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Kirchhof, durch deren Sturz auch der Adler von der Kanzel auf der nörd-
lichen Aussenseite abgerissen wurde; zehn Jahre später verlor der Adler
in einem schweren Unwetter seine Krone. 1633—36, als diejenigen Geist-
lichen, welche dem schwedischen König nicht huldigen wollten, die Stadt
verlassen mussten, blieb die Leonhardskirche neben dem Dominikaner-
kloster und der Rosenberger Einung die einzige Kirche, in welcher katho-
lischer Gottesdienst abgehalten werden durfte. 1698 wurde das südliche
Hallenschiff durch den Maurermeister Daniel Kayser mit neuen Gewölben
aus Backsteinen versehen, eine Arbeit, welche dem Stifte 550 Gulden kostete.
xA.us dem Jahre 1701 wird von einer Reparatur der Kirche berichtet, welche
die Verluste im Unwetter von 1605 erst vollständig ersetzte; das Jahr
1709 brachte dann eine Wiederherstellung der Kirchenstühle.

In den Kriegsjahren von 1792 ab musste die Kirche als Vorraths-
magazin dienen; um den Zugang zu erleichtern, wurden die Bäume des
Kirchhofs auf der Kordseite beseitigt und ein Theil der Mauer desselben
abgetragen. Die Kirche gerieth dadurch in einen traurigen Zustand. Ihre
Wiederherstellung und Freilegung nach der Mainseite zu ist dem Fürsten
Primas Karl von Dalberg zu verdanken. Diese Neuherstellung wurde im
Jahre 1808 von dem Architekten Philipp Jakob Hoffmann ausgeführt
und erforderte über 11,000 Gulden an Kosten; am 15. Januar 1809 wurde
das erneuerte Gotteshaus seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben.
Die Mauer, welche die Kirche vom Mainufer schied, und der grosse Be-
festigungsthurm wurden niedergelegt und die Südwand der Kirche durch
eine niedrige Fntterwand vor dem Eisgang geschützt; der Boden der
Kirche, in welcher bei der Ueberschwemmung von 1784 das Wasser bei-
nahe fünf Fuss hoch stand, wurde um drei Fuss erhöht, Dach, Fenster,
Anstrich, Altäre und Orgel hergestellt, der Haupteingang an der West-
front geöffnet. Die Reste der gemalten Scheiben, welche in der Kriegszeit
verschwunden waren, wurden in die Fenster an der Orgel eingesetzt; die
meisten waren von einem hiesigen Bürger käuflich erworben worden. An
der künstlerischen Ausschmückung waren die Bildhauer Loos und Aff-
mrjth, die Maler Morgenstern und Stöcklin betheiligt. Der Fürstprimas
und spätere Grossherzog Karl von Dalberg stiftete 1813 einen Altar und
das von Stieler gemalte Altarbild.

Im Winter 1845 — 46 litt die Kirche wiederum unter schwerer
Wassersnoth, so dass eine Neuherstellung erforderlich wurde; sie wurde
im Sommer 1851 ausgeführt. Der Besitzer der noch fehlenden alten Glas-
malereien schenkte diese der Kirche, so dass die alten Fenster wieder an
ihren ursprünglichen Ort, in den Chor, eingesetzt werden konnten.

Die letzte AViederherstellung der Kirche fand 1881 durch Bauinspektor
Rügemer statt; ihr wichtigstes Ergebniss war die Erneuerung der alten
Wand- und Deckenmalerei.

Das Stift hat sich nach dem Verfälle in der Reformationszeit nicht mehr
erholen können. Am Ende desNVI. Jahrhunderts nahm es das Kollegiatstift
 
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