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dienst weiter benutzt; zwei Fenster hinter dem Hochaltar wurden halb
zugemauert, die Kanzel aus der Dominikaner-Kirche' hierher versetzt. Als
1809 die Wiederherstellung der Leonhards-Kirche für den gottesdienst-
lichen Gebrauch vollendet war, genehmigte der Fürst-Primas Karl von
Dalberg die Umwandlung der Kirche zum Waarenlager. Sie wurde zu-
nächst von kirchlicher Seite entweiht, die Altäre und das schöne Altarbild,
nach Hüsgen eine Anbetung der drei Könige nach Kubens, entfernt, die
alte, aber noch gute Orgel überliess man für 750 Gulden an die Gemeinde
Flörsheim, der Boden der Kirche, der durch die vielen Gräber uneben
und unterhöhlt war, musste geebnet und hergestellt werden ; die Kirche
wurde dann in vier, durch Fachwerk von einander getrennte Waarenlager
(Kirche mit Chor, Sakristei, St. Anna-Kapelle, St. Sebastian-Kapelle) ab-
getheilt, für deren Vermiethung die Administration der geistlichen Güter
die jährliche Summe von 1258 Gulden löste. 1812 wurden die achtzehn
Fenster der Kirche für 995 Gulden mit weissen böhmischen Tafeln ver-
glast, die vorhandenen Glasmalereien also, welche das Waarenlager nur
verdunkelten, beseitigt. 1833 wurde der Dachreiter wegen Baufälligkeit
abgebrochen und 1836 das Dach mit einem Kostenaufwand von etwa 3700
Gulden neu hergestellt. Die St. Sebastian-Kapelle an der Mainzer Gässe
wurde 1844, elf Jahre später auch die Sakristei niedergerissen. Seit 1866
dient die Kirche als Lagerhaus des königlichen Hauptsteueramtes, während
die Klosterbauten, bis 1880 als Kaserne benutzt, jetzt zu Feuerwehr- und
Schulzwecken umgebaut sind.
Baube- Die Kirche besteht aus einem einschiffigen Langhause, grossem, mit
Schreibung. fqnf Achteckseiten geschlossenen Chore, einem unsymmetrischen, zwei-
schiffigen Querschiffe auf der Südseite und einer zwischen Querschiff und
Chore befindlichen Kapelle (Fig. 113—115). Auf der Nordseite schliessen
sich eine von Westen zugängliche Vorhalle und der Kreuzgang, weiter-
hin das Kloster an. Von der ursprünglichen Gestalt der Kirche und des
Klosters gibt Donner-von Dichter in seinem Werke über Jerg Katgeb
und seine Wandmalereien im Karmeliter-Kloster ein anschauliches Bild.
Das Gebäude ist massiv aus Bruchsteinen erbaut, innen und aussen
geputzt, durchweg gewölbt und mit Schieferdach versehen. Der höhere
Chor trug früher einen spitzen, gotliischen Dachreiter. Die Ecken des
Gebäudes und der Strebepfeiler sind gequadert, theils mit Basalt, theils
mit rothem Sandstein, die Fensterschrägen sind mit geringen Ausnahmen
geputzt, die Architekturtheile, wie Maasswerke, Gesimse, die Pfeiler und
Bögen des Kreuzgangs u. s. w. aus rothem Sandstein hergestellt.
Langhaus. Die beiden westlichen Joche des Langhauses stammen in der Haupt-
sache aus der frühgothischen Zeit, wurden später höher geführt und mit
plumpen Kreuzgewölben ohne Kippen und Gurtbögen überdeckt. Die
dienst weiter benutzt; zwei Fenster hinter dem Hochaltar wurden halb
zugemauert, die Kanzel aus der Dominikaner-Kirche' hierher versetzt. Als
1809 die Wiederherstellung der Leonhards-Kirche für den gottesdienst-
lichen Gebrauch vollendet war, genehmigte der Fürst-Primas Karl von
Dalberg die Umwandlung der Kirche zum Waarenlager. Sie wurde zu-
nächst von kirchlicher Seite entweiht, die Altäre und das schöne Altarbild,
nach Hüsgen eine Anbetung der drei Könige nach Kubens, entfernt, die
alte, aber noch gute Orgel überliess man für 750 Gulden an die Gemeinde
Flörsheim, der Boden der Kirche, der durch die vielen Gräber uneben
und unterhöhlt war, musste geebnet und hergestellt werden ; die Kirche
wurde dann in vier, durch Fachwerk von einander getrennte Waarenlager
(Kirche mit Chor, Sakristei, St. Anna-Kapelle, St. Sebastian-Kapelle) ab-
getheilt, für deren Vermiethung die Administration der geistlichen Güter
die jährliche Summe von 1258 Gulden löste. 1812 wurden die achtzehn
Fenster der Kirche für 995 Gulden mit weissen böhmischen Tafeln ver-
glast, die vorhandenen Glasmalereien also, welche das Waarenlager nur
verdunkelten, beseitigt. 1833 wurde der Dachreiter wegen Baufälligkeit
abgebrochen und 1836 das Dach mit einem Kostenaufwand von etwa 3700
Gulden neu hergestellt. Die St. Sebastian-Kapelle an der Mainzer Gässe
wurde 1844, elf Jahre später auch die Sakristei niedergerissen. Seit 1866
dient die Kirche als Lagerhaus des königlichen Hauptsteueramtes, während
die Klosterbauten, bis 1880 als Kaserne benutzt, jetzt zu Feuerwehr- und
Schulzwecken umgebaut sind.
Baube- Die Kirche besteht aus einem einschiffigen Langhause, grossem, mit
Schreibung. fqnf Achteckseiten geschlossenen Chore, einem unsymmetrischen, zwei-
schiffigen Querschiffe auf der Südseite und einer zwischen Querschiff und
Chore befindlichen Kapelle (Fig. 113—115). Auf der Nordseite schliessen
sich eine von Westen zugängliche Vorhalle und der Kreuzgang, weiter-
hin das Kloster an. Von der ursprünglichen Gestalt der Kirche und des
Klosters gibt Donner-von Dichter in seinem Werke über Jerg Katgeb
und seine Wandmalereien im Karmeliter-Kloster ein anschauliches Bild.
Das Gebäude ist massiv aus Bruchsteinen erbaut, innen und aussen
geputzt, durchweg gewölbt und mit Schieferdach versehen. Der höhere
Chor trug früher einen spitzen, gotliischen Dachreiter. Die Ecken des
Gebäudes und der Strebepfeiler sind gequadert, theils mit Basalt, theils
mit rothem Sandstein, die Fensterschrägen sind mit geringen Ausnahmen
geputzt, die Architekturtheile, wie Maasswerke, Gesimse, die Pfeiler und
Bögen des Kreuzgangs u. s. w. aus rothem Sandstein hergestellt.
Langhaus. Die beiden westlichen Joche des Langhauses stammen in der Haupt-
sache aus der frühgothischen Zeit, wurden später höher geführt und mit
plumpen Kreuzgewölben ohne Kippen und Gurtbögen überdeckt. Die