füßen Nachtruhe behaglich ſchmunzelnd
anzündet. Dann ſteckt er ſich ſelber eine zweite an
und fährt nach längerer Pauſe, das Geſicht in ernſte
Falten legend und wieder nach dem näherrückenden
Gewitter ausſchauend, fort: „Ich kann die drückende
Sorge nicht los werden. Es liegt bleiſchwer in der
Luft wie drohendes Unheil. Sie werden ſagen, daß
daran das Gewitter dort drüben und die zerſchundenen
Nerven ſchuld ſind, die mich ſchon oft ſo haben ſprechen
laſſen. Mag ſein! Aber unſere Chineſen gefallen mir
nicht, und mir wird ein Stein vom Herzen fallen,
wenn ich erſt das ganze ſchlitzäugige Geſindel fort-
jagen und durch unſere eigenen Leute erſetzen kann.“
„Wer möchte Ihnen da widerſprechen wollen,
Fedor Iwanitſch?“pflichtet eifrig der Beamte bei.
Auch ich traue den Kerlen nicht über den Weg.
Aber die Strecke iſt gut bewacht. Was in menſch-
lichem Können ſteht, iſt geſchehen und vor den blauen
Bohnen unſerer Magazingewehre haben ſie doch einen
heilloſen Reſpekt, mögen ſie uns auch ſonſt alles
erdenkliche Unheil an den Hals wünſchen.“
„Wollte Gott, Sie behielten recht,“ gibt Sche-
jcherin zurück. „Aber da iſt einer unter ihnen, der
Feine Cho-ting-fu. Ich möchte daxauf ſchwören,
ihn früher ſchon einmal irgendwo geſehen zu haben!
Als ich vor fünf Jahren zu unſexer Botſchaft nach
Berlin kommandiert war, um auf der Hochſchule in
Charlottenburg einige techniſche Kurſe zu nehmen,
war ich eines Tages auch auf einem Empfang in
der japaniſchen Geſandſchaft, und an dieſem Abend
lernte ich einen jungen Ingenieur kennen, an deſſen
Geſicht mich Cho-ting-fu auffallend erinnert, ſo oft
ich mir auch ſagen mag, daß dies Hirngeſpinſte
meiner exregten Phantaſie ſind.“
Mittlerweile waren die Sprechenden am Ende
des Bahnſteigs angekommen und gingen nun läſfigen
Schrittes zurück. „Sehen Sie, Iwan Andrejitſch,“
nahm Scheſcherin den Faden der Unterhaltung wieder
auf, „ich habe das Gefühl, daß er jedes Wort ver-
ſteht, das wir reden. In der Ahülichkeit kann ich
mich ja täuſchen; denn bei dieſer verwünſchten gelben
Raſſe verſchwinden die phyſiognomiſchen Unterfchiede
für unſer Auge wie in einer großen Herde. Aber
er ſchleicht an Orten herum, wo er nichts zu ſuchen
hat Schon mehrfach habe ich ihm befohlen, ſich um
nichts als um ſeine Arbeit zu kümmern, ünd doch
ſcheint er immer wieder zu ſpionieren Und mwenn
ich ihm dann ſage, daß er ſich fortſcheren ſoll, ſo
duckt er zuſammen wie ein geſchoͤltener Hund Er
zuckt nicht mit den Wimpern, und doch lefe ich in
ſeinen Augen eine Trohung! Sr ſieht viel zu in-
telligent aus, als daß man glauben könnte, ev habe
zeitlebens mur Suppe gekocht und Fleiſch gefolten.
Am beſten iſt es, wir lohuen ihn morgẽn ab und
jpedieren ihn mit dem erſten Frühzuge näch Zizickar.
Die Ausweiſungsorder werde ich nachher ausfertigen.“
Mit ſteigender Aufregung hatte der Major die
Letzten Sätze geſprochen. Auf dem Bahnhof über
den ſich ſchwexer die Schatten des Abends zu legen
beginnen, werden die Lichter angezündet. Auch an
der Berglokomotive hat der Heizer hinten am Tender
— graße weiße Laterne angehängt, die wie ein
weitgeöffnetes Rieſenauge in das von Minute zu
Minute zunehmende Dunkel glotzt. Emſig reibt der
Führer an den Meſſingteilen der Dampfzylinder
herum und küllt die Olflaͤſchchen mit neuem Schmier-
material. Der Heizer ſchütket noch einmal Kohlen
— 579 —
auf und wirft einen Blick auf den Zeiger des Ma-
nometers, das elf Atmoſphären Druck anzeigt. Dann
ſetzen ſich beide, der Maſchine den Rücken zuwendend,
auf der linken Dammböſchung nieder.
