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buche über den Bau zu St. Nicolai, lediglich chronologisch ohne eine Scheidung
der einzelnen Handwerke oder Bautlieile. Von diesem, für die Organisation
und die Einzelausführung eines mittelalterlichen Kirchenbaues höchst interes-
santen und lehrreichen Verzeichniss können im Folgenden nur die wich-
tigsten Thatsachen für die Geschichte des Umbaues kurze Erwähnung finden.
Der Umbau begann im Juni oder Juli des Jahres 1468 und wurde
bis zum Herbste stark gefördert. Im Mai und Juni des folgenden Jahres
ist eine rege Bauthätigkeit zu bemerken: wir finden bis zu zwölf Stein-
metzen und ebenso viele Maurer und Knechte zu gleicher Zeit an der
Arbeit. Im Frühjahr 1470 werden die Ende 1469 gelieferten Fenster-
posten gesetzt; das Dach wird angefangen, im Herbst sehen wir die Stein-
decker, am Dach und am Thurm: im April 1471 wird die Kirche auswendig
beworfen und inwendig geweist, zwei Altäre werden gesetzt, der Chor
und das Langhaus gepflastert, die Treppen vor dem Chore gelegt. Die
letzte mit Datum angeführte Zahlung erfolgte am 25. April 1471 an den
Glaser. Eine Inschrift am Gewölbe gibt das Jahr 1471 als Ende der
Bauzeit an.
Die Bausteine stammten theils aus Miltenberg — hier wurden sie zum
Theil vom Meister Peter Kranch behauen — theils aus Bockenheim, den
beiden Steinquellen für die mittelalterlichen Bauten in Frankfurt; von der
Domfabrik werden einmal 1000 Backsteine bezogen. Bogenstücke, Fenster-
posten lieferte der „Steinbrecher“ Meister Nicolaus von Meerholz. Von
anscheinend einheimischen Architekten, Maurern und Steinmetzen waren
am Bau eine ganze Reihe beschäftigt: die Meister Peter von Boppard,
Wolf, Kleschin (Maurer, an der Kirchenthiire), Klais, Kristgin, Haim vom
Heyne (für „Formen“), Hans von Eger (für „Fenstergebende“), Hans von
Lieh (für Fensterposten), der ja auch am Pfarrthurm und an der Nicolai-
Kirche gearbeitet hatte, und Godert. An Thurm und Dach finden wir Meister
Hermann den Zimmermann und den Steindeckermeister Caub beschäftigt.
Krughen der Maler strich Kreuz, Hahn und „andere bilde am gluckhuh“
an; die bekannte Frankfurter Giesserhütte des Meisters Martin Möller lieferte
die neue Glocke von 350 Pfund für 21 Gulden, zu deren Guss das Kloster
die alte Glocke im Gewichte von 212 Pfund geliefert hatte1). Die Namen
des Schreiners und des Schmiedes, die an dem „gedercz“ vor dem Chore,
offenbar dem Abschlüsse desselben gegen das Langhaus, arbeiteten, werden
nicht genannt; dieses „gedercz“ war mit zwei Thüren versehen und trug
sechs eiserne Leuchterchen. Der Meister der neuen Orgel stammte aus (Ober-
oder hjieder-?) Wöllstadt. Zu den Fenstern wurde theils Venediger,,theils
gemaltes Glas aus Köln verwendet. Auf dem Thurme wurden Kreuz,
9 Lersner IY, 89 erwähnt eine grosse Glocke mit der Jahreszahl 1479 und der
Inschrift: „0 Maria Magdalena, dulcis Dei philomela“, sowie eine kleine Glocke mit
der Inschrift: „0 Maria virgo. Ileinricus me fecit“, ohne Jahreszahl, Ebenda wird
eines Abendmahlkelches der Kirche gedacht mit der Inschrift: „Gostifftet von der
Goldschmidt Brüderschafft S. Lori“ (wohl Lesefehler für Elogii).
