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ein wunderthätiges Marienbild, welches bei der Verwüstung der Pfalz
durch die Schaaren Ludwigs XIV. von den Karmeliter-Mönchen in Speyer
in die hiesige Kirche geflüchtet worden war, derselben grossen Zuspruch;
er mehrte sich, als 1695 der Herzog Christian August von Sachsen-
Jülich-Cleve dem Kloster den Körper des heiligen Märtyrers Crescentius
verehrte. Aus den Jahren 1690, 1693 und 1703 hören wir von der
Errichtung neuer Altäre. 1707 erhielt die Kirche einen neuen Hochaltar,
den der Schreinermeister Jakob Beckmann in Seligenstadt für 400 Gulden
angefertigt hatte; das am Altar angebrachte Wappen des katholisch ge-
wordenen Kur-Trierischen Residenten Hektor Wilhelm Baur von Eysseneck
lässt auf eine Stiftung dieses Gönners schliessen. 1708 lieferte Meister
Beckmann zwei neue Beichtstühle in die Kirche, die, dem Preise von 80
Gulden entsprechend, etwas reichlicher ausgestattet waren1). 1710 wurde
die Kirche renoviert, d. h. sie erhielt einen neuen Anstrich von aussen
und eine neue Ausmalung im Inneren durch den Meister Joachim Hom-
burger und den Bruder Rochus; dem gleichen Jahre verdankt sie eine
neue Orgel, die zwei Jahre später auch bemalt wurde. 1711 wurde der
Kreuzgang mit Fenstern geschlossen; die Kamen der Stifter der einzelnen
Fenster nebst den darauf angebrachten Inschriften hat uns der jüngere
Lersner aufbewahrt; es ist bezeichnend für das geringe Interesse, welches
man in der Stadt dem Kloster zu jener Zeit entgegenbrachte, dass sich
unter den Stiftern nur wenige Frankfurter Bürger und kein einziger
aus den Geschlechterfamilien finden. Die beiden nächsten Jahre brachten
den herrlichen Gemälden des Kreuzgangs, zu deren Schutz man ihn wohl
gegen die verderblichen Einflüsse der Witterung abgeschlossen hatte, die
nöthige Abwaschung und Erneuerung durch verschiedene Maler. Mit dem
Jahre 1713 schloss diese Arbeit der Ausschmückung des Inneren ab: die
Kirche erhielt einen neuen, messingenen Kronleuchter im Gewichte von sechs
Zentnern, die Sakristei wurde mit vier Kreuzgewölben neu gewölbt, die
Kapellen am Eingang in der Mainzer Gasse, rechts St. Sebastian und
links St. Barbara — diese letztere, im westlichen Seitenschiff des Kreuz-
armes, wird bei dieser Gelegenheit zum ersten Male erwähnt2) — neu
hergestellt und mit kostbaren Altären versehen, zu denen Meister Johann
Georg Barthels 24 kupferne Säulen im Gewichte von 550 Pfund lieferte.
Weiteres ist über die Schicksale der Kirche bis zur Aufhebung des
Klosters nicht zu erwähnen3).
1803 wurde die Kirche noch einstweilen für den katholischen Gottes-
p Jetzt in der St. Leonhards-Kirche.
2) Die historischen Notizeia in Karmeliter-Büchern 48 aus dem XVII. Jahrhundert
gedenken einer Kapelle des heiligen Pantaleon, „nunc dictum sacellum st. Barbarae“,
für welche schon 1449 ein Kardinal Ablass spendete und welcher sich 1468 die Armen-
brüderschaft anschloss.
3) Die Einzelheiten dieser Reparaturen ergibt das Diarium des Klosters in
Karmeliter-Büchern 60, welches die Jahre 1709—1802 umfasst.
ein wunderthätiges Marienbild, welches bei der Verwüstung der Pfalz
durch die Schaaren Ludwigs XIV. von den Karmeliter-Mönchen in Speyer
in die hiesige Kirche geflüchtet worden war, derselben grossen Zuspruch;
er mehrte sich, als 1695 der Herzog Christian August von Sachsen-
Jülich-Cleve dem Kloster den Körper des heiligen Märtyrers Crescentius
verehrte. Aus den Jahren 1690, 1693 und 1703 hören wir von der
Errichtung neuer Altäre. 1707 erhielt die Kirche einen neuen Hochaltar,
den der Schreinermeister Jakob Beckmann in Seligenstadt für 400 Gulden
angefertigt hatte; das am Altar angebrachte Wappen des katholisch ge-
wordenen Kur-Trierischen Residenten Hektor Wilhelm Baur von Eysseneck
lässt auf eine Stiftung dieses Gönners schliessen. 1708 lieferte Meister
Beckmann zwei neue Beichtstühle in die Kirche, die, dem Preise von 80
Gulden entsprechend, etwas reichlicher ausgestattet waren1). 1710 wurde
die Kirche renoviert, d. h. sie erhielt einen neuen Anstrich von aussen
und eine neue Ausmalung im Inneren durch den Meister Joachim Hom-
burger und den Bruder Rochus; dem gleichen Jahre verdankt sie eine
neue Orgel, die zwei Jahre später auch bemalt wurde. 1711 wurde der
Kreuzgang mit Fenstern geschlossen; die Kamen der Stifter der einzelnen
Fenster nebst den darauf angebrachten Inschriften hat uns der jüngere
Lersner aufbewahrt; es ist bezeichnend für das geringe Interesse, welches
man in der Stadt dem Kloster zu jener Zeit entgegenbrachte, dass sich
unter den Stiftern nur wenige Frankfurter Bürger und kein einziger
aus den Geschlechterfamilien finden. Die beiden nächsten Jahre brachten
den herrlichen Gemälden des Kreuzgangs, zu deren Schutz man ihn wohl
gegen die verderblichen Einflüsse der Witterung abgeschlossen hatte, die
nöthige Abwaschung und Erneuerung durch verschiedene Maler. Mit dem
Jahre 1713 schloss diese Arbeit der Ausschmückung des Inneren ab: die
Kirche erhielt einen neuen, messingenen Kronleuchter im Gewichte von sechs
Zentnern, die Sakristei wurde mit vier Kreuzgewölben neu gewölbt, die
Kapellen am Eingang in der Mainzer Gasse, rechts St. Sebastian und
links St. Barbara — diese letztere, im westlichen Seitenschiff des Kreuz-
armes, wird bei dieser Gelegenheit zum ersten Male erwähnt2) — neu
hergestellt und mit kostbaren Altären versehen, zu denen Meister Johann
Georg Barthels 24 kupferne Säulen im Gewichte von 550 Pfund lieferte.
Weiteres ist über die Schicksale der Kirche bis zur Aufhebung des
Klosters nicht zu erwähnen3).
1803 wurde die Kirche noch einstweilen für den katholischen Gottes-
p Jetzt in der St. Leonhards-Kirche.
2) Die historischen Notizeia in Karmeliter-Büchern 48 aus dem XVII. Jahrhundert
gedenken einer Kapelle des heiligen Pantaleon, „nunc dictum sacellum st. Barbarae“,
für welche schon 1449 ein Kardinal Ablass spendete und welcher sich 1468 die Armen-
brüderschaft anschloss.
3) Die Einzelheiten dieser Reparaturen ergibt das Diarium des Klosters in
Karmeliter-Büchern 60, welches die Jahre 1709—1802 umfasst.