Der Mann aus dem Waͤrterhauſe an dex Ein-
fahrtsweiche geſellt ſich zu ihnen. Sie ſtopfen die
kurzen Pfeifen und naͤchdem der Tabak, tüchtig in
Brand geſetzt, beginnen ſie ein melancholiſches ſüd-
ruſſiſches Lied, deffen getragene Töne faſt feierlich
durch den ſinkenden Abend dringen.
Gontſcharows ſcharfem Augé iſt das Verhalten
der Männer, das jeder Vorſchrift zuwidexläuft,
nicht entgangen. Niemals ſollen bei ſtrenger Strafe
Führer und Heizer gleichzeitig die unter Dampf
Fefindliche Maſchine verlaſſen; denn die von un-
befugter Hand durch einen Hebelgriff in Gang ge-
ſehte Lokomotive wird zu einem entfeſſelten Dämon,
zu einer mit feurigem Atem dahinraſenden Beſtie,
die Tod und Verderben bringt. Aber mit der in
ſeinem ſchwerfälligen Temperament liegenden Ruhe,
die bald den Arger, bald den Neid des Majors
erregt, findet er nur die gleichmütig geſprochenen
Worte: „Sehen Sie nur, Fedor Iwanitſch, unſere
Leute bleiben ſich doch in allen Lagen gleich.. Jetzt
ſingen die drei dort oben in den Abend hinein, als
an einem Flußufer in der Ukraine ſäßen.!
Ganz anders wirkt ver Anblick auf. Scheſcherin,
dem in einer Sekunde alle möglichen Folgen dieſer
Nachläſſigkeit durch den Kopf bligen. „Kommen Sie,“
ruft er mit keuchender Stimme, ſeinen Gefährten
krämpfhaft am Arme mit ſich fortziehend. „Ich werde
ein Exempel ſtatuieren — — es iſt unerhört!“
Mit langen Schritten eilen beide auf die wohl
zweihundert Meter von ihnen Entfernten zu.
Noch haben ſie aber nicht die Hälfte des Weges
zurückgelegt, als ſich etwas Unerhörtes, Unfaßbares
begibt! Von rechts her, mo auf dem Sackgeleiſe ein
die Ausſicht über den Talboden verſperrender Leex-
zug ſteht, kaucht unter den Wagen eine kleine ſchmäch-
tige Geſtalt auf. Blitzſchnell ſchwingt ſie ſich auf
die Lokomotive, wo ſie den Hebel des Regulators
herumreißt, um ebenſo geſchwind wieder abzuſpringen
und unter den Leerwagen zu verſchwinden.
Aus allen Ventilen ſchnaubend und Dampf gebend
ſetzt ſich die Maſchine mit fürchterlicher Eile in Be-
wegung, bevor Führer und Heizer ſich noch über das
„Cho-ting-fu!“ kommt es als heiſerer Schrei
gleichzeitig aus dem Munde Scheſcherins und Gon-
tſcharows! Während die Schuldigen kopflos ſchreiend
den nutzloſen Verſuch machen, der ein ſchnelles Tempo
einſchlagenden Lokomotive nachzulaufen, reißt Sche-
ſcherin den Armeerevolver aus dem Gürtel. Schaxrf
fnallt durch den Abend der Schuß, der die Scheibe
der Tenderlaterne zertrümmert und im Augenblick den
ganzen Bahnhof alarmiert. Und während man von
allen Seiten „Aufhalten! — Aufhalten!“ ruft, ſtürzt der
Major an den Telegraphenapparat, um den Strecken-
wächtern das Signal „Alles aufhalten!“ zu geben.
Zitternd drückt er den Taſter nieder Drei Schläge,
zwei Schläge — drei Schläge, zwei Schläge, das
bekannte Glockenaviſo, das dem Eiſenbahner auf der
Strecke in alle Glieder fährt, weil es das furcht-
bar tönende Eingeſtändnis iſt, daß der Verkehrs-
beamte nicht mehr Herr der Sitnation iſt.
