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Kaiser) gehörend, am Kornmarkt liegend, damit auf dieser Hofstatt eine
Kapelle, „den Bürgern bequem und nothwendig, zu Ehren der heiligen
Gottesmutter und Jungfrau Maria und des heiligen Märtyrers Georg
erbauet werde.“1) Zugleich versprach der Herrscher der zu erbauenden
Kapelle seinen und des Reiches Schutz, Befreiung von jeder anderen
Herrschaft als der des Reiches, Besetzung der Kapelle mit einem Geist-
lichen nach Wahl der Stadtgemeinde, Sicherstellung derselben vor jedem
Anspruch von weltlicher oder geistlicher Seite wegen dieser Kapelle.
Unter den Zeugen dieser Schenkung werden genannt: die Erzbischöfe
von Mainz und Trier, der Bischof von Speyer, der Abt von Fulda, der
Markgraf von Baden.
Der der Stadt geschenkte Platz war gerade zum Bau eines Gottes-
hauses, welches der Niederstadt noch fehlte, sehr geeignet. Er lag in
einem Brennpunkte des geschäftlichen Verkehrs: nahe am Main, dem
stark befahrenen Handelsweg, dessen Ufer der Aufenthaltsort der Fischer
und Schiffer war, und nach der Landseite zu am Südausgange des viel-
besuchten Kornmarktes, dessen unterer Theil erst viel später, gegen Ende
des XVI. Jahrhunderts, den Namen Buchgasse annahm; dann aber auch in
der Nähe des ältesten städtischen Spitals, so dass das Krankenhaus nicht
länger des benachbarten Gotteshauses zu entbehren brauchte. Es erscheint
zweifellos, dass dieser Platz von jeher königliches Eigenthum war; auf
ihn hat man vielfach das karolingische Palatium verlegt, während die
neuere Forschung dieses an der Stelle des heutigen Saalhofes sucht und
die Stätte der Leonhardskirche dem königlichen Meierhofe zur Bewirth-
schaftung des umliegenden Domaniallandes zuweist.
Es kann nach dem "Wortlaute der Schenkungsurkunde keinem Zweifel
unterliegen, dass der Bau sofort begonnen wurde; hatte man doch bereits
bestimmt, welchem Heiligen das Gotteshaus zu weihen sei, der Mutter
des Heilandes, welche sich gerade damals in der Blüthezeit des Minne-
sanges einer erhöhten Verehrung erfreute, und dem Heidenbezwinger
St. Georg, dem gefeierten Schirmherrn der Kreuzfahrer. Ueber die An-
fänge der Baugeschichte ist nichts überliefert. Die Inschrift an dem
Portale „Engelbertus f.“ nennt uns wenigstens den ältesten Künstler,
der an der Kirche gewirkt hat.2)
!) „ . . . donavimus ipsis civibus aream unam seu curtem, imperio et nobis
attinentem et iacentem iuxta forum frumenti, ut in ipsa curte capella una, dictis
civibus commoda et necessaria, ad honorem sancte dei genit.ricis et virginis Marie ec
beati Georgii martiris construatur . . .“ Diese Urkunde — Original in Privilegien Nr. 1
des Stadtarchivs, abgedruckt u. a. bei Böhmer UB 28 — ist das älteste von einem
deutschen Herrscher der Stadt Frankfurt als solcher gegebene Dokument, welches
bis auf unsere Zeit gekommen ist. Vgl. auch Battonn I, 25 über diese Schenkung.
2) Aus dem Umstande, dass die Bogentheile eines erhaltenen Portals nicht alle
in der Steinmetzarbeit vollendet sind, hat man unnöthigerweise auf eine Störung des
Baues und eine darauf beschleunigte Vollendung schliessen wollen und diese Störung
der Forscher Fehde zugeschrieben.
Kaiser) gehörend, am Kornmarkt liegend, damit auf dieser Hofstatt eine
Kapelle, „den Bürgern bequem und nothwendig, zu Ehren der heiligen
Gottesmutter und Jungfrau Maria und des heiligen Märtyrers Georg
erbauet werde.“1) Zugleich versprach der Herrscher der zu erbauenden
Kapelle seinen und des Reiches Schutz, Befreiung von jeder anderen
Herrschaft als der des Reiches, Besetzung der Kapelle mit einem Geist-
lichen nach Wahl der Stadtgemeinde, Sicherstellung derselben vor jedem
Anspruch von weltlicher oder geistlicher Seite wegen dieser Kapelle.
Unter den Zeugen dieser Schenkung werden genannt: die Erzbischöfe
von Mainz und Trier, der Bischof von Speyer, der Abt von Fulda, der
Markgraf von Baden.
Der der Stadt geschenkte Platz war gerade zum Bau eines Gottes-
hauses, welches der Niederstadt noch fehlte, sehr geeignet. Er lag in
einem Brennpunkte des geschäftlichen Verkehrs: nahe am Main, dem
stark befahrenen Handelsweg, dessen Ufer der Aufenthaltsort der Fischer
und Schiffer war, und nach der Landseite zu am Südausgange des viel-
besuchten Kornmarktes, dessen unterer Theil erst viel später, gegen Ende
des XVI. Jahrhunderts, den Namen Buchgasse annahm; dann aber auch in
der Nähe des ältesten städtischen Spitals, so dass das Krankenhaus nicht
länger des benachbarten Gotteshauses zu entbehren brauchte. Es erscheint
zweifellos, dass dieser Platz von jeher königliches Eigenthum war; auf
ihn hat man vielfach das karolingische Palatium verlegt, während die
neuere Forschung dieses an der Stelle des heutigen Saalhofes sucht und
die Stätte der Leonhardskirche dem königlichen Meierhofe zur Bewirth-
schaftung des umliegenden Domaniallandes zuweist.
Es kann nach dem "Wortlaute der Schenkungsurkunde keinem Zweifel
unterliegen, dass der Bau sofort begonnen wurde; hatte man doch bereits
bestimmt, welchem Heiligen das Gotteshaus zu weihen sei, der Mutter
des Heilandes, welche sich gerade damals in der Blüthezeit des Minne-
sanges einer erhöhten Verehrung erfreute, und dem Heidenbezwinger
St. Georg, dem gefeierten Schirmherrn der Kreuzfahrer. Ueber die An-
fänge der Baugeschichte ist nichts überliefert. Die Inschrift an dem
Portale „Engelbertus f.“ nennt uns wenigstens den ältesten Künstler,
der an der Kirche gewirkt hat.2)
!) „ . . . donavimus ipsis civibus aream unam seu curtem, imperio et nobis
attinentem et iacentem iuxta forum frumenti, ut in ipsa curte capella una, dictis
civibus commoda et necessaria, ad honorem sancte dei genit.ricis et virginis Marie ec
beati Georgii martiris construatur . . .“ Diese Urkunde — Original in Privilegien Nr. 1
des Stadtarchivs, abgedruckt u. a. bei Böhmer UB 28 — ist das älteste von einem
deutschen Herrscher der Stadt Frankfurt als solcher gegebene Dokument, welches
bis auf unsere Zeit gekommen ist. Vgl. auch Battonn I, 25 über diese Schenkung.
2) Aus dem Umstande, dass die Bogentheile eines erhaltenen Portals nicht alle
in der Steinmetzarbeit vollendet sind, hat man unnöthigerweise auf eine Störung des
Baues und eine darauf beschleunigte Vollendung schliessen wollen und diese Störung
der Forscher Fehde zugeschrieben.