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gelautet haben und im Laufe des Jahres 1430 wurde der Bau der neuen
Sakristei ausgeführt. Die Stadt erlaubte dem Stift, die Sakristei bis an
die Stadtmauer zu bauen und widerruflich durch diese ein „Licht“ zu
brechen, das Fenster soll mit gehauenem Steinwerke und eisernen
Geremsen versichert werden, das Stift muss den Schwibbogen an der
Mauer wieder herrichten und ein Gewölbe darüber bauen, damit der Mauer-
gang nicht unterbrochen wird, auf dieses Gewölbe will es dann einen Bau
zu einer „liberij“, d. h. Bibliothek oder Archiv, setzen — dies der Inhalt
der auf diese Abmachung zwischen Stift und Stadt bezüglichen Urkunde
vom 1. September 1430. Nach einer von Battonn angezogenen Stelle des
nicht mehr vorhandenen Manuskriptes Cunibert stand in der neuen
Sakristei der Altar des Erzengels Michael; sie soll sammt dem daneben
gelegenen Versammlungsräume für das Kapitel an Stelle einer alten Kapelle
der Kirche errichtet worden sein.

Noch ermangelte die Kirche des Thurmes; auch hierzu bedurfte es
der Erlaubniss des Käthes, da der Thurm auf die Stadtmauer gesetzt
werden sollte. Dies wurde dem Stifte im Jahre 1453 unter der Bedingung
gestattet, dass der Thurm in der TV eise gebaut würde, dass dadurch der
Gang auf der Mauer nicht zugemauert werde, und dass es den Thurm von
der Stadt als Wachtthurm benutzen lasse. Für die Kirchenglocken wurde
zunächst „eyn hultzern gesperre und glockhus“ mit Erlaubniss des Käthes
und mit der Verpflichtung des späteren Abbruches auf Verlangen des
Käthes ebenfalls auf städtischem Grund und Boden errichtet. Nach Fertig-
stellung des Thurmes wurde dieses provisorische, mit Schindeln gedeckte
Glockenhaus wohl beseitigt.

Im Jahre 1468 werden die Altäre „zum neuen Chörlein“ und am
Eingänge zum Thurme neu geweiht. 1473 stiftete Jeckel zu Schwanau
zum ÄVölben, Malen und Ausweissen des Chores 200 Gulden, eine Arbeit,
die aber 643 Gulden gekostet hat; für Thurm, Geläute und Orgel stiftete
er 400 Gulden — nach einer aus dem Ende des XVII. Jahrhunderts
stammenden Notiz1). Eine Urkunde des Stiftes von 1479 zeigt dagegen,
dass die Nachlass Verwaltung Jeckeis zu Schwanau der Kirchenfabrik
3251/2 Gulden nur zinsenlos vorgestreckt hatte und zwar zu Bauten am
Thurme, von dem wir wissen, dass 1478 an ihm gebaut und dass er damals
mit Schindeln gedeckt wurde. Aus dem Jahre 1495 hören wir noch, dass
damals neue Stühle für den Chor in Köln angefertigt wurden. Bald
darauf that das Stift die einleitenden Schritte zu den grossen Ver-
änderungen im Beginne des XVI. Jahrhunderts, zum Neubau des Chores
der Kirche.

Schon am 6. Juli 1497 bat das Stift den Kath um Erlaubniss und
Förderung zum Erwerb des an das Kirchengrundstück stossenden Hauses
Kadeheim, um damit Kirche, Chor und Kirchhof zu vergrössern. Der 9

9 Extrakte aus den Rathsprotokollen Band X.
 
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