111 :
buche über den Bau zu St. Nicolai, lediglich chronologisch ohne eine Scheidung
der einzelnen Handwerke oder Bautlieile. Von diesem, für die Organisation
und die Einzelausführung eines mittelalterlichen Kirchenbaues höchst interes-
santen und lehrreichen Verzeichniss können im Folgenden nur die wich-
tigsten Thatsachen für die Geschichte des Umbaues kurze Erwähnung finden.
Der Umbau begann im Juni oder Juli des Jahres 1468 und wurde
bis zum Herbste stark gefördert. Im Mai und Juni des folgenden Jahres
ist eine rege Bauthätigkeit zu bemerken: wir finden bis zu zwölf Stein-
metzen und ebenso viele Maurer und Knechte zu gleicher Zeit an der
Arbeit. Im Frühjahr 1470 werden die Ende 1469 gelieferten Fenster-
posten gesetzt; das Dach wird angefangen, im Herbst sehen wir die Stein-
decker, am Dach und am Thurm: im April 1471 wird die Kirche auswendig
beworfen und inwendig geweist, zwei Altäre werden gesetzt, der Chor
und das Langhaus gepflastert, die Treppen vor dem Chore gelegt. Die
letzte mit Datum angeführte Zahlung erfolgte am 25. April 1471 an den
Glaser. Eine Inschrift am Gewölbe gibt das Jahr 1471 als Ende der
Bauzeit an.
Die Bausteine stammten theils aus Miltenberg — hier wurden sie zum
Theil vom Meister Peter Kranch behauen — theils aus Bockenheim, den
beiden Steinquellen für die mittelalterlichen Bauten in Frankfurt; von der
Domfabrik werden einmal 1000 Backsteine bezogen. Bogenstücke, Fenster-
posten lieferte der „Steinbrecher“ Meister Nicolaus von Meerholz. Von
anscheinend einheimischen Architekten, Maurern und Steinmetzen waren
am Bau eine ganze Reihe beschäftigt: die Meister Peter von Boppard,
Wolf, Kleschin (Maurer, an der Kirchenthiire), Klais, Kristgin, Haim vom
Heyne (für „Formen“), Hans von Eger (für „Fenstergebende“), Hans von
Lieh (für Fensterposten), der ja auch am Pfarrthurm und an der Nicolai-
Kirche gearbeitet hatte, und Godert. An Thurm und Dach finden wir Meister
Hermann den Zimmermann und den Steindeckermeister Caub beschäftigt.
Krughen der Maler strich Kreuz, Hahn und „andere bilde am gluckhuh“
an; die bekannte Frankfurter Giesserhütte des Meisters Martin Möller lieferte
die neue Glocke von 350 Pfund für 21 Gulden, zu deren Guss das Kloster
die alte Glocke im Gewichte von 212 Pfund geliefert hatte1). Die Namen
des Schreiners und des Schmiedes, die an dem „gedercz“ vor dem Chore,
offenbar dem Abschlüsse desselben gegen das Langhaus, arbeiteten, werden
nicht genannt; dieses „gedercz“ war mit zwei Thüren versehen und trug
sechs eiserne Leuchterchen. Der Meister der neuen Orgel stammte aus (Ober-
oder hjieder-?) Wöllstadt. Zu den Fenstern wurde theils Venediger,,theils
gemaltes Glas aus Köln verwendet. Auf dem Thurme wurden Kreuz,
9 Lersner IY, 89 erwähnt eine grosse Glocke mit der Jahreszahl 1479 und der
Inschrift: „0 Maria Magdalena, dulcis Dei philomela“, sowie eine kleine Glocke mit
der Inschrift: „0 Maria virgo. Ileinricus me fecit“, ohne Jahreszahl, Ebenda wird
eines Abendmahlkelches der Kirche gedacht mit der Inschrift: „Gostifftet von der
Goldschmidt Brüderschafft S. Lori“ (wohl Lesefehler für Elogii).