Vergebens horcht er, ob das Schreckensſignal
vom nächſten Wächterhaus der Strecke herüberklingt.
Dann läutet er die Nachbarſtation auf. „Klick a
Klick, Klick a Klick,“ klappert es durch das Zimmer,
und nachdem er annehmen kann, daß der Beamte
dort am Apparat iſt, beginnt er mit fieberhafter
Haſt zu telegraphieren. Dann macht er eine Pauſe,
um auf das Signal, daß man ihn verſtanden hat,
zu warten Aufs neue beginnt er, den Taſter zu
drücken. Aber vergeblich, kein Zeichen kommt zurück.
Es iſt kein Zweifel möglich, daß die Leitung
unterbrochen iſt, und in dem Augenblick, wo ihm dieſe
Erkenntnis aufgeht, ſtürzen auch ſchon die Beamten
herein, um zu melden, daß ſämtliche Drähte dicht
außerhalb des Bahnhofs durchſchnitten ſind.
In grauenhaften Bildern malt ſich das Kom-
mende in den Köpfen der Ratloſen. Der Keſſel
ſtand unter vollem Dampfdruck. Das Waſſerreſervoir
war gefüllt, Kohlen überreich aufgeſchüttet. Wußte
Cho-ting-fu mit der Maſchine Beſcheid, dann hatte er
ſicher auch den Hahn zu dem Baſſin geöffnet, aus
dem das Maſut, das flüſſige, aus Petroleum ge-
wonnene Heizmaterial der ruſſiſchen Lokomotiven in
den Feuerungsraum ſtrömt. Das Feuer wird alſo
nicht ausgehen; die Lokomotive wird unaufhaltſam
weiter ſtürmen. Hat ſie aber die Paßhöhe erreicht,
dann wehe dem von der anderen Seite heraufkeuchen-
den, mit Menſchen vollgeſtopften Zuge. Durch ihre
eigene Schwere wird ihr Lauf auf dem ſtarken Ge-
fälle noch mehr beſchleunigt werden. Über die langen
Rampen, durch tiefe Einſchnitte, über hohe Viaduͤkte
wird die Raſende weiter ſtürmen, bis plötzlich aus
der Nacht die Lichter des Gegenzuges aufblitzen und
beide Maſchinen in tödlicher Umarmung zerſchellen
werden. Und dann wird die Strecke auf Wochen
vernichlet ſein, über zerriſſenen Leibern werden ſich
die Wagen zu einem Trümmerberge auftürmen, aus
dem das Jammern der Vexwundeten, das letzte Röcheln
der Sterbenden ſchaurig in die finſtere Nacht dringt.
Während dieſer Augenblicke maßloſen Schreckens
iſt Scheſcherin vom Apparattiſch aufgeſtanden. Ruhig,
faſt langſam entledigt er ſich des Mantels und
Säbels Er tritt hinaus ins Freie, wo eben die
erſten ſchweren Tropfen fallen und ein greller Blitz
auf Sekundendauer den Bahnhof in blendendes Licht
taucht. Im vollen Lauf ſtuͤrmt er aber nun, gefolgt
von den anderen, zum Heizhauſe, wo die Maſchine
des Leerzuges unter vollem Dampf ſteht. Der pflicht-
getreue Führer und Heizer ſind trotz der ungeheuren
Aufregung nicht von ihrem Platze gewichen. Auf
einen Wink des Majors fährt die Lokomotive auf
die Drehſcheibe, wo ſie zur Fahrt, den Tender vor-
aus, gewendet wird. Die Spitzweiche, mittels der
das von der Drehſcheibe ausgehende Geleis in das
Durchfahrtsgeleis mündet, ſteht richtig und ehe die
Umſtehenden Zeit haben, über den Zweck ſeines Vor-
habens nachzuͤdenken, iſt Scheſcherin auf den Führer-
ſtand geſprungen. Gehorſam wie ein edler Renner ſetzt
ſich die Maſchine in Bewegung und iſt in wenigen Se-
kunden in dem Dunkel der Gewitternacht verſchwunden.
Mit wachſender Schnelligkeit gleitet die Lokomo-
tive über die erſten horizontalen Teile der Strecke.
Nach kurzen Intervallen öffnet der Heizer die Feve-
rungstür, um friſche Kohlen aufzuſchütten.
