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feld einer Thüre gedient hat. Wir sehen hier im Spitzbogen den heiligen
Nicolaus sitzend mit zwei Krüppeln. Eine ähnliche Darstellung zeigt das
Bogenfeld, welches in der Chormauer Platz gefunden hat. Nach Gwinner
soll eine gleiche Arbeit sich früher auch auf der Nordseite befunden haben.
0. Donner-von Richter urtheilt über die Skulpturen der Nicolai-Kirche.1)
„Welche Veränderungen im Style zeigen uns die Skulpturen an der
Aussenseite der Nicolai-Kirche, verglichen mit jenen des Meisters Engel-
bert an der Leonhards-Kirche! Ihm hatte sein voranstrebender Geist die
Aufgabe gestellt, den Byzantinismus zu bekämpfen; bei seinen Nachfolgern
an der Nicolai-Kirche erscheint der-
selbe vollständig überwunden und in
unmittelbarer Anlehnung an die
äussere Erscheinung der Mitlebenden
entwickelt sich die künstlerische Dar-
stellung des Menschen in lebensvoller
Wärme. Wir empfinden dies sofort
bei Betrachtung .des den Spitzbogen
über der nördlichen Eingangstliüre
füllenden Reliefs : die sitzende Jung-
frau Maria mit dem Christuskinde
von zwei neben ihr knieenden ge-
krönten fürstlichen Frauen verehrt.
Warmes, unmittelbares Leben pulsiert
in diesen Figuren. Die Mutter neigt
sich liebenswürdig zu dem sie küssen-
den Kinde herab, dessen zum Lieb-
kosen erhobene Hand sie ergreift;
die Gewänder fällen faltenreich und
natürlich geordnet reich von ihren
Knieen herab, einfacher und schlichter
bei den anbetenden Fürstinnen, deren
Bekrönung der Strebepfeiler. # # ‘
y Bewegungen innig und lebensvoll
io io io-F-j- ]o lo jo jo Xty z° sind. Ob wir uns unter ihnen fürst-
liche Frauen zu denken haben, welche
ihre Vereinung für die Mutter Gottes durch Geschenke zur Erbauung der
Kirche bethätigen, lässt sich bei gänzlichem Mangel an Nachrichten
hierüber nicht feststellen, doch liegt der Gedanke nahe.
Etwas derber, doch in gleicher Lebensfrische ausgeführt, ist das auf
der Ostseite des Thurmsockels in einem gebrochenen Spitzbogen einge-
schlossene Relief. Trotz der starken Beschädigung ist der Gegenstand
ü Nichtgedruckter Vortrag über die Kunst in Frankfurt, gehalten am 7. Februar
1895 im Verein für Geschichte und Alterthumskunde als Theil von dessen Cyclus-
Vorträgen über die Geschichte Frankfurts; ebendaher auch das S. 19 angeführte Urtheil
über das Werk Engelberts in der St. Leonhards-Kirche.
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feld einer Thüre gedient hat. Wir sehen hier im Spitzbogen den heiligen
Nicolaus sitzend mit zwei Krüppeln. Eine ähnliche Darstellung zeigt das
Bogenfeld, welches in der Chormauer Platz gefunden hat. Nach Gwinner
soll eine gleiche Arbeit sich früher auch auf der Nordseite befunden haben.
0. Donner-von Richter urtheilt über die Skulpturen der Nicolai-Kirche.1)
„Welche Veränderungen im Style zeigen uns die Skulpturen an der
Aussenseite der Nicolai-Kirche, verglichen mit jenen des Meisters Engel-
bert an der Leonhards-Kirche! Ihm hatte sein voranstrebender Geist die
Aufgabe gestellt, den Byzantinismus zu bekämpfen; bei seinen Nachfolgern
an der Nicolai-Kirche erscheint der-
selbe vollständig überwunden und in
unmittelbarer Anlehnung an die
äussere Erscheinung der Mitlebenden
entwickelt sich die künstlerische Dar-
stellung des Menschen in lebensvoller
Wärme. Wir empfinden dies sofort
bei Betrachtung .des den Spitzbogen
über der nördlichen Eingangstliüre
füllenden Reliefs : die sitzende Jung-
frau Maria mit dem Christuskinde
von zwei neben ihr knieenden ge-
krönten fürstlichen Frauen verehrt.
Warmes, unmittelbares Leben pulsiert
in diesen Figuren. Die Mutter neigt
sich liebenswürdig zu dem sie küssen-
den Kinde herab, dessen zum Lieb-
kosen erhobene Hand sie ergreift;
die Gewänder fällen faltenreich und
natürlich geordnet reich von ihren
Knieen herab, einfacher und schlichter
bei den anbetenden Fürstinnen, deren
Bekrönung der Strebepfeiler. # # ‘
y Bewegungen innig und lebensvoll
io io io-F-j- ]o lo jo jo Xty z° sind. Ob wir uns unter ihnen fürst-
liche Frauen zu denken haben, welche
ihre Vereinung für die Mutter Gottes durch Geschenke zur Erbauung der
Kirche bethätigen, lässt sich bei gänzlichem Mangel an Nachrichten
hierüber nicht feststellen, doch liegt der Gedanke nahe.
Etwas derber, doch in gleicher Lebensfrische ausgeführt, ist das auf
der Ostseite des Thurmsockels in einem gebrochenen Spitzbogen einge-
schlossene Relief. Trotz der starken Beschädigung ist der Gegenstand
ü Nichtgedruckter Vortrag über die Kunst in Frankfurt, gehalten am 7. Februar
1895 im Verein für Geschichte und Alterthumskunde als Theil von dessen Cyclus-
Vorträgen über die Geschichte Frankfurts; ebendaher auch das S. 19 angeführte Urtheil
über das Werk Engelberts in der St. Leonhards-Kirche.
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