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der andere dem Niederland angehören und seit 1472 der dritte ständig
in Frankfurt wohnen musste. Der St. Jakobs-Altar ist, wie wir sehen
werden, 1470 wieder eingegangen; die Inventare der Kapelle von 1477 bis
1505 erwähnen nur vier Altäre: den Hochaltar im Chor, den Margarethen-,
Laurentius- und Sebastians-Altar.

Im XV. Jahrhundert wurde die Kirche der Mittelpunkt der bürger-
lichen Almosenpflege. Den Grundstock des unter städtischer Verwaltung
stehenden Almosens zu St. Nicolai bildete das reiche Vermachtniss von
3200 Gulden, welches der Arzt Johann Wiesebeder von Jdstein 1428
dem Käthe zuwendete; dessen Zinsen sollten zur Unterstützung ver-
schämter Armen, ehrlicher Hausarmen, Kranker u. s. w. ausgetheilt werden;
die Vertheilung den Spenden fand in der Nicolai-Kapelle statt. Dieses
Almosen wurde im Laufe der Zeit durch reiche Stiftungen, insbesondere
von patrizischen Familien vermehrt; es bildet den Grundstock des 1530
gegründeten Almosenkastens.x)

Um die Mitte des XV. Jahrhunderts erfuhr die Kirche manche bau-
liche Veränderung. Wie schon bemerkt, hat bereits 1297 eine Kirchen-
fabrik bestanden, von deren Thätigkeit aus der frühesten Zeit leider nichts
überliefert ist. Für die Jahre 1377—1599 besitzen wir die Einnahme-
und Ausgabe-Verzeichnisse dieser Fabrik, die also eigenes Vermögen hatte;
an ihrer Spitze standen zwei Rathsherren als Baumeister ; der Zinserheber
war der Glöckner der Kapelle, der diese auch als Kirchendiener versah.
Wichtigere Bauten begannen im Jahre 1448 unter der Leitung des be-
kanntesten Frankfurter Architekten der damaligen Zeit, Meister Eberhards
von Friedberg, des Erbauers des Falirthores, des Rententhurms und des
Thurmes von Frauenrode am Römer. Im Februar 1448 erhielt Meister
Eberhard einen Platz am Main, um dort die Bauhütte für die Arbeiten
an der Nicolai-Kapelle zu errichten; er hatte den Auftrag übernommen,
einen Lettner als Abschluss zwischen Chor und Schiff für 80 Gulden zu
errichten. Im Laufe der nächsten Jahre kam man aber zu der Einsicht,
dass derselbe für die Verhältnisse der Kirche nicht schicklich, sondern
vielmehr hinderlich sei; die Ausführung wurde deshalb vom Rathe ab-
bestellt und das inzwischen von Friedberger beschaffte Steinmaterial wohl
zur Erhöhung der Strebepfeiler an der Nordseite benutzt. Im November 1458
wurde vom Rathe beschlossen, den baufälligen Thurm der Kirche bis zum
zweiten Obergeschoss abzubrechen und nach einem Modell neu zu bauen,
welches wohl noch von dem in dem gleichen Jahre verstorbenen Meister
Eberhard herrührte; er hatte die Fabrik mit einem Vermächtnisse von
20 Gulden bedacht. Im Februar des folgenden Jahres wurde die Arbeit
vollendet, der Thurm mit Blei gedeckt und mit einem kupfervergoldeten

J) Das Verzeichnis der Pfleger der Almosen zu St. Nicolai gibt Battonn IV,
126; die von Lersner III, 104 aus den Jahren 1427—1589 angeführten „Pfleger zu
St. Nicolai“ sind die Baumeister, die Vorsteher der Kirchenfabrik.
 
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