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hundert ab nicht viel bekannt. Am 15. Juli 1521 traf sie ein Unfall:
das Dach stürzte ein. Bei den tumultuarischen Auftritten des Jahres 1533
blieb das Gotteshaus mit seinem Schmucke an Bildern und kirchlichen
Geräthschaften verschont1); in der städtischen Finanznoth des Kriegsjahres
1546 wurden die kirchlichen Gefässe des Klosters und der Kirche zu Gunsten
der Stadt versilbert2). 1625 stifteten die Grafen Schomburg einen neuen
Hochaltar; die Chorstühle wurden durch den Sakristan Mathaeus Tempius
mit Bildern der Ordensheiligen geschmückt und diese durch den Lektor
Johann Seinner in lateinischen Versen erklärt. Als in der Schwedenzeit
1633 die Mönche zeitwedig die Stadt verlassen mussten, wurde in der
Kirche nur einmal eine lutherische Predigt gehalten, dann wurde sie bis
zur Kückkehr der Mönche geschlosssen. Von dem Brande, welcher 1638
das Kloster heimsuchte, blieb die Kirche glücklicher AVeise verschont;
die Renovierung des Kreuzganges, welche 1645 der Freiherr von AVeevelt
vornehmen liess. war eine nothwendige Folge des vor sieben Jahren er-
littenen Brandschadens. Der damalige, als Geschichtsschreiber seines
Ordens verdiente Prior Jakob Milendunk zeigte so wenig Pietät für die
früheren Gönner seines Klosters, die Patrizierfamilien, dass er von deren
Grabsteinen in Erz gegossene Wappen und Schriften loslöste, zerbrach
und das Metall an Juden verkaufte; so behauptet wenigstens eine
Beschwerdeschrift der Ganerbschaft Alt-Limpurg, welche 1645 dem Käthe
vorgelegt wurde. Milendunks Verfahren scheint, wenn die Angaben der
Beschwerde auf Wahrheit beruhen, eine, kleinliche Bache gegen die
regierenden Familien gewesen zu sein, deren Voreltern dem Kloster so viele
Wohlthaten erwiesen, deren Epigonen es mit beständigen Quälereien
verfolgt hatten. Der Katli liess den Gegenstand der Beschwerde durch
eine besondere Kommission untersuchen und den Mönchen einstweilen
die ihnen seitens der Kechnei zustehenden Gefälle sperren. Die Mönche
suchten den Schaden nach Möglichkeit zu beseitigen, mussten sich aber
von Seiten des Herrn Johann Ogier von Stalburg eine heftige Szene
während ihres Gottesdienstes wegen dieser Verletzung der Grabsteine
gefallen lassen3).

Das Ende des XVII. und der Anfang des XVIII. Jahrhunderts brachten
der Kirche wieder eine Erneuerung- im Inneren. Im Jahre 1689 brachte

o

9 Von Bildern in der Kirche wissen wir ausser dem oben erwähnten Bilde der
heiligen Anna nur noch von einem Bilde der Mutter Gottes, dem „grossen Frauen-
bilde“, zu dessen Ausstattung Ursula von Melem, die Wittwe Walthers von Schwarzen-
berg, 1494 werthvolle Gewänder vermachte.

2) Ueber den reichen Kirchenschatz besitzen wir in Karmeliter-Büchern 21 ein
sehr ausführliches, 1487 von Iiomuldus von Laupach aufgenommenes Inventar mit
Zusätzen aus dem Anfänge des XVI. Jahrhunderts, und das von der Stadt bei der
Besitzergreifung des Klosters 1633 aufgenommene Inventar in Karmeliter-Büchern 56.

3) Ueber die Erwerbung von Grabstätten in der Kirche im XVII. und XVIII.
Jahrhundert vgl. Karmeliter-Bücher 24, S. 1 ff., über die etwa 1700 vorhandenen
Gräber die Zeichnungen in Waldschmidts Epitaphienbuch.
 
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