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Erst fünf Jahrzehnte nach dem Beginne des Baues begegnet uns
die Kirche wieder in Urkunden, als sie gleich anderen Gotteshäusern mit
einer frommen Schenkung bedacht wurde. 1275 wird dann zuerst ein
Geistlicher Petrus als „rector capelle s. Georgii“ erwähnt. Bedeutungsvoll
wurde aber das Jahr 1297 für die Kapelle; sie erscheint in diesem Jahre
„noviter exstructa“: was wir darunter zu verstehen haben, ist ganz
zweifelhaft, da alle Quellen versagen; von einem Neubau kann nicht die
Kede sein, da die heute noch vorhandenen romanischen Bautheile der
ältesten Bauperiode zugewiesen werden müssen. Als erster, welcher der
Fabrik der Kirche, d. li. der Bauverwaltuug, ein bescheidenes Vermächt-
niss von drei Pfund Hellern zuwandte, wird uns aus dem genannten
Jahre der Frankfurter Bürger Hermann von Köln genannt; eine von
mehreren Bischöfen in ßom ausgestellte Urkunde verhiess den Besuchern
des Gotteshauses an gewissen Festtagen und den Spendern von Geschenken
an dasselbe einen Ablass von 40 Tagen. Dass sich bald auch das Interesse
der Bürgerschaft und zwar der besseren Kreise der neuerstandenen Kirche
zuwandte, zeigt die Stiftung eines Altars und der dazu gehörigen St. Jakobs-
Vikarie, mit welcher Frau Adelheid zum Kebstock drei Jahre später die
Kirche bedachte
Der Fertigstellung folgte zwei Jahre später die Errichtung eines
Kollegiatkapitels an der Kirche, welches beinahe fünf Jahrhunderte bestehen
sollte. Mit Genehmigung des Erzbischofs Petrus von Mainz konstituierte
sich an der Kirche, an der noch 1310 nur ein Kaplan erwähnt wird, ein
Kollegiatstift von 12 Kanonikern, an deren Spitze Nikolaus von Wöllstadt
als Dechant trat; dem Stifte wurde eine Schule beigesellt, so dass die
Kirche — sie wird von jetzt ab in den Urkunden nicht mehr „capella“,
sondern „ecclesia“ genannt — fortan auch als Stätte der Jugendbildung
für die Bürgerschaft erhöhte Bedeutung gewann.1) Ueber die Verhand-
lungen zwischen dem neuen Kapitel und dem Käthe der Stadt, welcher
zweifellos bisher Eigenthümer wenigstens des Grundes und Bodens der
Kirche und sicher auch Patron derselben war, sind wir nicht unterrichtet;
in der Gründungsurkunde des Stiftes wird dessen Unabhängigkeit sehr
energisch betont und nur der Genehmigung des Erzbischofs, mit keinem
Worte aber des Käthes gedacht. So ist das Zweitälteste unserer drei
Kollegiatstifte aus einer städtischen Kapelle erwachsen, während das erste,
das Domstift, seine Anfänge auf eine königliche Kapelle zurückführt.
Bald entstanden jetzt freundschaftliche Beziehungen zwischen dem älteren
und dem jüngeren Stifte ; dem letzteren wandten sich wieder neue Schen-
kungen zu, ja König Ludwig der Bayer verlieh ihm 1318 das Patronat
über die Kirche in Praunheim.
!) Stiftungsurkunde von 1317 Juli 21 bei Böhmer UB 435. Die Zahl derPräbenden
für Kanoniker erhob sich später auf 15, die Zahl der Yikarien war 12; vgl. die Liste
derselben bei Battonn V, 8 u. 9 und das Verzeichniss der Geistlichen bei Lersner IV, 177.
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Erst fünf Jahrzehnte nach dem Beginne des Baues begegnet uns
die Kirche wieder in Urkunden, als sie gleich anderen Gotteshäusern mit
einer frommen Schenkung bedacht wurde. 1275 wird dann zuerst ein
Geistlicher Petrus als „rector capelle s. Georgii“ erwähnt. Bedeutungsvoll
wurde aber das Jahr 1297 für die Kapelle; sie erscheint in diesem Jahre
„noviter exstructa“: was wir darunter zu verstehen haben, ist ganz
zweifelhaft, da alle Quellen versagen; von einem Neubau kann nicht die
Kede sein, da die heute noch vorhandenen romanischen Bautheile der
ältesten Bauperiode zugewiesen werden müssen. Als erster, welcher der
Fabrik der Kirche, d. li. der Bauverwaltuug, ein bescheidenes Vermächt-
niss von drei Pfund Hellern zuwandte, wird uns aus dem genannten
Jahre der Frankfurter Bürger Hermann von Köln genannt; eine von
mehreren Bischöfen in ßom ausgestellte Urkunde verhiess den Besuchern
des Gotteshauses an gewissen Festtagen und den Spendern von Geschenken
an dasselbe einen Ablass von 40 Tagen. Dass sich bald auch das Interesse
der Bürgerschaft und zwar der besseren Kreise der neuerstandenen Kirche
zuwandte, zeigt die Stiftung eines Altars und der dazu gehörigen St. Jakobs-
Vikarie, mit welcher Frau Adelheid zum Kebstock drei Jahre später die
Kirche bedachte
Der Fertigstellung folgte zwei Jahre später die Errichtung eines
Kollegiatkapitels an der Kirche, welches beinahe fünf Jahrhunderte bestehen
sollte. Mit Genehmigung des Erzbischofs Petrus von Mainz konstituierte
sich an der Kirche, an der noch 1310 nur ein Kaplan erwähnt wird, ein
Kollegiatstift von 12 Kanonikern, an deren Spitze Nikolaus von Wöllstadt
als Dechant trat; dem Stifte wurde eine Schule beigesellt, so dass die
Kirche — sie wird von jetzt ab in den Urkunden nicht mehr „capella“,
sondern „ecclesia“ genannt — fortan auch als Stätte der Jugendbildung
für die Bürgerschaft erhöhte Bedeutung gewann.1) Ueber die Verhand-
lungen zwischen dem neuen Kapitel und dem Käthe der Stadt, welcher
zweifellos bisher Eigenthümer wenigstens des Grundes und Bodens der
Kirche und sicher auch Patron derselben war, sind wir nicht unterrichtet;
in der Gründungsurkunde des Stiftes wird dessen Unabhängigkeit sehr
energisch betont und nur der Genehmigung des Erzbischofs, mit keinem
Worte aber des Käthes gedacht. So ist das Zweitälteste unserer drei
Kollegiatstifte aus einer städtischen Kapelle erwachsen, während das erste,
das Domstift, seine Anfänge auf eine königliche Kapelle zurückführt.
Bald entstanden jetzt freundschaftliche Beziehungen zwischen dem älteren
und dem jüngeren Stifte ; dem letzteren wandten sich wieder neue Schen-
kungen zu, ja König Ludwig der Bayer verlieh ihm 1318 das Patronat
über die Kirche in Praunheim.
!) Stiftungsurkunde von 1317 Juli 21 bei Böhmer UB 435. Die Zahl derPräbenden
für Kanoniker erhob sich später auf 15, die Zahl der Yikarien war 12; vgl. die Liste
derselben bei Battonn V, 8 u. 9 und das Verzeichniss der Geistlichen bei Lersner IV, 177.
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