Raſch ſteigt der Fahrtmeſſer auf 60 Werſt, die
höchſte Geſchwindigkeit, welche das Reglement auf
der Bahn erlaubt. Wie mit ſtummer Frage wendet
ſich der Heizer nach Scheſcherin um, der nur heftig
nickt. Er verſteht die ſtumm gegebene Antwort und
wirft wiederum Schaufel um Schaufel in das Glut-
meer, in das er in gleichmäßigem Strome auch Ma-
ſut einfließen läßt. Schön hat der Zeiger die Zahl
80 erreicht. Bald jedoch beginnt die ſtarke Steigung
und ſchnell ſinkt die Geſchwindigkeit auf 45 herab.
Inzwiſchen iſt das Gewitter mit voller Wut aus-
gebrochen. Auf Momente erhellt ein zuckender Blitz
die Gegend, auf die der Regen in Strömen nieder-
geht. Umſo ſchwärzer erſcheint dann die Nacht,
deren Finſternis nur von dem auf die Schienen
fallenden Schein der Laternen und dem Funkenſtrom
unterbrochen wird, der ſich wie ein leuchtender Ko-
metenſchweif aus dem Schornſtein der Lokomotive
ergießt. Die Taſchenuhr in der Hand und immer
wieder zum Nachlegen antreibend, ſpäht Scheſcherin
in den nächtigen Graus. Ein Blitz läßt erkennen,
daß man ſich der Liaotſchouſchlucht nähert. Sobald
ſie paſſiert iſt, ſetzt die Maſchine wieder zu ſchnellerem
Tempo ein. Stoßweiſe wie ein bergauf galoppieren-
des Pferd bohrt ſie ſich in die Finſternis ein und
höher, immer höher geht die Fahrt auf der Strecke,
die ſich in engen Krümmungen um Felsnaſen, durch
kurze Tunnel und durch Seitenſchluchlen windet, durch
deren Runſen das Waſſer des herniedergehenden Wol-
kenbruchs in ſchäumenden Kaskaden zu Tal donnert.
Beſorgten Blicks ſchaut Scheſcherin auf den
Minutenzeiger ſeiner Uhr. Er kennt dieſes oft be-
fahrene Stück der Bahn ebenſo genau wie der Strecken-
ingenieur ſelber und weiß, daß jede Sekunde koſthar
iſt! In zwölf Minuten wird die Paßhöhe erreicht
ſein. Holt man bis dahin die Durchgängerin nicht
ein, ſo iſt alles verloren, ſo iſt alles umſonſt ge-
weſen und die Kataſtrophe iſt unabwendbar. Der
Dampfdruck hat die dreizehnte Atmoſphäre längſt
überſchritten und mit unerhörter Geſchwindigkeit
wird die Fahrt fortgeſetzt, die in längſtens acht
Minuten zur Waſſerſcheide führen muß.
Aber noch immer kann Scheſcherin nichts er-
ſpähen, und wie ein Eispanzer legt ſich ihm die Ent-
mutigung um das Herz. Ein brennender Schmerz
bohrt im Gehirn, undregenbogenfarbene Ringe tanzen
vor ſeinen Augen, die nichts mehr ſehen.
Dann läßt ihn ein unartikulierter Schrei des
Führers wieder aufblicken, und Freude rötet ihm das
eben noch ſo bleiche Antlitz. Keine fünfhundert Meter
voraus dampft die führerloſe Maſchine Nun gilt es
noch eine letzte Anſtrengung, und jeder Muskel ſpannt
ſich an. Alles an ihm iſt Energie. Während der
Heizer unaufhörlich das Feuer anfacht, ſteigt Sche-
ſcherin auf den hoch aufgeſchichteten Kohlenhaufen
des Tenders. Ein vielſagender Blick auf den Führer
verrät dieſem den unerhört kühnen Plan.
Scheſcherin klettert bis an den Rand des Tenders
weiter Mittlerweile iſt man der Lokomotive ſicht-
lich näher gekommen Sie hat kaum noch hundert
Meter Vorſprung. Eine halbe Minute darauf ſind
es nur noch fünfzig Meter. Fortwährend ändert der
Führer am Fahrtregulator die Geſchwindigkeit.
Schnell ſchrumpft der Abſtand auf zehn Meter zu-
ſammen. ZJetzt ſind es ihrer nur noch drei. Zum
Sprunge ausholend ſpannt Scheſcherin alle Kräfte